Erfolgreich als Unternehmer für Dummies. Jan Evers
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Kapitel 2
Was erfolgreiche Unternehmer richtig machen
IN DIESEM KAPITEL
Wie Super-Entrepreneure Entscheidungen treffen
Faustregeln für Unternehmerinnen
Tipps und Übungen, um jeden Tag ein bisschen besser zu werden
Leider hat es sich noch nicht überall herumgesprochen, dass das Bild vom typischen Unternehmer überholt ist – auch und gerade nicht unter Fachleuten. Immer noch herrscht bei vielen Kammern und Unternehmensberatungen die schlichte Überzeugung vor: »Wer ein Unternehmen führt, braucht vor allem ein gutes Zahlenverständnis und sollte sich mit Buchhaltung und Management auskennen.«
Mit Verlaub, das ist Unsinn. Gerade in dynamischen Zeiten kommt es auf ganz andere Dinge an: darauf, mit Veränderungen zurechtzukommen, offen für Neues zu sein und kluge Entscheidungen zu treffen, selbst wenn überhaupt nicht klar ist, was die Zukunft bringt. Wie wenig wir uns auf Prognosen und Planungen verlassen können, hat uns zuletzt die Coronakrise deutlich gemacht.
In diesem Kapitel erfahren Sie, wie erfolgreiche Unternehmerinnen denken und handeln. Lassen Sie sich von den Erkenntnissen der Wissenschaft überraschen und für Ihren eigenen Unternehmeralltag inspirieren.
Das sagt die Wissenschaft
Unternehmer sollten offen sein, Veränderungen akzeptieren, unter Ungewissheit Entscheidungen treffen können – ist das nicht eher das Niveau von Kalendersprüchen? Keineswegs. Wie zentral diese Einstellungen sind, ist höchstwissenschaftlich belegt.
Eine der ersten, der das gelungen ist, ist die Kommunikationswissenschaftlerin Saras Sarasvathy. Wie viele ihrer Kollegen wollte sie herausfinden, ob erfolgreiche Unternehmer bestimmte Gemeinsamkeiten aufweisen, und falls ja, welche. Zu diesem Zweck führte sie Ende der 1990er-Jahre mehrere Interviews mit ausgewählten Super-Entrepreneuren, also mit Unternehmern, die mehrfach gegründet und mindestens ein Unternehmen zu Fall und eins an die Börse gebracht hatten.
Die Ergebnisse ihrer Untersuchung sollten alles auf den Kopf stellen, was man bisher (und zum Teil leider immer noch) über gute Unternehmensführung zu wissen glaubte. Ihre Interviewpartner handelten nämlich gerade nicht so, wie es im BWL-Lehrbuch steht, sondern – halten Sie sich fest – genau umgekehrt!
Sarasvathy hat herausgefunden, dass erfolgreiche Unternehmer vier grundlegenden Prinzipien folgen:
Prinzip der Mittelorientierung: Anstatt sich aufgrund von sorgfältig erstellten Analysen ein Ziel zu setzen, die notwendigen Mittel zu beschaffen und dann an der Zielerreichung zu arbeiten, so wie es die klassische Managementlehre vorsieht, fangen sie mit einer Bestandsaufnahme ihrer Mittel an und überlegen dann, was sich damit anstellen ließe. Nicht das Ziel bestimmt also ihre Mittel, sondern die Mittel bestimmen das Ziel.
Prinzip vom leistbaren Verlust: Sie gehen kein hohes Risiko ein, sondern nutzen eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, ihr Risiko kleinzuhalten: Sie setzen immer nur so viel aufs Spiel, wie sie sich leisten können zu verlieren. Damit bleiben sie handlungsfähig, selbst wenn sie überhaupt nicht absehen können, was die Zukunft bringt.
Prinzip Zufall: Sie sparen sich die Mühe, sich vor unvermeidlichen Zufällen zu bewahren, sondern verwandelten unvorhergesehene Wendungen in Chancen.
Prinzip der Vereinbarung: Sie konzentrieren sich nicht auf die Abgrenzung zur Konkurrenz, sondern suchen sich stattdessen Partner, die bereit sind, sich auf ein unsicheres Vorhaben mit ihnen einzulassen. Deshalb scheuen sie sich nicht, schon früh mit möglichst vielen anderen über ihre Ideen zu sprechen.
