Abende auf dem Gut Dikanka. Nikolai Gogol

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Abende auf dem Gut Dikanka - Nikolai Gogol

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nur in die Stube, es ist niemand da. Ich habe schon gedacht, was hat bloß mein Afannassi Iwanowitsch? am Ende hat er gar das Reißen oder das Magendrücken, er kommt und kommt nicht! Wie geht es Euch? Ich habe gehört, Euer Herr Vater hat jetzt mancherlei schöne Dinge bekommen!«

      »Ach, 'ne reine Kleinigkeit, Chawronja Nikiforowna: Väterchen hat während der ganzen Fasten nur etwa fünfzehn Sack Korn, vier Sack Hirse und etwa hundert Laib Brot bekommen; was die Hühner betrifft, so waren’s alles in allem höchstens fünfzig Stück; und die Eier waren zum größten Teil faul. Wahrhaftig, gute Gaben sind nur von Euch zu erwarten, meine Liebe!« fuhr der Popensohn fort, indem er sie süß ansah und näher rückte.

      »Da sind meine Gaben, Afanassi Iwanowitsch!« sprach sie, während sie die Schüsseln auf den Tisch stellte und geziert ihre Jacke zuknöpfte, die wie zufällig aufgegangen war, »da sind Zuckerfrüchte, Weizenklöße, Krapfen und Strizel!«

      »Ich wette darauf, daß dies hier die flinksten Hände aus Evas Geschlecht hergerichtet haben!« sprach der Popensohn, indem er sich an die Strizel machte und mit der anderen Hand die Krapfen zu sich heranzog. »Aber mein Herz schmachtet nach einer anderen Speise, die süßer ist, als alle Klößchen und Kräpfchen.«

      »Ich weiß nicht, was für eine Speise Ihr meint,« antwortete die wohlbeleibte Schöne, die so tat, als ob sie nicht verstände.

      »Natürlich Eure Liebe, meine unvergleichliche Chiwrja!« sagte der Popensohn im Flüsterton, indem er mit der einen Hand einen Krapfen ergriff und die andere um ihre breiten Hüften legte.

      »Weiß Gott, was Ihr Euch nur alles ausdenkt, Afanassi Iwanowitsch,« sagte Chiwrja, schämig die Augen senkend. »Am Ende wollt Ihr mich gar noch küssen!«

      »Was das anbetrifft, so will ich Euch sagen,« fuhr der Popensohn fort, »als ich gewissermaßen noch auf dem Seminar war — ich erinnere mich noch als wär’ es heute, da ...«

      Hier wurde auf dem Hof ein Bellen laut, und jemand klopfte ans Tor. Chiwrja lief eilig hinaus und kam ganz bleich zurück.

      »Wir sind verloren, Afanassi Iwanowitsch: ein ganzer Haufen Leute klopft ans Tor, und ich glaube, ich habe die Stimme des Gevatters gehört ...«

      Der Krapfen blieb dem Popensohn im Halse stecken ... Seine Augen quollen heraus, als ob eine Erscheinung aus jener Welt ihm soeben ihre Visite abgestattet hätte.

      »Kriecht hier herauf!« rief die erschrockene Chiwrja und zeigte auf die Bretter, die dicht unter der Stubendecke über zwei Balken angebracht waren, und auf denen allerlei Hausgerümpel herumlag.

      Die Gefahr verlieh unserem Helden Mut. Er kam wieder zur Besinnung, sprang auf die Ofenbank und kletterte von dort vorsichtig auf die Bretter; unterdessen lief Chiwrja ganz außer sich ans Tor, denn das Klopfen wiederholte sich mit immer größerer Kraft und Ungeduld.

      7

      Das ist ja ein Wunder, mein Herr!

