Kaiser und Galiläer. Henrik Ibsen

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Kaiser und Galiläer - Henrik Ibsen

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Macht, die über mir ist, – schrecklich, wenn sie handelt – noch schrecklicher, wenn sie ruht.

      Gregor. Sei ehrlich, Freund, und sag' mir, ob nur das Dich auf die seltsamen Wege da geführt hat.

      Julian. Auf was für seltsame Wege?

      Gregor. Ist es wahr, jenes Gerücht: Du verbringest Deine Nächte damit, die heidnischen Mysterien in Eleusis zu ergründen?

      Julian. Ach was! Ich kann Dir versichern, bei jenen rätsellüsternen Träumern ist wenig zu holen. Laß uns nicht weiter davon reden.

      Gregor. Also ist es doch wahr! Julian, wie konntest Du in diese schändliche Gesellschaft Dich begeben!

      Julian. Ich muß leben, Gregor, – und dieses Treiben hier an der Weisheitsschule, das ist kein Leben. Dieser Libanios! Ich verzeihe ihm nie, daß ich ihn so sehr geliebt habe! Wie demütig und vor Freude zitternd trat ich bei meiner Ankunft diesem Menschen entgegen, wie beugte ich mich vor ihm, wie küßte ich ihn und nannte ihn meinen großen Bruder!

      Gregor. Ja, es war die Meinung aller Christen, daß Du zu weit gingst.

      Julian. Und doch kam ich her, mit Festesstimmung im Herzen. Ich sah im Geiste einen gewaltigen Kampf zwischen uns beiden, – die Wahrheit der Welt, die mit Gottes Wahrheit ringen sollte –. Was ist daraus geworden? Libanios hat diesen Kampf ernstlich nie gewollt. Er hat überhaupt niemals irgendwelchen Kampf gewollt, – er sucht nur das Seine. Ich sage Dir, Gregor, – Libanios ist kein großer Mann.

      Gregor. Und doch nennt ihn das ganze, aufgeklärte Griechenland so.

      Julian. Und doch ist er kein großer Mann, sage ich Dir. Ein einziges Mal habe ich Libanios groß gesehen; das war in jener Nacht zu Konstantinopel. Da war er groß, weil er ein großes Unrecht erlitten hatte, und weil ein erhabener Zorn ihn erfüllte. Aber hier! O, was habe ich hier nicht alles mit angesehen! Libanios hat ein großes Wissen, – aber er ist kein großer Mann. Libanios ist habgierig; er ist eitel; er ist von Neid zerfressen. Oder glaubst Du, er konnte ertragen, daß ich so glücklich war, – gewiß großenteils durch die Nachsicht meiner Freunde – mir Ruhm zu erwerben? Kommst Du zu Libanios, so kann er Dir aller Tugenden Wesen und Kennzeichen aufzählen. Er hat sie gleich bei der Hand wie die Bücher in seinem Büchersaal. Aber übt er diese Tugenden? Ist sein Leben wie seine Lehre? Er ein Nachfahr des Sokrates und des Platon – haha! Schmeichelte er nicht dem Kaiser, bevor er verbannt wurde? Schmeichelte er nicht mir bei unserer Begegnung in Konstantinopel, dieser Begegnung, die er später auf eine höchst mißlungene Art in ein lächerliches Licht zu setzen versuchte! Und was bin ich ihm nun? Jetzt schreibt er Briefe an Gallos, an Cäsar Gallos, den Erben des Kaisers, und wünscht ihm Glück zu seinem Erfolg in Persien, obwohl dieser Erfolg bisher dürftig genug ist, und obwohl Cäsar Gallos sich weder durch Gelehrtheit noch durch sonderliche Beredsamkeit auszeichnet. – Und diesen Libanios nennen die Griechen hartnäckig den König der Weisheitsfreunde. Ah, ich will nicht leugnen, daß dies mich kränkt. Ich glaubte doch – die Wahrheit zu sagen – daß die Griechen eine bessere Wahl hätten treffen können, wenn sie ihre Blicke ein wenig mehr auf die Pfleger der Weisheit und Beredsamkeit lenkten, die in den letzten Jahren –

      Basilios von Cäsarea kommt von rechts. Briefe! Briefe aus Kappadocien!

      Gregor. Auch an mich?

      Basilios. Da – von Deiner Mutter!

      Gregor. Von meiner frommen Mutter! Er öffnet den Brief und liest.

      Julian zu Basilios. Ein Schreiben von Deiner Schwester?

      Basilios, der mit seinem eigenen, schon geöffneten Briefe gekommen ist. Ja, von Makrina. Sie sendet düstere und seltsame Kunde.

      Julian. Welche? Welche?

      Basilios. Zuerst über Deinen erlauchten Bruder Gallos: er führt streng Regiment in Antiochia.

      Julian. Ja, Gallos ist hart. Schreibt Makrina »streng Regiment«?

      Basilios sieht ihn an. Makrina schreibt: »blutig« –

      Julian. Ich dachte es wohl! Warum gab auch der Kaiser ihm diese ruchlose Witwe, diese Konstantina, zur Frau!

      Gregor lesend. O, welch unerhörte Schmach!

      Julian. Was gibt es, Freund?

      Gregor zu Basilios. Sagt Makrina nichts von den Vorgängen in Antiochia?

      Basilios. Nichts Näheres. – Was ist das? Du bist bleich –

      Gregor. Du hast doch den edlen Klematios gekannt, den Alexandriner?

      Basilios. Jawohl – was ist mit ihm?

      Gregor. Er ist ermordet, Basilios!

      Basilios. Was sagst Du! Ermordet!

      Gregor. Ich nenne das ermordet – sie haben ihn hingerichtet ohne Gesetz und Urteil.

      Julian. Wer? Wer hat ihn hingerichtet?

      Gregor. Ja, wer? Wie kann ich sagen, wer? Meine Mutter erzählt die Sache so: des Klematios Schwiegermutter war in unreiner Liebe entbrannt zu ihrer Tochter Mann; aber da mit ihm nichts anzufangen war, so verschaffte sie sich durch eine Hintertür Zugang zum Schlosse –

      Julian. Zu welchem Schlosse?

      Gregor. Meine Mutter schreibt nur: »zum Schlosse«.

      Julian. Nun? Und da?

      Gregor. Man weiß nur, daß sie dort einem vornehmen und mächtigen Weibe einen sehr kostbaren Schmuck geschenkt hat, um ein Todesurteil zu erwirken –

      Julian. Aber sie erlangten es nicht!

      Gregor. Sie erlangten es, Julian!

      Julian. Jesus!

      Basilios. Entsetzlich! Und Klematios –?

      Gregor. Das Todesurteil ward dem Statthalter Honoratos übersandt. Der schwache Mann wagte nicht, sich so hohem Befehl zu widersetzen. Klematios ward ins Gefängnis geworfen und in der Frühe des nächsten Morgens hingerichtet, ohne, wie meine Mutter schreibt, den Mund zu seiner Verteidigung öffnen zu dürfen.

      Julian leise und bleich. Verbrennt diese gefährlichen Briefe! Sie können uns alle ins Unglück stürzen.

      Basilios. So offenbare Gewalt mitten in einer großen Stadt! Wo sind wir, – wo sind wir?

      Julian. Du kannst wohl fragen: wo sind wir! Ein christlicher Mörder, eine christliche Buhlerin, ein christlicher –

      Gregor. Klagen

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