Effectuation: Wie erfolgreiche Unternehmerinnen denken und handeln
Für die besondere Sicht- und Handlungsweise von Super-Entrepreneuren hat die Kognitionswissenschaftlerin Saras Sarasvathy den Begriff Effectuation geprägt. Er wird abgeleitet vom englischen Begriff to effectuate something: etwas erreichen.
Als sie ihre Doktorarbeit über die Frage »Wie denken und handeln erfolgreiche Unternehmer?« plante, hatte Sarasvathy eine kluge Idee. Sie wusste, dass es vielen Menschen schwerfällt, ihr eigenes Vorgehen systematisch zu beschreiben. Die meisten greifen auf Handlungsmuster zurück, von denen sie glauben, dass sie sie anwenden. Und das sind eben oft die, die in Lehrbüchern beschrieben werden. Um dieser Falle zu entgehen, hörte die Wissenschaftlerin ihren Untersuchungsobjekten beim Denken zu. Sie setzte ihnen ein unternehmerisches Problem vor und bat sie, ihre Gedanken laut zu äußern, während sie eine Lösung entwickelten. Sie protokollierte ihre Äußerungen und wertete sie anschließend aus.
Sarasvathys empirische Untersuchungen führten zu der Erkenntnis, dass erfolgreiche Unternehmer sich nicht durch bestimmte Eigenschaften von anderen Menschen unterscheiden, sondern durch die Art und Weise, wie sie denken und handeln. Eine gute Nachricht! Denn das bedeutet: Jeder Mensch, der sich diese Entscheidungslogik aneignet, kann erfolgreich etwas unternehmen und die Zukunft gestalten – ganz unabhängig von seiner Persönlichkeit.
Ein Beispiel aus der Küche
Der Autor Michael Faschingbauer aus Graz hat ein gutes Bild gefunden, mit dem sich die typische Handlungsweise erfolgreicher Unternehmer beschreiben lässt. Wir greifen es gerne auf, weil es so eingängig ist: Nehmen wir an, Sie erwarten Besuch und möchten mit einem leckeren Menü aufwarten. Nach der gängigen Methode würden Sie zunächst Ihre Kochbücher durchgehen und ein passendes Rezept auswählen (Ziel). Dann würden Sie eine Einkaufsliste schreiben, in die Stadt fahren, die Zutaten besorgen, zurückfahren (Mittelbeschaffung) und endlich mit dem Kochen beginnen (Umsetzung). Das Ergebnis wäre im Idealfall genau so, wie es im Kochbuch aussieht – zumindest solange nichts Unvorhergesehenes passiert. Aber was machen Sie, wenn die Soße anbrennt und Sie keine Zutaten mehr für einen zweiten Versuch haben? Dann wäre die Verzweiflung wahrscheinlich groß, denn Ihr ursprüngliches Ziel könnten Sie jetzt nicht mehr erreichen.
Unsere Superunternehmer würden es von Anfang an anders machen: Sie würden sich als Erstes in der Küche umschauen und dann aus dem, was sie dort vorfinden, etwas Leckeres zaubern. Ihre Mittel würden das Ziel bestimmen. Am Ende hätten sie nicht nur sehr viel Zeit, Aufwand und Nerven gespart, sondern auch ein einzigartiges Menü kreiert, das garantiert noch keiner der Gäste je probiert hat. Sie hätten etwas völlig Neues geschaffen. Dieses Vorgehen empfiehlt sich besonders dann, wenn Sie bei einem Vorhaben nicht auf Ihre Erfahrungen zurückgreifen können und die Rahmenbedingungen unsicher sind. Abbildung 2.1 zeigt die Schritte des Entscheidungsprozesses unter sicheren und unter unsicheren Bedingungen im Vergleich.
Abbildung 2.1: Zwei Wege, erfolgreich zu sein (eigene Darstellung nach Faschingbauer, Michael: Effectuation: Was erfolgreiche Unternehmer auszeichnet)
Vier Prinzipien für