Kaiser und Galiläer. Henrik Ibsen
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Julian. Achilleus! Leiser. Der Traum meiner Mutter!
Der Weisheitslehrer. Dort in den offenen Lehrsälen wogt der Kampf. Licht und Freude ist über dem Streit und den Streitenden. Des Wortes Pfeile schwirren; des Witzes scharfes Schwert zischt in der Schlacht; die seligen Götter sitzen lächelnd in der Wolke –
Julian. Weiche von mir mit Deinem Heidentum!
Der Weisheitslehrer. – und die Helden kehren heim in das Lager, Arm in Arm, ohne Groll, mit flammenden Wangen – das Blut rollt schwellend durch alle Adern – mit der Beute der Erkenntnis und mit Laub um die Stirn. Ha, wo ist Achilleus? Ich sehe ihn nicht. Achilleus ist zornig –
Julian. Achilleus ist unglücklich! – Aber kann ich es glauben! O, sag' mir – mir schwindelt – all das hat Libanios gesagt?
Der Weisheitslehrer. Warum ist Libanios nach Konstantinopel gekommen? Kam er aus einem anderen Grunde, als um die ehrende Freundschaft eines sicheren Jünglings zu suchen?
Julian gespannt. Sag' die Wahrheit! Nein, nein, das kann nicht wahr sein. Wie paßt das zu all dem Hohn und Spott, den –? Man verhöhnt doch nicht den, dessen Freundschaft man sucht.
Der Weisheitslehrer. Galiläerränke, um eine Mauer von Haß und Zorn zwischen den beiden Kämpen aufzutürmen!
Julian. Du willst doch nicht bestreiten, daß es Libanios war –?
Der Weisheitslehrer. Ich bestreite alles – vom ersten bis zum letzten Wort.
Julian. Die Spottlieder sollten nicht von ihm kommen?
Der Weisheitslehrer. Nicht ein einziges – sie sind alle zusammen im Kaiserschlosse entstanden und sind unter seinem Namen verbreitet worden –
Julian. Ah, was sagst Du da?
Der Weisheitslehrer. Was ich vertreten will vor jedermann. Du hast eine scharfe Zunge; – wer weiß, ob nicht Du selbst –
Julian. Ich! – Aber darf ich das glauben? Libanios sollte sie nicht geschrieben haben? Kein einziges?
Der Weisheitslehrer. Nein, nein!
Julian. Nicht einmal das schändliche Gedicht vom Atlas mit den schiefen Schultern?
Der Weisheitslehrer. Nein, nein, sag' ich Dir.
Julian. Auch nicht jenen albernen und höchst unverschämten Vers vom Affen im Hofgewand?
Der Weisheitslehrer. Haha – das ist in der Kirche und nicht im Lehrsaal geschrieben worden. Du glaubst es nicht? Ich sage Dir, es ist Hekebolios –
Julian. Hekebolios!
Der Weisheitslehrer. Ja, Hekebolios! Hekebolios selbst, um Böses zwischen seinen Feind und seinen Jünger zu säen. –
Julian mit geballten Händen. Ha, wenn dem so wäre!
Der Weisheitslehrer. Hätte der verblendete und betrogene Jüngling uns Weisheitsfreunde gekannt, so hätte er nicht so hart an uns gehandelt.
Julian. Wovon sprichst Du?
Der Weisheitslehrer. Jetzt ist es zu spät – Leb' wohl, Herr! Er will gehen.
Julian faßt seine Hand. Freund und Bruder – wer bist Du?
Der Weisheitslehrer. Ein Mann, der traurig ist, weil er das Gottgeborene sieht untergehen.
Julian. Was nennst Du das Gottgeborene?
Der Weisheitslehrer. Das Ungeschaffene im Wechselnden.
Julian. Mir ebenso dunkel.
Der Weisheitslehrer. Es gibt eine ganze herrliche Welt, für die Ihr Galiläer blind seid. Da ist das Dasein ein Fest inmitten Bildsäulen und unter Tempelgesängen, mit vollen schäumenden Schalen und mit Rosen im Haar. Zauberhafte Brücken spannen sich zwischen Geist und Geist, bis zu den fernsten Lichtern im Raum –. Ich kenne ihn, der Herrscher in diesem großen sonnigen Reiche sein könnte –
Julian bang. Ja, mit dem Verlust der Seligkeit!
Der Weisheitslehrer. Was ist Seligkeit? Wiedervereinigung mit dem Ursprung.
Julian. Ja, in der Bewußtheit des Lebens; Wiedervereinigung für mich, als den, der ich bin!
Der Weisheitslehrer. Wiedervereinigung wie die des Regentropfens mit dem Meere, wie die des welken Laubes mit der Erde, die es reifte.
Julian. O, hätte ich Wissen! Hätte ich Waffen, sie gegen Dich zu erheben!
Der Weisheitslehrer. Hol' Dir Waffen, junger Mann! Der Lehrsaal ist ein Fechtsaal der Gedanken und Gaben –
Julian zurückweichend. Ah!
Der Weisheitslehrer. Sieh die frohen Jünglinge dort! Es sind Galiläer unter ihnen. Irrtümer in den göttlichen Dingen verursachen keinen Zwist unter uns. – Leb' wohl! Ihr Galiläer habt die Wahrheit heimatlos gemacht. Schau' her, wie wir den Schicksalsschlag ertragen. Sieh uns, wir kränzten unsere erhobenen Stirnen mit Laub. So ziehen wir von dannen – die Nacht uns verkürzend mit Gesang und Helios erwartend.
Er steigt die Treppe hinab, wo die Schüler auf ihn gewartet haben; darauf hört man das Boot mit ihnen fortrudern.
Julian blickt lange über das Wasser hin. Wer war der rätselhafte Mann?
Agathon kommt näher. Hör' mich, Julian –!
Julian in lebhafter Bewegung. Er hat mich verstanden. Und Libanios selbst; der große, unvergleichliche Libanios! Denk Dir, Agathon, Libanios hat gesagt –. Wie scharf muß doch das heidnische Auge sein!
Agathon, Glaub' mir, es war ein Werk des Versuchers!
Julian ohne auf ihn zu achten. Ich halte es nicht länger aus unter diesen Menschen. Von ihnen also kamen jene abscheulichen Spottlieder! Hier werde ich verhöhnt; sie lachen hinter meinem Rücken; hier glaubt niemand an das, was ich in mir trage. Sie gehen mir nach; sie machen sich lustig über meine Gebärden und meine Rede; Hekebolios selbst –! Ich fühle es, Christus weicht von mir; ich werde schlecht hier.
Agathon. Du weißt es nicht, – gerade Du bist besonders begnadet –
Julian