Middlemarch. George Eliot

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Middlemarch - George Eliot

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Sie, Doctor, Sie stimmen doch für die richtige Ansicht, wie?«

      »Das hoffe ich,« erwiderte Doctor Minchin, nach allen Seiten nickend und Hände drückend. »Wie sehr ich auch meine Gefühle dabei zum Opfer bringen müßte.«

      »Wenn hier von Gefühlen die Rede sein kann, so sollte es sich, denke ich, nur um Gefühle für den Mann handeln, welcher bei Seite geschoben werden soll,« sagte Herr Frank Hawley.

      »Ich gestehe, daß ich auch Gefühle für die andere Seite habe. Meine Achtung ist geteilt,« sagte Dr. Minchin, indem er sich die Hände rieb. »Ich betrachte Herrn Tyke als einen exemplarischen Geistlichen, ich wüßte keinen musterhafteren, und ich glaube, daß diejenigen, welche ihn vorgeschlagen haben, dabei von durchaus unverwerflichen Motiven geleitet sind. Ich meinesteils wünschte, daß ich ihm meine Stimme geben könnte. Ich muß aber notgedrungen den ganzen Fall aus Gesichtspunkten ansehen, welche zu einer Bevorzugung der Ansprüche des Herrn Farebrother führen. Er ist ein liebenswürdiger Mann, ein guter Prediger und ist länger bei uns gewesen.«

      Der alte Herr Powderell sah traurig und schweigend vor sich hin. Herr Plymdale zupfte unbehaglich an seiner Krawatte.

      »Sie wollen doch hoffentlich Farebrother nicht als das Muster eines Geistlichen aufstellen,« sagte Herr Larcher, der große Fuhrwerksbesitzer, welcher eben eingetreten war. »Ich habe persönlich durchaus nichts gegen ihn, aber ich glaube, wir haben Verpflichtungen gegen das Publikum, von höheren Interessen, welche bei diesen Anstellungen in Betracht kommen, gar nicht zu reden. Nach meiner Meinung hat Farebrother zu laxe Ansichten für einen Geistlichen. Ich möchte keine Einzelheiten gegen ihn vorbringen; aber er würde sicherlich seine Tätigkeit hier auf ein möglichst geringes Maß beschränken.«

      »Und das ist verteufelt viel besser als das Gegenteil,« bemerkte Herr Hawley, der für seine rücksichtslose Ausdrucksweise bekannt war. »Kranke Leute können so viel Beten und Predigen nicht vertragen und der methodistische Kram ist schädlich für die Stimmung, für das Innere der Kranken. Nicht wahr?« fügte er hinzu, indem er sich rasch nach den vier anwesenden Ärzten umwandte.

      Diese aber wurden. jeder Antwort durch das Eintreten dreier Herren überhoben, mit welchen sich die Anwesenden mehr oder weniger herzlich begrüßten. Die drei Herren waren: der Ehrwürdige Eduard Thesiger, Pfarrer der St. Peterskirche, Herr Bulstrode und unser Freund Herr Brooke von Tipton, welcher kürzlich, als die Reihe an ihn kam, mit seiner Genehmigung unter die Direktoren aufgenommen worden, aber noch nie in einer Sitzung erschienen war und dessen heutiges Erscheinen lediglich Herrn Bulstrode's angelegentlichen Bemühungen zu danken war. Lydgate war das einzige Mitglied der Commission, auf welches noch gewartet wurde.

      Alle setzten sich jetzt, und Herr Bulstrode, dessen bleiche Züge wie gewöhnlich den Ausdruck der Selbstbeherrschung trugen, übernahm den Vorsitz. Herr Thesiger, ein Mann von gemäßigter kirchlicher Gesinnung, sprach sich für die Anstellung seines Freundes Herrn Tyke aus, welcher ein eifriger und fähiger Mann sei und, da er nur an einer Filialkirche fungiere, keine so umfassenden seelsorgerischen Pflichten zu versehen habe, daß ihm nicht reichlich Zeit für die Wahrnehmung seines neuen Amtes übrig bleiben sollte. Er erklärte es für wünschenswert, daß Kaplanstellen dieser Art von Männern übernommen würden, welche dabei von glühendem Eifer beseelt seien, indem sich hier eine besonders günstige Gelegenheit zur Geltendmachung geistlichen Einflusses biete, und wenn es auch zweckmäßig erscheine, eine Besoldung mit der Stelle zu verbinden, so sei es doch eben deshalb nur um so notwendiger, ängstlich darüber zu wachen, daß die Frage der Besetzung der Stelle nicht in eine reine Gehaltsfrage verkehrt werde. Herrn Thesiger's Art und Weise hatte etwas so würdevoll Ruhiges, daß die Gegner nichts tun konnten, als sich ihren Ingrimm schweigend verbeißen.

