Herzensangelegenheit. Alain Sutter
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Die Antwort des Abtes war folgende: »Du hast unsere Gebete nie gesehen, weil ein Gebet nie gesehen werden kann. Was ihr gesehen habt, ist nur das, was wir tun, um das Gefühl in unseren Körpern zu erzeugen. Beten ist fühlen!«
Deshalb kann man auch alle Studien über die Wirkung von Gebeten getrost ignorieren, denn niemand weiß, wie die tiefsten inneren Überzeugungen und die daraus entstandene Gefühlswelt bei den Betenden war. Das aber sind die Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen und nicht der Akt des Gebets, das ist nur eine Technik, die dazu genutzt werden kann, um ganz bestimmte Gefühle zu erzeugen. Denn wenn jemand aus Angst, Verzweiflung und Sorge für jemanden betet, wird er genau diese Energie dem Betroffenen zukommen lassen, und dann können sich auch negative Ergebnisse zeigen, denn die Beeinflussung geschieht nicht durch den Akt des Gebetes und seiner Worte, sondern durch die Qualität der Gefühle, die aus unseren tiefsten Überzeugungen entstehen und gesendet werden.
Das ist auch der Grund, weshalb es Studien gibt, die belegen, dass Beten einen positiven Einfluss hat, und andere, die belegen, dass Beten nichts nützt oder sogar Schaden zufügen kann. Und obwohl die vielen Studien unterschiedliche Resultate ergeben, haben sie doch alle recht, denn wir leben nicht in einer Entweder-oder-Welt, sondern in einer Sowohl-als-auch-Welt! Solange wir aber die falschen, unwichtigen Parameter messen – bei diesem Beispiel das Beten, eine Technik – und nicht das Wesentliche, nämlich die Gefühlswelt, das Empfinden, werden wir immer unterschiedliche Resultate zu gleichen Themen bekommen. Damit kann das Paradigma der Entweder-oder-Welt die Verwirrung der Menschen aufrechterhalten und dafür sorgen, dass keiner so recht weiß, was jetzt Sache ist, und wir uns dann miteinander anhand von dem, was wir glauben wollen, über die Wahrheit streiten können.
Dass es darum geht, wie wir uns fühlen, und das der einzig relevante Parameter ist, sehe ich täglich in meiner Praxis anhand der Lebensfeuermessung, die ich mit meinen Klienten mache. Dabei führt der Klient ein Tagesprotokoll, das dann mit seinen Daten aus der Lebensfeuermessung verglichen wird. Bei der Auswertung sieht man, wie sich der Klient bei den jeweiligen Dingen gefühlt hat. Und es zeigt sich immer wieder, dass die innere Einstellung zu dem, was wir machen, den Organismus positiv oder negativ beeinflusst. Aber auch dazu später mehr.
Ein weiteres Beispiel, das uns zeigen kann, dass alles mit allem verbunden ist, ist der Maharishi-Effekt: Im Jahr 1974 entdeckten Wissenschaftler, dass in vier Städten im mittleren Westen der USA, in denen 1 Prozent der Bevölkerung die Transzendentale Meditation erlernt hatte, die Kriminalitätsrate zu sinken begann.
Angeregt durch dieses Ergebnis untersuchte man daraufhin in einer wissenschaftlichen Studie systematisch elf Städte, in denen bis 1972 mindestens 1 Prozent der Bevölkerung mit der Praxis der Transzendentalen Meditation begonnen hatte. Diese Studie und weitere wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass in Städten und Ortschaften der Trend wachsender Kriminalität umgekehrt wird, wenn dort lediglich ein Prozent der Bevölkerung die Technik der Transzendentalen Meditation ausübt, ein Anzeichen für wachsende Ordnung und Harmonie.
Wissenschaftler nannten dieses Phänomen Maharishi-Effekt, da Maharishi Mahesh Yogi diese Auswirkung schon 1960 vorausgesagt hatte. Der Maharishi-Effekt bestätigt das Prinzip, dass das Bewusstsein des Einzelnen einen Einfluss auf das kollektive Bewusstsein hat.
Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Studie über die Auswirkungen Transzendentaler Gruppenmeditation zur Verhütung von Gewaltkriminalität in Washington, D. C. vom Juni bis Juli 1993:
Diese Studie stellt die Ergebnisse eines Experimentes dar, zu dem sich eine Gruppe von etwa 4000 Ausübenden der Transzendentalen Meditation in der Zeit vom 7. Juni bis 30. Juli 1993 in Washington, D. C. versammelte. Dem Experiment lag die Hypothese zugrunde, dass während des Projektes das Ausmaß von Gewaltkriminalität als Ergebnis des Gruppeneffektes von wachsender Kohärenz und reduziertem Stress im kollektiven Bewusstsein des Bezirks Columbia deutlich zurückgehen würde. Ein Gremium von 27 Projektbeobachtern, das sich aus unabhängigen Wissenschaftlern und führenden Persönlichkeiten des Bezirks zusammensetzte, genehmigte das Protokoll zur Durchführung und überwachte den Ablauf des Versuches. Die wöchentlichen Verbrechenszahlen wurden den Statistiken des District of Columbia Metropolitan Police Department (DCMPD) entnommen. Die statistische Analyse berücksichtigte die Auswirkungen von Wetterveränderungen, Tageslicht, früheren Kriminalitätstendenzen und jährliche Schwankungsmuster im Bezirk von Columbia ebenso wie Tendenzen in den benachbarten Städten. Die Daten aus dem Jahr 1993 ergaben einen signifikanten Rückgang der Gewaltstraftaten während der Versuchsperiode; der Rückgang stand im Zusammenhang mit der Gruppengröße. Der höchste Wert für die Verminderung der Gewaltstraftaten betrug 23,3 Prozent. Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Wirkung der kohärenzschaffenden Gruppe auf den Rückgang der Gewaltstraftaten nicht auf zusätzliches Polizeipersonal zurückzuführen war. Die Wirkung war kumulativ, in Relation zur Gruppengröße und hielt nach der Beendigung des Demonstrationsprojektes für eine gewisse Zeit noch an. Des Weiteren prognostizierte eine Berechnung, dass eine permanente Gruppe von 4000 kohärenzschaffenden Experten eine Langzeitwirkung im Bezirk Columbia haben würde, wodurch sich die Gewaltstraftaten um 48 Prozent reduzieren würden. Es scheint wirklich alles mit allem verbunden zu sein und das stärkste System gibt den Ton an.
Maharishi (1978) betonte, dass eine Gesellschaft durch die Qualität ihres kollektiven Bewusstseins charakterisiert ist, das aus dem kumulierten Bewusstsein jedes einzelnen Gesellschaftsmitgliedes entsteht und umgekehrt wieder das individuelle Verhalten beeinflusst. Zunehmender Stress im Leben des Einzelnen erhöht den Stress im kollektiven Bewusstsein, was sich in Gewalt, Kriminalität und anderen sozialen Problemen widerspiegelt. Umgekehrt beeinflusst eine Anhebung der Ebene von Harmonie im kollektiven Bewusstsein das individuelle Verhalten positiv und stellt so ein praktisches Mittel zur Verbesserung der Lebensqualität der Gesellschaft und zur Lösung hartnäckiger sozialer Probleme dar.
Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Liebe die stärkste Kraft in unserer Welt ist, wenn nur ein Prozent der Bevölkerung, die sich auf ihr Herz fokussiert, imstande ist, die Gewalt- und Kriminalitätsrate signifikant zu senken, weil ihr Bewusstsein in ihrem Umfeld für mehr Kohärenz (Harmonie) sorgt. Das sollte allen, die sich eine bessere Welt wünschen, Mut machen, das Ganze in die eigenen Hände zu nehmen, indem sie sich auf sich selbst konzentrieren und schauen, dass sie mehr Kohärenz, Harmonie und Liebe in ihr Leben bringen. Wie es aussieht, kann jeder Einzelne von uns einen Unterschied ausmachen, weit über das hinaus, was die meisten zu glauben wissen. Denn es wird immer stärker sichtbar, dass mit mehr Herzlichkeit, aus der mehr Kohärenz, mehr Harmonie entsteht, wir nicht nur für uns etwas Gutes tun, sondern auch für unsere Umgebung.
Von einem anderen Standpunkt aus betrachtet, sieht es so aus, als wären die vermeintlich größten Egoisten, die gut auf sich schauen, in Tat und Wahrheit die Menschen, von denen die Gemeinschaft den größten Nutzen hat. Auch wenn sie nicht jeden Blödsinn mitmachen und nicht immer das tun, was wir gern von ihnen hätten, und sie sich nicht immer so verhalten, wie wir es von ihnen erwarten. Wenn wir lernen würden, unseren Fokus in unserem Herzen zu halten, was zu einem Wohlgefühl der Liebe und Zufriedenheit führt – auch wenn von außen daran gezogen wird –, würden wir stärker werden und unser Einfluss auf die Welt würde sich vergrößern. Die Menschen in der vorangegangenen Geschichte haben dies mit Transzendentaler Meditation gemacht und dadurch gelernt, ihren Fokus in ihrer Mitte zu halten, was zu einem Wohlgefühl der Liebe und Zufriedenheit führt, was wiederum ihr System stärker machte: Daher hatten im Vergleich nur wenige Personen einen großen Einfluss auf viele.
Wer bis jetzt alles verstanden hat, weiß, dass jetzt nicht jeder die Technik der Transzendentalen Meditation lernen muss, um seinen Fokus besser in seiner Mitte zu halten, um ein