Kaiser und Galiläer. Henrik Ibsen

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Kaiser und Galiläer - Henrik Ibsen

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Straße. Sonnenuntergang.

       Basilios von Cäsarea, ein junger Mann von feinem Körperbau, sitzt lesend an einem Sockel. Gregor von Nazianz und andere Hochschüler wandeln in einzelnen Gruppen auf und nieder in den Säulengängen. Ein größerer Haufe läuft lärmend über den Platz rechts hinaus. Lärm in der Ferne.

      Basilios von Cäsarea sieht von seinem Buch auf. Was bedeutet das wilde Geschrei?

      Gregor von Nazianz. Ein Schiff von Ephesos ist gelandet.

      Basilios. Mit neuen Lehrlingen?

      Gregor. Ja.

      Basilios erhebt sich. So werden wir eine geräuschvolle Nacht haben. Komm, Gregor, – meiden wir dieses zuchtlose Treiben.

      Gregor zeigt nach links. Sieh dort hin –. Ist das ein erfreulicherer Anblick?

      Basilios. Prinz Julian – mit Rosen im Haar, mit glühendem Anlitz –

      Gregor. Ja, und hinter ihm her mit schwanken Schritten und trunkenen Augen diese Schar! Hör' nur, wie weinselig die Zungen lallen! Man hat den ganzen Tag in Lykons Schenke gesessen.

      Basilios. Und viele darunter sind von den unseren, Gregor, – sind christliche Jünglinge –

      Gregor. So nennen sie sich. Nannte nicht auch Lampon sich Christ, – er, der die Tochter des Ölhändlers Zenon kränkte? Und Hilarion von Agrigent, und die beiden andern, die verübten, was zu nennen mich ekelt –

      Julian ruft von links draußen, so daß man ihn hört: Ei sieh da, sieh da, – Kastor und Pollux von Kappadocien!

      Basilios. Er hat uns bemerkt. Ich will fort, – ich ertrage es nicht, ihn so zu sehen.

      Gregor. Ich bleibe – er bedarf wohl eines Freundes.

       Basilios geht rechts ab; in demselben Augenblick kommt Julian und eine Schar junger Leute aus der engen Straße; sein Haar ist wirr; er trägt einen kurzen Mantel wie die übrigen; unter den Schülern ist Sallust von Perusia.

      Stimmen aus der Schar. Es lebe die Leuchte Athens! Es lebe der Weisheit und Beredsamkeit liebende Freund!

      Julian. Alle Schmeicheleien helfen nicht; nicht einen Vers bekommt Ihr heute mehr.

      Sallust. Wenn unser Führer schweigt, so fühlen wir eine Leere in uns wie am Morgen nach einem nächtlichen Fest.

      Julian. Soll es sein, so laßt es etwas Neues sein. Laßt uns Rechtshandel spielen.

      Die ganze Schar. Ja, ja, ja! Fürst Julian auf den Richterstuhl!

      Julian. Weg mit dem Fürsten, Ihr Freunde, –

      Sallust. Steig hinauf, Unvergleichlicher!

      Julian. Ich sollte mich vermessen –? Hier steht der Mann. Wer ist wohl so bewandert im Recht wie Gregor von Nazianz?

      Sallust. Das ist wahr!

      Julian. Auf den Richterstuhl, mein weiser Gregor! Ich bin der Angeklagte!

      Gregor. Ich bitte Dich, Freund, laß mich aus dem Spiel.

      Julian. Auf den Richterstuhl, sag' ich! Auf den Richterstuhl! Zu den anderen. Was habe ich verbrochen?

      Einige Stimmen. Ja, was soll es sein? Wähle selbst!

      Sallust. Laßt es was Galiläisches sein, wie wir Gottlosen sagen.

      Julian. Jawohl, was Galiläisches! Jetzt hab' ich's – Ich habe mich geweigert, dem Kaiser Tribut zu zahlen –

      Viele Stimmen. Haha –. Nicht übel –. Ausgezeichnet –

      Julian. Hier werde ich vorgeführt – unter Stößen in den Nacken – die Hände verschnürt –

      Sallust zu Gregor. Blinder Richter, – ich meine das, insofern die Gerechtigkeit blind ist – sieh diesen verwegenen Mann. Er hat sich geweigert, dem Kaiser Tribut zu zahlen.

      Julian. Erlaube mir, ein Wort in die Waagschale der Überlegung zu werfen. Ich bin ein griechischer Bürger. Wieviel ist ein griechischer Bürger dem Kaiser schuldig?

      Gregor. Was der Kaiser fordert.

      Julian. Gut! Aber wieviel, – antworte, als ob der Kaiser selbst mit zu Gerichte säße –: wieviel darf der Kaiser fordern?

      Gregor. Alles.

      Julian. Wahrhaftig, eine Antwort, als ob der Kaiser selbst zugegen wäre. Aber da ist noch ein Haken. Denn es steht geschrieben: Gib dem Kaiser, – was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist.

      Gregor. Nun, und?

      Julian. So sag' mir, gescheiter Richter, – wieviel von meinem Eigentum gehört Gott?

      Gregor. Alles.

      Julian. Und wieviel von diesem Eigentume Gottes darf ich dem Kaiser geben?

      Gregor. Liebe Freunde, genug dieses Spiels!

      Die Schüler unter Lärm und Gelächter. Doch, doch! Antworte ihm!

      Julian. Wieviel von Gottes Eigentum darf der Kaiser fordern?

      Gregor. Ich antworte nicht. Das ist unschicklich gegen Gott und den Kaiser! Laßt mich fort!

      Viele Stimmen. Schließt einen Kreis um ihn!

      Julian. Haltet ihn fest! Was, Du ungeschicktester der Richter, Du hast des Kaisers Sache verpfuscht und jetzt willst Du auf und davon? Du willst fliehen? Wohin, wohin? Zu den Skythen? Her zu mir! Antwortet mir, Ihr künftigen Diener des Kaisers und der Weisheit, – hat er sich nicht der Macht des Kaisers entziehen wollen?

      Die Schüler. Jawohl, jawohl!

      Julian. Und welche Strafe setzt Ihr auf solche Missetat?

      Stimmen. Den Tod! Den Tod in einem Weinfaß!

      Julian. Laßt uns überlegen. Laßt uns antworten, als ob der Kaiser selbst zugegen wäre. Wo ist die Grenze für des Kaisers Macht?

      Einige aus der Schar. Des Kaisers Macht ist ohne Grenzen.

      Julian. Das wollt' ich meinen. Aber dem Grenzenlosen sich entziehen wollen, – ist das nicht Wahnsinn, Ihr Freunde?

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