Kleine politische Schriften. Walter Brendel

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Kleine politische Schriften - Walter Brendel

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Industriezweige, in denen der individuelle Besitz sich nicht so leicht gegenseitig abwägen läßt. Es wäre leicht, die sozialistische Neugeburt der Gesellschaft detailliert auszumalen und an die Phantasie zu appellieren. Hierfür ist aber der Gegenstand zu ernst. Die angedeuteten Grundzüge und Umrisse genügen. Es reicht hin, daß die Unhaltbarkeit, die Gemeinschädlichkeit der bestehenden Zustände bewiesen ist und damit die Notwendigkeit der Umgestaltung. Die Notwendigkeit ist das Recht und die Pflicht. So notwendig es für den menschlichen Körper ist, daß der Krankheitsstoff ausgetrieben werde, so notwendig ist es für die menschliche Gesellschaft, sich von Systemen und Einrichtungen zu befreien, welche die Weiterentwicklung hindern, weil die Gesellschaft über sie hinausgewachsen ist. Der junge Aar der neuen Gesellschaft muß die Eierschale der alten Gesellschaft zerbrechen, oder er erstickt. Wie Marx es ausdrückt: »Die Konzentration der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt.« Die Naturgesetze, welche uns in die heutigen Zustände hineingeführt haben, werden uns auch aus ihnen herausführen. Stillstand gibt es nur für den Ignoranten. Die Frage ist bloß, ob wir uns durch die zwingenden Verhältnisse voranstoßen lassen oder ob wir freiwillig und selbstbewußt voranschreiten wollen. Das Ziel liegt erkennbar da – der Weg ist uns noch teilweise verborgen –, im Voranschreiten werden wir ihn finden. Fehltritte, Abirrungen werden uns nicht erspart sein; aber die Notwendigkeit wird uns stets wieder auf den richtigen Pfad bringen. Wir Sozialdemokraten rühmen uns nicht der Unfehlbarkeit. Zugegeben, wir irrten in diesem und jenem Punkt, die Praxis wird alle Irrtümer rektifizieren; und jede Veränderung der herrschenden gesellschaftlichen Zustände ist eine Verbesserung. Die sicherste Bürgschaft einer gedeihlichen Zukunft und einer ruhigen, organischen Entwicklung liegt aber in dem Zusammengehen des arbeitenden Volkes in Land und Stadt.

      Man hat uns häufig als eine ausschließliche Arbeiterpartei hingestellt, das Wort Arbeiter im engsten Sinne des Industrielohnarbeiters genommen. Eine Arbeiterpartei sind wir aber nicht in diesem beschränkten Sinne. Jeder Mensch soll arbeiten, und wer arbeitsfähig ist und nicht arbeitet, hat kein Recht zu leben. In der heutigen Welt aber ist der arbeitende Mensch unterdrückt, ausgebeutet, zum Elend verdammt; und der Faulenzer herrscht und schwelgt. Soll das so fortgehen? Will das arbeitende Volk ewig das Joch der Faulenzer tragen? Will es? Nein: kann es? Es kann nicht. Es kann nicht, wenn es nicht auf sein Menschenrecht, seine Menschenwürde und seine Menschenexistenz verzichten will. Aus den Reihen der städtischen Arbeiter ertönt schon der Donnerruf: »Tod der Not und dem Müßiggang!« Wie lange wird's dauern, bis er auf dem Land seinen Widerhall findet? Wir haben bisher vielleicht nicht genug für die Verbreitung der sozialdemokratischen Ideen unter der Landbevölkerung getan – die Schwierigkeiten der Propaganda mögen uns zur Entschuldigung dienen! Das Versäumte muß aber noch nachgeholt werden. Pflicht und Parteiinteresse schreiben es uns vor.