      Herr Brooke sprach seine Überzeugung dahin aus, daß Alle von den besten Absichten in dieser Angelegenheit geleitet seien. Er habe sich bisher persönlich nicht mit den Angelegenheiten des Hospitals befaßt, aber er nehme ein lebhaftes Interesse an Allem, was Middlemarch zum Besten gereiche, und schätze sich höchst glücklich, sich in der Beratung irgend einer öffentlichen Frage mit den anwesenden Herren zu begegnen, – »irgend einer öffentlichen Frage, wissen Sie,« wiederholte Herr Brooke mit seinem verständnisinnigen Kopfnicken. »Ich bin durch meine Tätigkeit als Friedensrichter und durch das Sammeln von dokumentarischen Beweisen sehr in Anspruch genommen, aber meine Zeit ist für die Wahrnehmung öffentlicher Interessen immer verfügbar, und kurz, meine Freunde haben mich überzeugt, daß ein Kaplan mit einem Gehalt – einem Gehalt, wissen Sie – etwas sehr Gutes ist und ich schätze mich glücklich, hier erscheinen und für die Anstellung des Herrn Tyke stimmen zu können, der, wie ich höre, ein tadelloser Mann ist, kirchlich gesinnt und beredt und Alles, was dahin gehört, und ich bin der Letzte, der unter den obwaltenden Umständen, wissen Sie, mit seiner Stimme zurückhalten möchte.«

      »Mir scheint, Sie haben sich nur mit Gründen für die eine Seite der Frage bearbeiten lassen, Herr Brooke,« sagte Herr Frank Hawley, der sich von Niemandem imponieren ließ und ein der Wahlumtriebe verdächtiger Tory war. »Sie scheinen nicht zu wissen, daß einer der würdigsten Männer, welche wir haben, seit Jahren hier ohne Besoldung als Kaplan fungiert hat und daß Herr Tyke nur zu dem Zwecke vorgeschlagen wird, Jenen zu beseitigen.«

      »Entschuldigen Sie, Herr Hawley,« bemerkte Herr Bulstrode, »Herr Brooke ist über den Ruf und die Stellung des Herrn Farebrother vollkommen unterrichtet.«

      »Durch seine Feinde!« platzte Herr Hawley heraus.

      »Ich hoffe zuversichtlich, daß hier keine persönliche Feindschaft im Spiele ist,« sagte Herr Thesiger.

      »Und ich will schwören, daß das doch der Fall ist,« entgegnete Herr Hawley.

      »Meine Herren,« sagte Herr Bulstrode mit gedämpfter Stimme, »die für die Beurteilung der Frage in Betracht kommenden Momente lassen sich sehr leicht darlegen, und wenn einer der Anwesenden zweifeln sollte, daß die Herren, welche im Begriff stehen, ihre Stimme abzugeben, hinreichend über den Stand der Sache unterrichtet seien, so bin ich bereit, die Erwägungen zu rekapitulieren, welche für beide Seiten in die Waagschale der Entscheidung fallen sollten.«

      »Ich sehe nicht ein, wozu das nützen soll,« erwiderte Herr Hawley. »Ich denke, wir wissen Alle, für wen wir stimmen wollen. Wer gerecht verfahren will, wartet nicht bis zum letzten Augenblicke, um sich über beide Seiten der Frage aufzuklären. Ich habe keine Zeit zu verlieren und proponiere, sofort zur Abstimmung zu schreiten.«

      Aber es folgte noch eine sehr lebhafte, wenn auch kurze Debatte, bevor jeder der Anwesenden einen der beiden Namen »Tyke« oder »Farebrother« auf ein Stück Papier schrieb und dasselbe in ein großes Trinkglas warf. Während dieses Vorganges sah Herr Bulstrode Lydgate eintreten.

      »Ich sehe, daß die Stimmen bis jetzt gleich geteilt sind,« sagte Herr Bulstrode mit klarer scharfer Stimme und fuhr dann zu Lydgate aufblickend fort:

      »Die entscheidende Stimme soll noch abgegeben werden und diese Stimme haben Sie abzugeben, Herr Lydgate; wollen Sie die Güte haben einen Wahlzettel auszufüllen.«

      »Dann ist die Sache abgemacht,« sagte Herr Wrench aufstehend. »Wir Alle wissen, wie Herr Lydgate stimmen wird!«

      »Sie scheinen mit Ihren Worten etwas Besonderes andeuten zu wollen, Herr Wrench,« sagte Lydgate in einem herausfordernden Tone, mit dem Crayon in der Hand.

      »Ich meine nur, daß wir darauf gefaßt sind, Sie mit Herrn Bulstrode stimmen zu sehen. Betrachten Sie diese Meinung als eine Beleidigung?«

      »Sie ist vielleicht beleidigend für Andere, ich werde mich aber dadurch nicht abhalten lassen, mit Herrn Bulstrode zu stimmen.«

      Und alsbald schrieb Lydgate auf seinen Zettel

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