       Aus einem kleinrussischen Schwank

      Auf dem Jahrmarkt hatte sich ein sonderbares Ereignis zugetragen: alles war von dem Gerüchte erfüllt, daß irgendwo unter den Waren der rote Kittel aufgetaucht sei. Die Alte, die Brezeln verkaufte, behauptete, den Satan in Gestalt eines Schweines gesehen zu haben, das unaufhörlich unter den Wagen umherschnüffelte, als ob es da irgend etwas suchte. Das Gerücht verbreitete sich schnell an allen Ecken und Enden des nun schon stillen Lagers, und jeder hätte es für ein Verbrechen gehalten, nicht daran zu glauben, obgleich die Brezelverkäuferin, die ihren Stand neben der Bude des Schankweibes aufgeschlagen hatte, den ganzen lieben Tag ohne jeglichen Grund Verbeugungen machte und mit den Füßen ähnliche Linien beschrieb wie ihre leckere Ware. Dazu kamen noch die übertriebenen Gerüchte von dem Mirakel, das der Gemeindeschreiber angeblich nachts in der verfallenen Scheune gesehen hatte, so daß sich alle, als es Nacht wurde, eng aneinander drängten; die Ruh war gestört, und die Angst ließ keinen ein Auge zutun. Die, welche ein Nachtlager in den Häusern haben konnten und nicht sehr wagemutig waren, zogen unter Dach und Fach. Zu diesen letzteren gehörten auch der Gevatter und Tscherewik mit seiner Tochter, die zusammen mit den Gästen, welche ebenfalls ins Haus drängten, das Gepolter verursacht hatten, das unsere Chiwrja so sehr erschreckte. Der Gevatter hatte schon etwas geladen. Das konnte man daraus ersehen, daß er bereits zweimal mit dem Wagen den Hof abgefahren hatte, bevor er sein Haus fand. Die Gäste waren ebenfalls alle schon sehr heiter und traten ganz ohne Umstände vor dem Wirt ins Haus. Die Frau unseres Tscherewik saß wie auf Nadeln, als sie in allen Ecken der Stube umherzuscharren begannen.

      »Nun, Frau Gevatter,« rief der eintretende Hausherr, »wirst du immer noch vom Fieber geschüttelt?«

      »Ja, mir ist nicht wohl!« antwortete Chiwrja, unruhig auf die Bretter unter der Decke blickend.

      »So, Frau, hole uns doch das Fässchen dort vom Wagen!« sprach der Gevatter zu seiner Frau, die mit ihm gekommen war, »wir wollen eins mit den guten Leuten trinken, die verfluchten Weiber haben einem solche Angst eingejagt, daß es einfach eine Schande ist! Bei Gott, Brüder, wir sind ganz umsonst hierhergekommen!« fuhr er, aus dem Tonkrug schlürfend, fort. »Ich setz’ eine neue Mütze zum Pfand, daß die Weiber uns zum besten gehalten haben. Und wenn es auch Satan wäre, — was ist denn das, der Satan? Spuckt ihm auf den Kopf! Wenn er, beispielsweise jetzt im Augenblick hier vor mir erschiene: ich will ein Hundesohn sein, wenn ich ihm nicht einen Nasenstüber versetze!«

      »Warum bist du denn auf einmal so bleich geworden?« rief einer der Gäste, der alle anderen einen Kopf hoch überragte und sich stets als Held aufspielte.

      »Ich? ... Was fällt dir ein! Du träumst wohl!«

      Die Gäste lachten. Ein zufriedenes Lächeln glitt über das Gesicht des prahlmutigen Helden.

      »Warum soll denn der bleich werden!« fiel da ein anderer ein: »seine Backen blühen ja wie Mohn; jetzt sieht Zibulja nicht mehr wie eine Zwiebel aus, sondern wie eine rote Rübe, oder richtiger wie der rote Kittel selbst, der die Leute so erschreckt hat!«

      Das Fässchen wurde auf den Tisch gerollt und machte die Gäste noch lustiger. Unser Tscherewik, der schon lange von dem Gedanken an den roten Kittel gequält wurde, und dessen neugieriger Geist keinen Augenblick Ruhe fand, machte sich an den Gevatter heran.

      »Sag mir doch, Gevatter, sei so gut, ich frage und frage und kann’s nicht herausbekommen, was für eine Bewandtnis es mit dem verdammten Kittel hat!«

      »He, Gevatter! Das sollte man eigentlich nicht zur Nacht erzählen; aber um dir einen Gefallen zu tun und den guten Leuten da (dabei wandte er sich zu den Gästen), die, wie ich merke, die Geschichte genau so wie du kennen lernen wollen — Meinetwegen, also hört!«

      Er kratzte sich die Schulter, wischte sich am Rockschoß ab, legte beide Arme auf den Tisch und begann:

      »Einst wurde — ob er nun etwas verschuldet hatte oder nicht, das weiß ich bei Gott nicht — ein Teufel aus der Hölle gejagt ...«

      »Wieso denn, Gevatter?« unterbrach ihn Tscherewik. »Wie ist das bloß möglich, daß ein Teufel aus der Hölle gejagt wird?«

      »Was kann man da machen, Gevatter! Man jagt ihn heraus und fertig! — wie ein Bauer seinen Hund aus der Stube jagt. Vielleicht hatte ihn die Lust überkommen, eine gute Tat zu tun: nun, da hat man ihn eben hinausgeworfen. Da ward dem armen Teufel so bang zumute, und er begann sich so nach der Hölle zu sehnen, daß er sich am liebsten aufgehängt hätte.

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