Epidemiologie für Dummies. Patrick Brzoska

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Epidemiologie für Dummies - Patrick Brzoska

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durch einen luftdichten gelben Anzug mit einer Art Astronautenhelm, erkundet Daniels das von der Seuche betroffene Dorf. Er sammelt und analysiert Daten, um herauszufinden, wie die Krankheit übertragen wird. Wer ist betroffen? Wann sind die Menschen erkrankt? Wo treten die Fälle auf? Seine epidemiologische Detektivarbeit zeigt: Die Menschen haben sich offenbar bei einem Affen infiziert, der ein hoch ansteckendes Virus verbreitet, selbst aber nicht erkrankt.

      Cedar Creek, eine Kleinstadt in Kalifornien. Ein Reisender hat das Virus aus Zaire in die USA eingeschleppt. Es breitet sich in der Stadt wie ein Lauffeuer aus. Menschen, die sich angesteckt haben, aber noch nicht erkrankt sind, husten im Kino oder küssen ihren Partner und streuen so das Virus. Wieder ist Sam Daniels gefragt. Es gelingt ihm, die Infektionsquelle zu finden und die Seuche einzudämmen.

      Alles Klischees? Nicht nur. Einige Elemente in Filmen wie »Outbreak« und »Contagion« sind mitten aus dem Leben der Epidemiologen gegriffen. Für viele Infektionsepidemiologen gehört die detektivische Suche nach der Ansteckungsquelle eines Ausbruchs und nach dessen Ausbreitungswegen zum Tagesgeschäft. Ein Beispiel ist die Kontaktnachverfolgung bei Infektionen mit dem Corona-Virus. Oft handelt es sich aber um wenig spektakuläre Ausbrüche von Durchfallerkrankungen.

      

Eine ähnliche Krankheit wie die im Film »Outbreak« gibt es wirklich, hervorgerufen durch das Ebolavirus. Sie hat vergleichbare Symptome und verläuft häufig tödlich, ist aber nicht ganz so ansteckend wie im Film. Ausbrüche ereignen sich in Krankenhäusern in Afrika, in denen Spritzen und Nadeln nicht ausreichend sterilisiert werden. In den Jahren 2014 und nochmals 2018-2020 brach eine Ebola-Epidemie in Westafrika aus und führte sogar zu vereinzelten Krankheitsfällen in den USA und Europa.

      Epidemiologen sitzen also nicht nur am Computer. Bevor sie rechnen, sammeln sie Daten in der Bevölkerung, wenn auch nicht immer unter so schwierigen Bedingungen wie im Film. Nachdem sie gerechnet und analysiert haben, handeln sie. Mehr über die Untersuchung von Krankheitsausbrüchen und über Maßnahmen, um sie einzudämmen, erfahren Sie in den Kapiteln 2, 18 und 19.

      

Am Ende des Films »Outbreak« geht dem Regisseur die Fantasie durch: Daniels und sein Kollege müssen waghalsige Manöver mit einem Hubschrauber fliegen, um Cedar Creek vor der Vernichtung zu retten. (Uns ist das noch nicht passiert. Dabei würde uns dieser Teil der epidemiologischen Arbeit bestimmt liegen.)

      Gesund dank besserer Medizin?

      Um das herauszufinden, werfen wir einen Blick in die Gesundheitsberichterstattung, ebenfalls ein Arbeitsgebiet der Epidemiologen. Die Gesundheitsberichterstattung informiert unter anderem über die Häufigkeit von Gesundheitsproblemen in der Bevölkerung. Um Gesundheitsberichte zu erstellen, benutzen Epidemiologen oft Register von Krankheiten oder Todesfällen als Datenquelle (siehe dazu Kapitel 24). Die Auswertung von Registern ist weniger aufwendig, als neue Daten zu erheben. Außerdem ermöglicht es, auf Daten vergangener Jahre zurückzugreifen. So können Epidemiologen untersuchen, wie sich Gesundheitsrisiken über die Zeit verändern, und Rückschlüsse auf mögliche Ursachen ziehen.

      Aus dem Verlauf der Kurve können Sie einige interessante Beobachtungen ableiten:

       Die Säuglingssterblichkeit sank lange bevor es medizinische Errungenschaften wie Antibiotika (beispielsweise Sulfonamide) und Impfprogramme gab. Ausschlaggebend für einen großen Teil des Rückgangs waren bessere Lebensbedingungen, beispielsweise ausreichende Ernährung und sauberes Trinkwasser – und nicht etwa die Medizin.

       Ein Ereignis wie der Zweite Weltkrieg wirkt sich sichtbar negativ auf die Säuglingssterblichkeit aus – vor allem durch Hunger, schlechtere medizinische Versorgung sowie Todesfälle durch Bombenangriffe und durch die Gefahren des Auf-der-Flucht-Seins. Die Säuglingssterblichkeit gibt also Auskunft über die Situation einer Gesellschaft.

       In den vergangenen Jahren hat die Säuglingssterblichkeit einen sehr niedrigen Wert erreicht. Aber nur die jüngsten Verbesserungen verdanken wir der Hochleistungsmedizin, beispielsweise bei der Betreuung frühgeborener Säuglinge.

       Regelmäßige und lückenlos erhobene Daten zur Säuglingssterblichkeit liegen erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts vor. Vollständige Daten sind keine Selbstverständlichkeit, sie erfordern Bemühungen vieler Beteiligter (siehe Kapitel 24).

       Die vergleichsweise starken Schwankungen der Säuglingssterblichkeit vor 1949 lassen vermuten, dass die früheren Daten weniger zuverlässig waren als heute (zum Teil liegt es aber auch daran, dass es für die Zeit vor 1910 nur Daten aus unterschiedlichen Teilgebieten Deutschlands gibt).

      

Was Sie aus der Abbildung nicht erkennen können: Nicht alle Bevölkerungsgruppen in Deutschland haben eine gleichmäßig niedrige Säuglingssterblichkeit. Bei ausländischen Staatsangehörigen lag sie zeitweilig doppelt so hoch wie in der deutschen Bevölkerung. Das deutet darauf hin, dass diese Gruppe gesellschaftlich benachteiligt war und einen schlechteren Zugang zu Gesundheitsdiensten hatte – ein Thema der Sozialepidemiologie.

      

Es gibt immer noch Länder, in denen die Säuglingssterblichkeit nahezu so hoch ist wie in Deutschland um 1930. Dazu zählen ehemalige Bürgerkriegsgebiete in Afrika wie Sierra Leone und Liberia (81 bzw. 62 pro 1.000, Zahlen für 2019). Auch hier tragen schlechte Lebensbedingungen und Mangelernährung zu einer hohen – und weitgehend vermeidbaren – Sterblichkeit an Durchfall und Lungenentzündung bei. In vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara kommen Malaria und Aids als weitere Gesundheitsprobleme hinzu.

      In Deutschland trug neben der verbesserten Hygiene vor allem eine bessere Ernährung zur sinkenden Sterblichkeit durch Infektionskrankheiten bei. Wohlgenährte Menschen haben stärkere Abwehrkräfte. Sie stecken sich seltener

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