Hildegard von Bingen – Einfach Leben. Brigitte Schmidle
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1151–1158: In dieser Zeit schreibt Hildegard zwei weitere Werke: »PHYSICA« – »Heilkraft der Natur« und »CAUSAE ET CURAE« – »Ursachen und Behandlung von Krankheiten«.
1158–1163: In diesem Zeitraum entsteht das »LIBER VITAE MERITORUM«, das Buch der Lebensverdienste, bekannt als »Der Mensch in der Verantwortung«. Gleichzeitig unternimmt sie Predigtreisen ins Frankenland, nach Lothringen und ins Rheinland.
Dies ist deshalb hervorzuheben, da es für Frauen damals völlig unüblich war, öffentlich Reden zu halten. Auf Marktplätzen appelliert sie an das Volk, die Liebe zu Gott nicht zu verlieren, zumal das Schisma (= Kirchenspaltung) damals eine zusätzliche Bedrohung für den Glauben darstellte.
1163 entsteht »LIBER DIVINORUM OPERUM«, das Buch vom Wirken Gottes, auch bekannt unter »Welt und Mensch«.
Während all der Zeit ist sie als Äbtissin, Mahnerin und Korrespondentin aktiv. Von ihrem regen Briefwechsel mit Adel und Klerus sind rund 300 Briefe erhalten geblieben. In der spärlichen Freizeit komponiert sie 77 Lieder und ein Singspiel. Sie wagt sich an eigene Klangbilder heran und beschreitet für damalige Verhältnisse völlig neue Wege. Sie empfiehlt das Singen und Musizieren zum »Stimmen der Seele«, denn nur eine gut gestimmte Seele diene zur Freude Gottes.
1164: Hildegard gründet auf der anderen Seite des Rheins bei Rüdesheim das Kloster Eibingen. Diese zweite Klostergründung wird notwendig, da der Rupertsberg einen immensen Zuwachs erfährt.
Sie fährt zwei Mal pro Woche über den Rhein, um in beiden Klöstern nach dem Rechten zu sehen. (Das nur noch teilweise erhaltene Kloster Eibingen ist das einzige, in dem heute ein Museum untergebracht ist.)
1178 wird das »Interdikt« (= Verbot kirchlicher Amtshandlungen) über das Kloster am Rupertsberg verhängt, weil Hildegard einen exkommunizierten Adeligen auf dem Klosterfriedhof beerdigen lässt. Als sie sich weigert, ihn exhumieren zu lassen, kommt es zu dieser schwerwiegenden Strafe.
Für ein Kloster war es die größte Strafe überhaupt, keine Gottesdienste mehr feiern, keine Sakramente empfangen und keine Loblieder mehr singen zu dürfen.
Sie gibt nicht nach und schreibt einmal mehr an den Klerus, sich seiner eigentlichen Aufgaben zu besinnen.
1179: Am Anfang dieses Jahres wird das Interdikt schließlich wieder aufgehoben.
Am 17. September 1179 stirbt Hildegard. An ihrem Todestag ist Berichten zufolge ein großes helles Kreuz am Himmel zu sehen.
Am 7. Oktober 2012 erhebt Papst Benedikt XVI. die heilige Hildegard zur Kirchenlehrerin.
Grundlagen der Hildegard-Lehre
Auf der persönlichen Wunschliste eines jeden von uns stehen Glück und Gesundheit ganz oben. Was diese Begriffe allerdings wirklich bedeuten, erfahren wir meist erst, wenn uns das Gegenteil, nämlich Unglück und Krankheit begegnen. Dabei liegt oft schon allein in der Gesundheit der Schlüssel zum Glück.
Erst wenn wir mit Krankheit konfrontiert werden, lässt sich erkennen, dass wir selbst für unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und unser Glück verantwortlich sind.
Die Heillehre Hildegards geht immer von »Ganzheit« aus. Das bedeutet, wenn ein Teil des Körpers leidet, müssen nicht nur dieser Teil, sondern der gesamte Körper und darüber hinaus auch noch Seele und Geist behandelt werden.
Hildegard gibt keine Garantie für einen Heilerfolg, denn nur wenn Gott will und der Mensch seinen Beitrag leistet, ist ein »Heil werden« auf allen drei Ebenen möglich.
Unsere Aufgabe besteht darin, Verantwortung zu übernehmen und ein gesundes, freudvolles Leben zu führen.
Eine weitere Herausforderung an uns selbst stellt aber auch die Rückbesinnung auf uns und unsere Kultur, auf überlieferte Werte und daraus entstehende Richtlinien dar, die das Leben durchaus erleichtern.
Eine dieser Richtlinien ist die persönliche Einschränkung. Gerade sie birgt viele Vorteile, denn wir leiden am Überfluss. Wir alle sind mit zu viel Information, zu viel Freizeitangebot, zu viel beruflicher Anforderung und zuviel materiellen Gütern konfrontiert.
Welche Klarheit liegt in der Einschränkung.
Die Hildegard-Lehre in Bezug auf Ernährung
Trennkost, Rohkost, Vollwertküche und Kochen nach den Fünf Elementen sind nur einige Beispiele für Küchentrends der vergangenen Jahre.
Immer gab es zunächst begeisterte Berichte darüber, die bald gegenteiligen Meldungen Platz machen mussten. Das hat bei vielen gesundheitsbewussten und selbstverantwortlichen Menschen große Verunsicherung ausgelöst.
Die Hildegard-Ernährung unterscheidet sich von diesen Trends dadurch, dass sie absolut unspektakulär und einfach ist, zudem aber spürbares Wohlbefinden erzeugt.
In der Hildegard-Küche werden bestimmte Lebensmittel bevorzugt eingesetzt, andere werden nach und nach ausgetauscht und das Ganze wird mit bestimmten Gewürzen ergänzt.
Achten Sie dabei gut auf Ihr eigenes Gespür: Ein wohlig-warmes Gefühl im Bauch ist immer ein gutes und sicheres Zeichen, dass das Nahrungsmittel »richtig« ist.
Blähungen, Aufstoßen und Völlegefühl hingegen zeigen auf, dass das Nahrungsmittel nicht gut tut.
Die Umstellung auf die Hildegard-Küche bietet die Chance, den Körper wieder spüren zu lernen und diesem Gespür auch wieder zu vertrauen.
Die Hildegard-Lehre in Bezug auf Krankheit und Therapie
Die meisten Krankheiten und ihre Ursachen sind heute zwar wissenschaftlich erforscht und bis ins kleinste Detail durchleuchtet, Diagnose und Therapie bleiben aber meistens auf den Körper beschränkt.
Die seelischen Ursachen der jeweiligen Krankheit und der Grund, warum ein Virus oder ein Bakterium beim einen »zur Wirkung kommt« und einen anderen verschont, werden kaum oder gar nicht berücksichtigt.
Die Gesundheitslehre Hildegards macht immer wieder deutlich, dass eine wirkliche Gesundung nur dann erfolgen kann, wenn auch die seelischen Ursachen behandelt werden.
Nach dem Motto »vorbeugen ist besser als heilen« können wir mit einer ganzheitlichen Lebensführung Krankheiten verhindern bzw. minimieren.
Wir können uns aber auch mit Hildegard-Mitteln selbst helfen, wenn wir – und das ist absolut zu betonen – den Arzt aufgesucht haben und die Diagnose kennen.
Die Erhaltung oder Erlangung der Gesundheit ist ein lebenslanger Prozess, den wir immer wieder aufs Neue selbst in die Hand nehmen müssen.
Die Hildegard-Lehre in Bezug auf Mystik und Religiosität
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