Kaiser und Galiläer. Henrik Ibsen

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Kaiser und Galiläer - Henrik Ibsen

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In meinen Händen –!

      Julian. O, breite sie in Gnaden über uns!

      Konstantinos. In meinen Händen? Was dachtest Du von meinen Händen?

      Julian ergreift seine Hände und küßt sie. Des Kaisers Hände sind weiß und kühl.

      Konstantinos. Was sollen sie sonst sein –? Was dachtest Du? Da hab' ich Dich wieder ertappt!

      Julian küßt sie wiederholt. Sie sind wie die Rosenblätter hier in der Mondnacht.

      Konstantinos. Ja, ja, ja, Julian.

      Eusebia. Vorwärts, – es ist an der Zeit.

      Konstantinos. Hinein zu müssen vor des Herrn Antlitz! Ich, ich! O, bete für mich, Julian! Sie werden mir den heiligen Wein reichen! Ich seh' ihn! Er funkelt wie Schlangenaugen im Goldkelch –. Er schreit auf. Blutige Augen –! O Jesus Christus, bete für mich!

      Eusebia. Der Kaiser ist krank –!

      Helena. Wo ist Cäsarios? Der Leibarzt, der Leibarzt – holt ihn!

      Eusebia winkt. Memnon, guter Memnon! Sie spricht leise mit dem Sklaven.

      Julian gedämpft. Herr, hab' Barmherzigkeit und schick' mich weit weg von hier!

      Konstantinos. Wo möchtest Du denn gern hin?

      Julian. Nach Ägypten! Dahin am liebsten, – wenn es Dir recht ist! Es gehen ja so viele dorthin – hinein in die große Einsamkeit.

      Konstantinos. In die Einsamkeit? So? In der Einsamkeit grübelt man. Ich verbiete Dir, zu grübeln.

      Julian. Ich werde nicht grübeln, wenn Du mir nur erlauben wolltest –. Hier wächst meine Seelennot mit jedem Tage. Böse Gedanken rotten sich um mich. Neun Tage lang habe ich ein hären Hemd getragen, – und es hat mich nicht geschützt; neun Nächte lang habe ich mich mit der Büßergeißel gepeitscht, – aber auch das hat sie nicht vertrieben.

      Konstantinos. Wir müssen standhaft sein, Julian! Der Teufel ist gar wirksam in uns allen. Sprich mit Hekebolios –

      Der Sklave Memnon zum Kaiser. Es ist an der Zeit –

      Konstantinos. Nein, nein, ich will nicht –

      Memnon faßt ihn beim Handgelenk. Komm, gnädigster Herr, – komm, sag' ich.

      Konstantinos richtet sich empor und sagt mit Würde: In das Haus des Herrn!

      Memnon leise. Und später dann das andere –

      Konstantinos zu Julian. Gallos soll vor mir erscheinen.

       Julian faltet hinter dem Rücken des Kaisers die Hände bittend gegen die Kaiserin.

      Eusebia schnell und leise. Fürchte nichts!

      Konstantinos. Bleib' draußen. Nicht in die Kirche mit der Gesinnung! Wenn Du vor dem Altare betest, so flehst Du ja doch nur Böses auf mich herab. Lade nicht solche Schuld auf Dich, teurer Vetter!

       Der Zug schreitet der Kirche zu. Auf der Treppe sammeln sich Bettler, Krüppel und Blinde um den Kaiser.

      Ein Gichtbrüchiger. Mächtigster Herrscher der Welt, laß mich Deines Gewandes Saum berühren, auf daß ich genese.

      Ein Blinder. Bete für mich, Gesalbter des Herrn, daß ich mein Augenlicht wieder erhalte.

      Konstantinos. Sei getrost, mein Sohn! Memnon, streu' Silberlinge unter sie! Hinein, hinein!

       Der Hof bewegt sich in die Kirche, deren Tür geschlossen wird; der Menschenschwarm zerstreut sich allmählich; nur Julian bleibt zurück in einer der Alleen.

      Julian blickt nach der Kirche. Was will er von Gallos? In dieser heiligen Nacht kann er doch nicht daran denken –! O, wer da wüßte – – Wendet sich um und stößt gegen einen der fortgehenden Blinden. Sieh Dich vor, Freund!

      Der Blinde. Ich bin blind, Herr!

      Julian. Noch immer? Kannst Du wirklich nicht einmal den funkelnden Stern dort sehen? Pfui über Dich, Du Kleingläubiger! Hat nicht der Gesalbte Gottes gelobt, für Dein Augenlicht zu beten?

      Der Blinde. Wer bist Du, der eines blinden Bruders spottet?

      Julian. Ein Bruder in Irrglauben und Blindheit. Er will den Weg zur Linken fort.

      Eine Stimme leise hinter ihm im Gebüsch. Julian, Julian!

      Julian aufschreiend. Ah!

      Die Stimme näher. Julian!

      Julian. Steh, steh, – ich bin gewaffnet! Hüte Dich!

      Ein junger Mann in ärmlichem Gewand, mit einem Wanderstab, wird zwischen den Bäumen sichtbar. Still, – ich bin's.

      Julian. Bleib, wo Du stehst! Komm mir nicht nahe, Mensch!

      Der junge Mann. Hast Du denn Agathons vergessen –?

      Julian. Agathons! Was sagst Du? Agathon war ja ein Knabe –

      Agathon. Vor sechs Jahren. Ich habe Dich gleich erkannt. Nähert sich.

      Julian. Agathon! – Beim heiligen Kreuz, bist Du's denn wirklich?

      Agathon. Sieh mich nur an – sieh genau –

      Julian umarmt und küßt ihn. Freund meiner Kinderjahre! Mein Spielkamerad! Der Du mir der liebste warst von allen! Du hier? Welches Wunder! Du hast den weiten Weg gemacht über die Berge und dann übers Meer – den ganzen weiten Weg von Kappadocien!

      Agathon. Ich bin vor zwei Tagen angekommen – mit einem Schiff von Ephesus. O, wie habe ich Dich nicht gesucht in diesen beiden Tagen – doch vergeblich! An den Pforten des Schlosses hat die Wache mich abgewiesen und –

      Julian. Hast Du irgendwen nach mir gefragt? Oder verlauten lassen, daß Du mich suchest?

      Agathon. Nein, so etwas habe ich nicht gewagt, denn –

      Julian. Daran hast Du recht getan; man darf niemals einen mehr wissen lassen, als unbedingt nötig ist. – Hierher, Agathon – heraus ins volle Mondenlicht, daß ich Dich sehen kann. – Du, Du! Wie bist Du gewachsen, Agathon! Wie stark Du aussiehst!

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