      Wir brauchen die Landarbeiter und Kleinbauern, soll unser Ringen nicht ein hoffnungsloses sein. Der unheilvolle Gegensatz zwischen Stadt und Land, der bisher jede freiheitliche Bewegung gehemmt, vereitelt hat, muß aufhören. Das warnende Exempel Frankreichs ist nicht an uns verloren. Am 24. Februar 1848 stürzte Paris, die Stadt, den Thron des korrupten Bürgerkönigs; und neun Wochen später schickte das Land eine reaktionäre Nationalversammlung nach Paris, welche die neugegründete Republik untergrub und die Juni-Insurrektion zur Niederwerfung des sozialdemokratischen Industrieproletariats organisierte. Fünf und einen halben Monat nach der Junischlacht wählte das Land mit überwältigender Majorität Louis Bonaparte zum Präsidenten der Republik und bereitete dadurch den Staatsstreich vor, welcher drei Jahre später die Republik vollends beseitigte und Frankreich der bonapartistischen Räuberbande zu systematischer Ausplünderung überlieferte. Das Land, das sind die Bauern. Die französischen Bauern haben das Kaiserreich gemacht aus blinder Furcht vor dem städtischen Sozialismus, in der törichten Hoffnung, das Empire werde sie aus dem Elend reißen. Wohlan, sie sind aus dem Regen in die Traufe gekommen; die Säbeldiktatur, der sie in ihrer Angst vor den eingebildeten Schrecknissen des Sozialismus sich in die Arme geworfen, hat ihnen in Wirklichkeit die Übel gebracht, denen sie ausweichen wollten: Seit dem 2. Dezember 1851 hat die Verarmung des französischen Bauerntums infolge der schamlosen Mißregierung des Empire in furchtbar beschleunigter Progression zugenommen. Die Sozialisten hätten die Bauern aus den Händen der Wucherer, in denen sie sich jetzt winden, zu reißen gesucht, durch Anwendung des Assoziationsprinzips auf die Landwirtschaft und durch Staatskredit bessere Zustände angebahnt; das Kaiserreich saugt den Bauern die letzten Säfte aus – die Herren in den Tuilerien denken: Wenn es nur uns aushält! Wenn wir nur schlemmen und im Mark der Nation schwelgen können – après nous le deluge! (Nach uns die Sintflut!)

      Nach Berichten aus Frankreich beginnt es dort in den Köpfen der Bauern zu tagen. Ich will wünschen, daß dem so sei, im Interesse Frankreichs und der Bauern! Gewiß ist: für die Bauern gibt's keine andere Rettung als im Sozialismus. Das rote Gespenst ist der Heiland. Gewiß ist jedoch auch, daß die Masse der französischen Bauern den Sozialismus noch immer mit einem geheimen Grauen betrachtet und daß die sozialistische Propaganda mit einem schwer zu überwindenden Mißtrauen zu kämpfen hat. Diesem Mißtrauen trugen die französichen Delegierten des Baseler Kongresses Rechnung, als sie gegen den Grundeigentumsbeschluß stimmten oder sich der Abstimmung enthielten. So tief eingewurzelte Vorurteile lassen sich nicht mit einemmal ausrotten; und ehe sie ausgerottet sind, erheischen sie Schonung, sollen nicht schlimme Folgen eintreten. Die Zeit und die Verhältnisse werden das ihrige tun. Gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen. Der ländliche Arbeiter hat genau dasselbe Interesse wie der städtische Arbeiter; der Kleinbauer genau dasselbe Interesse wie der Kleinhandwerker und Kleinkrämer. Der ländliche Arbeiter ist Proletarier, der Kleinbauer wird es; jener ist Sklave des Kapitals, dieser Rekrut für die Armee der Sklaven des Kapitals – das ist der ganze Unterschied. Die städtischen Arbeiter und die Verständigen unter den städtischen Kleindhandwerkern und Kleinkrämern haben begriffen, daß ihre traurige Lage die Folge der heutigen Produktionsweise ist, und suchen dieselbe durch genossenschaftliche Produktion zu ersetzen. Die ländlichen Arbeiter und Kleinbauern haben bisher ihrer Mehrzahl nach diese Bestrebungen ihrer verkannten Brüder bekämpft, sich zu Werkzeugen des gemeinsamen Feindes hergegeben. Mögen sie das Selbstmörderische ihres Handelns einsehen! Der Tag, an welchem der ländliche Arbeiter und Kleinbauer dem städtischen Arbeiter und Kleinbürger die Hand reicht, ist der Tag der Befreiung beider. Nicht: Hie Stadt! Hie Land! sei die Losung, sondern: Hie Stadt und Land, brüderlich verbündet gegen die gemeinsamen Feinde der ehrlichen Arbeit!...

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