Kaiser und Galiläer. Henrik Ibsen

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Kaiser und Galiläer - Henrik Ibsen

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will es auf allen Märkten ausschreien. Ruft Agathon zu: Hast Du ihn gesehen, Kappadocier? Hast Du den Mörder gesehen?

      Julian. Gallos! Bruder!

      Agathon. Den Mörder!

      Gallos. Den Mörder im Purpurmantel! Den Mörder meines Vaters, meiner Stiefmutter, meines ältesten Bruders –

      Julian. Du rufst Verderben über uns herauf!

      Gallos. Elf Häupter in einer einzigen Nacht – elf Leichen – unser ganzes Geschlecht. Aber Du kannst glauben, das Gewissen foltert ihn. Es durchwühlt ihm das Mark wie ein Haufe Würmer.

      Julian. Hör' nicht auf ihn! Fort, fort!

      Gallos packt Julian an der Schulter. Steh! Du siehst so bleich und verstört aus – hast Du mich vielleicht verraten?

      Julian. Ich! Dein eigener Bruder –!

      Gallos. Was Bruder, Bruder! Die Bruderschaft schützt keinen in unserer Sippe. Hast Du heimlich meinen Wegen nachgespürt, so sag' es! Wer sollte es sonst sein? Glaubst Du, ich weiß nicht, was man sich hier zuraunt? Der Kaiser will Dich ja wohl zum Nachfolger haben.

      Julian. Niemals! Ich schwöre Dir, geliebter Gallos, niemals soll das geschehen! Ich will nicht. Ein Stärkerer hat mich erkoren. O, glaub' mir, Gallos – mein Weg ist vorgezeichnet. Dahin gehe ich nicht, sage ich Dir. Herr der Heerscharen, – ich auf dem Kaiserthron – nein, nein, nein!

      Gallos. Haha, gut gespielt, Gaukler!

      Julian. Ja, Du hast leicht spotten. Du weißt nicht, was geschehen ist. Ich weiß es selbst kaum. O, Agathon, – dieses Haupt sollte die Salbung empfangen?! Wäre das nicht ein Abfall, – eine Todsünde? Würde nicht das heilige Öl des Herrn mich brennen wie träufelndes Blei?!

      Gallos. Da müßte unser hoher Vetter noch kahler sein als Julius Cäsar!

      Julian. Versündige Dich nicht! Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist –

      Gallos. Das Blut meines Vaters – Deines Vaters und Deiner Mutter –!

      Julian. Was wissen wir von jenen Greueln? Wir waren ja damals noch klein. Die meiste Schuld hatten die Soldaten – das waren die Aufrührer – die bösen Ratgeber –

      Gallos lacht. Der Nachfolger übt sich!

      Julian in Tränen. Gallos, ich möchte sterben oder mich verbannen lassen an Deiner Statt! Ich verwirke meine Seele hier. Ich sollte verzeihen – und ich kann nicht. Das Böse wächst in mir – Haß und Rache flüstern –

      Gallos schnell, blickt nach der Kirche. Da kommt er!

      Julian. Sei besonnen, teurer Bruder! Ah, Hekebolios!

       Die Kirchentür ist unterdessen geöffnet worden. Die Gemeinde strömt heraus. Einige entfernen sich, andere bleiben stehen, um den Hof vorbeiziehen zu sehen. Unter den Kommenden ist Hekebolios, der Schriftgelehrte; er trägt priesterliche Kleidung.

      Hekebolios, indem er nach links vorübergehen will. Du hier, mein Julian? Ach, ich habe wieder eine schwere Stunde gehabt um Deinetwillen.

      Julian. Leider –. Das hast Du gewiß nur allzu oft.

      Hekebolios. Christus zürnt mit Dir, mein Sohn. Dein trotziger Sinn verdrießt ihn; Deine lieblosen Gedanken, diese ganze weltliche Eitelkeit –

      Julian. Ich weiß es, mein Hekebolios! Du sagst es mir so oft.

      Hekebolios. Jüngst erhob ich mich im Gebet für Deine Besserung. O, es war, als ob unser sonst so gnadenreicher Erlöser es zurückwiese, – als ob er kein Ohr für mich habe – er mengte Tand in meine Gedanken und lenkte sie ab –

      Julian. Du hast für mich gebetet? O, du liebereicher Hekebolios, – Du betest selbst für uns unvernünftige Tiere – das heißt, wenn wir in Hoftracht gehen.

      Hekebolios. Was sagst Du da, mein Sohn?

      Julian. Hekebolios, wie konntest Du jenes Schmähgedicht schreiben?

      Hekebolios. Ich! Ich schwöre Dir bei allem, was hoch und heilig ist –

      Julian. Es steht in Deinen Augen, daß Du lügst. Ich weiß mit voller Gewißheit, Du hast es geschrieben. Wie konntest Du es schreiben, frage ich, – und noch dazu in des Libanios Namen?

      Hekebolios. Nun wohl, Du innig Geliebter, da Du es weißt, so –

      Julian. Ah, Hekebolios! Lug und Trug und Falschheit –

      Hekebolios. Sieh, mein Teurer, so heiß liebe ich Dich! Alles kann ich für des Mannes Seele tun, den der Herr einmal salben soll. Habe ich betrogen und gelogen aus Sorge um Dich, so weiß ich, daß ein gnädiger Gott wohlgefällig auf mein Werk herniedergeschaut und billigend seine Hand darüber gehalten hat.

      Julian. Ich Blinder! Laß mich diese meineidige Hand drücken –

      Hekebolios. Der Kaiser!

       Kaiser Konstantios mit seinem gesamten Gefolge kommt aus der Kirche. Agathon ist bereits während des Vorhergehenden zurückgetreten in das Gebüsch rechts.

      Konstantinos. O, dieser süße Himmelsfrieden über mir!

      Eusebia. Du fühlst Dich gestärkt, mein Konstantios?

      Konstantinos. Ja, ja! Ich sah die Taube leibhaftig auf mich herniederschweben. Sie nahm alle Sündenlast mit fort. – Jetzt darf ich viel wagen, Memnon!

      Memnon leise. Wag' es gleich, Herr!

      Konstantinos. Da stehen die beiden! Er geht ihnen entgegen.

      Gallos greift unwillkürlich nach dem Schwert und ruft ängstlich: Tu mir nichts zuleide!

      Konstantinos mit ausgestreckten Armen. Gallos! Bruder! Er umarmt und küßt ihn. – Sieh, im Sternenlicht der Osternacht erwähle ich den, der meinem Herzen nahe steht. – Beugt Euch alle zur Erde. Grüßt ihn, den Cäsar Gallos! Allgemeines Erstaunen im Gefolge; man vernimmt unwillkürliche Ausrufe.

      Eusebia aufschreiend. Konstantios!

      Gallos betäubt. Cäsar!

      Julian. Oh! Er greift, wie in Freude, nach den Händen des Kaisers.

      Konstantinos schlägt abwehrend nach ihm. Komm mir nicht zu nahe! Was willst Du? Ist nicht Gallos der ältere? Welche Hoffnung hast Du Dir gemacht? Welche

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