Ein Volksfeind. Henrik Ibsen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Ein Volksfeind - Henrik Ibsen страница 5
![Ein Volksfeind - Henrik Ibsen Ein Volksfeind - Henrik Ibsen](/cover_pre1091058.jpg)
Stockmann nimmt schnell den Brief. Laß mich sehen; laß mich sehen, mein Kind. Sieht die Aufschrift an. Ja, ganz recht –!
Frau Stockmann. Ist das der, auf den Du so gewartet hast, Thomas?
Stockmann. Ja freilich; jetzt muß ich gleich hinein –. Wo kriege ich ein Licht her, Käte? Es ist schon wieder keine Lampe in meinem Zimmer!
Frau Stockmann. Doch; die Lampe steht auf dem Schreibtisch und brennt.
Stockmann. Gut, gut. Entschuldigen Sie einen Augenblick – Ab in das Zimmer rechts.
Petra. Was kann das nur sein, Mutter?
Frau Stockmann. Ich weiß nicht. In den letzten Tagen hat er so oft nach dem Postboten gefragt.
Billing. Vermutlich ein auswärtiger Patient –
Petra. Armer Vater; es wird bald zu viel, was er zu tun hat. Bereitet sich den Toddy. Ah, das soll schmecken!
Hovstadt. Haben Sie heut auch Abendunterricht gehabt?
Petra nippt an ihrem Glase. Zwei Stunden.
Billing. Und vormittags vier Stunden im Institut –
Petra setzt sich an den Tisch. Fünf Stunden.
Frau Stockmann. Und heut Abend hast Du noch Hefte zu korrigieren, wie ich sehe.
Petra. Ja, einen ganzen Haufen.
Horster. Sie haben auch alle Hände voll zu tun, wie mir scheint.
Petra. Ja, aber das ist famos! Man wird hernach so himmlisch müde.
Billing. Und das mögen Sie?
Petra. Ja, weil man dann so gut schläft.
Morten. Du, Petra, Du mußt mächtig sündhaft sein.
Petra. Sündhaft?
Morten. Ja, weil Du so viel arbeitest. Herr Rörlund sagt, das Arbeiten, das ist eine Strafe für unsere Sünden.
Ejlif pfeift. Pah! Wie dumm Du bist, so etwas zu glauben.
Frau Stockmann. Na, na, Ejlif!
Billing lacht. Nein, das ist ausgezeichnet.
Hovstadt. Du möchtest wohl nicht gern so viel arbeiten, Morten?
Morten. Nein, das möchte ich nicht.
Hovstadt. Ja, aber was willst Du denn einmal werden?
Morten. Ich möchte am liebsten Wiking werden.
Ejlif. Aber dann müßtest Du ja Heide sein!
Morten. Ja, dann könnte ich ja Heide werden.
Billing. Darin halte ich es mit Dir, Morten! Ich sage genau dasselbe.
Frau Stockmann macht ihm ein Zeichen. Das ist doch Ihr Ernst nicht, – nein, Herr Billing.
Billing. Ja, Gott verdamm' mich –! Ich bin ein Heide, und darauf bin ich stolz. Passen Sie mal auf, bald werden wir alle Heiden, einer wie der andere.
Morten. Und dürfen wir dann alles tun, was wir wollen?
Billing. Ja, sieh mal, Morten –
Frau Stockmann. Nun macht aber, daß Ihr hineinkommt, Ihr Jungens; Ihr habt gewiß noch Schularbeiten für morgen.
Ejlif. Ich könnte doch ganz gut noch ein bißchen bleiben –
Frau Stockmann. Auch Du nicht; Ihr sollt jetzt beide gehen.
Die Knaben sagen Gutenacht und gehen in das Zimmer links.
Hovstadt. Glauben Sie wirklich, es könnte den Jungens schaden, wenn sie so etwas hören?
Frau Stockmann. Ja, ich weiß nicht; aber ich habe es nicht gern.
Petra. Aber, Mutter; mir scheint, das ist von Dir so verkehrt wie möglich.
Frau Stockmann. Mag sein; aber ich habe es nicht gern; wenigstens nicht hier zu Hause.
Petra. Zu Hause wie in der Schule ist so viel Unwahrheit. Zu Hause soll geschwiegen werden, und in der Schule müssen wir den Kindern vorlügen.
Horster. Vorlügen?
Petra. Ja, meinen Sie nicht, wir trügen sehr vieles vor, woran wir selbst nicht glauben?
Billing. Ja, das ist nur allzu wahr.
Petra. Hätte ich nur die Mittel, ich würde selber eine Schule gründen, und da sollte es anders zugehen.
Billing. Ach was, Mittel –
Horster. Wenn's weiter nichts ist, Fräulein Stockmann, so stelle ich Ihnen gern bei mir ein Lokal zur Verfügung. Das große Haus meines seligen Vaters steht ja so gut wie leer; zu ebener Erde ist ein riesiger Speisesaal –
Petra lacht. Ja, ja – ich danke Ihnen recht schön; aber es wird wohl nichts draus werden.
Hovstadt. Ach nein, Fräulein Petra geht wohl eher unter die Zeitungsschreiber, meine ich. Doch daß ich es nicht vergesse, – haben Sie Zeit gehabt, ein bißchen in die englische Erzählung hinein zu gucken, die Sie für uns übersetzen wollten?
Petra. Nein, noch nicht. Aber Sie bekommen sie rechtzeitig.
Stockmann kommt aus seinem Zimmer mit dem offenen Brief in der Hand.
Stockmann schwingt den Brief. Jetzt, paßt mal auf, soll die Stadt eine Neuigkeit hören!
Billing. Eine Neuigkeit?
Frau Stockmann. Was ist das für eine Neuigkeit?
Stockmann. Ein große Entdeckung, Käte!
Hovstadt. So?
Frau Stockmann. Die Du gemacht hast?
Stockmann. Ich, allerdings. Geht auf