Mit Feuer und Geist. Hermann Brünjes

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Mit Feuer und Geist - Hermann Brünjes Jens Jahnke Romane

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erstatte Maren kurz Bericht. Sie nickt.

      »Das wäre also das wievielte Mal?«

      »Das vierte Mal. Also ist es eine Serie.«

      »Genau. Und wir haben im schönen Himmelstal vermutlich einen inzwischen überaus aktiven Brandstifter, der unser Dorf zum Höllental machen kann.«

      Wir sind uns einig. Maren steht bereits auf der Treppe nach oben. »Ich muss morgen früh raus. Du wirst jetzt vermutlich gleich deinen Artikel schreiben. Sei nachher leise!«

      Ein kurzer Kuss und gute Nacht. Sie kennt mich.

      Zurück am Schreibtisch notiere ich mir Orte, Daten und Zeiten der Brände. Es begann mit dem Bootsschuppen am 21. Februar. Am 3. März brannte die Scheune, die zum Glück gerettet wurde. Am 18. März wurden die Heuballen Opfer eines Feuers und heute ist der 28. April. Ein Muster erkenne ich nicht. Im April gibt es eine größere Lücke, sonst fällt mir nichts auf. Brandstifter kommen oft aus den Orten, die betroffen sind, das ist bekannt. Manchmal sind sie gar Mitglieder der Feuerwehr und gerne mal als Erste am Brandort. Aber das kann auch ein Klischee sein. Und wenn, träfe es hier auf viele zu, angefangen bei Enno selbst, über Gerd, Kerstin und andere bis hin zu Jonas aus der christlichen Gemeinschaft, der ja offenbar ebenfalls Mitglied der Jugendfeuerwehr ist. Na ja, kaum vorstellbar, aber »bei Gott sind alle Dinge möglich« heißt es ja sogar in der Bibel.

      Donnerstag, 29. April

      Bis Pfingstsamstag habe ich noch gut drei Wochen. Da mein Standardprogramm weiterläuft, will ich aber nicht allzu spät mit den Pfingst-Recherchen beginnen. Noch bevor ich am Morgen in die Redaktion fahre, rufe ich deshalb den Gemeindepastor an und melde mich danach auch im Tagungshaus. Ich will auch die jungen Leute dort zu Pfingsten befragen. Immerhin leben sie in einer christlichen Lebensgemeinschaft zusammen, da werden sie ja wohl etwas zum angeblichen »Geburtstag der Kirche« zu sagen haben.

      Der Pastor hat erst in der nächsten Woche Zeit, sagt er. Das Team im Tagungshaus lädt mich bereits zum Abend ein. Nach getaner Arbeit und nach der Abendandacht soll ich sie auf ihrer Etage besuchen. Sie alle haben viel zu tun, da sie einen regionalen Kirchentag vorbereiten, der am kommenden Wochenende in Himmelstal veranstaltet wird. Schade. Ich hatte gehofft, heute Vormittag hier mit Recherchen zu verbringen und erst am Nachmittag in die Kreisstadt zu fahren. Nun also umgekehrt, erst in die Redaktion, dann die Pfingst-Recherche.

      *

      »Kein Problem! Deine Brandserie nehmen wir mit rein!« Mein Chef genehmigt 75 Zeilen und zwei Fotos. Das ist nun wahrlich nicht viel, aber immerhin ein Anfang.

      »Wenn es wirklich eine Serie ist«, ergänzt Florian mit dem süffisanten Lächeln eines auflagefixierten Chefredakteurs, »hat sie ja noch Potential nach oben. Vielleicht brennt ja auch mal ein Wohnhaus oder ein Stall mit Tieren.«

      Alles kann ich ihm natürlich nicht durchgehen lassen. Mein Chef war vor diesem Posten Redakteur bei der BILD in Hamburg. Die dort erworbenen Sitten und Denkweisen gehen leider manchmal mit ihm durch.

      »Chef, du meinst das ja hoffentlich nicht ernst! Schon jetzt haben viele Leute in Himmelstal, besonders Bauern und Gartenbesitzer, große Angst. Und du weißt ja, wenn so etwas erst einmal grassiert, verdächtigt am Ende jeder jeden. In einem so kleinen Dorf wie Himmelstal kann das die Dorfgemeinschaft ganz schön beschädigen.«

      Er lacht. »Jens, dann kommst am Ende auch du noch in Verdacht! Immerhin begann die Brandserie kurz nachdem du zugezogen warst, wenn ich dich richtig verstanden habe.«

      Es haut mich fast um.

      Dabei hat er recht, so etwas könnte man denken. Umso wichtiger ist es, dass ich Ennos Einladung folge und bei der Feuerwache mitmache, oder Bürgerwehr, oder wie auch immer sie das dann nennen werden.

      Florian lehnt sich in seinen gepolsterten Bürosessel zurück. Seine massige Gestalt entspannt sich, seine bisher etwas schief herunterhängende graue Krawatte glättet sich ein wenig. Er könnte sie mal bügeln. Allerdings verbringt er die meiste Zeit entweder in der Redaktion oder bei Geschäftsempfängen, bevorzugt bei jenen, die ein Büffet enthalten. Vor einigen Jahren hat seine Frau ihn verlassen. Seitdem stellen sich bei ihm langsam mehr und mehr die mir aus vielen Jahren Singledaseins wohl bekannten Symptome von Junggesellen ein. Knitterige Kleidung ist davon noch eines der harmlosesten.

      »Wenn aus der Brandserie auch eine Zeitungsserie wird, Jens, gebe ich einen Whisky aus.«

      Mir schwant Schlimmes. Wenn Florian jemandem seinen im Schreibtisch versteckten Dimple einschenkt, ist ein Absturz vorprogrammiert. Ich sage lieber nichts mehr.

      »Noch etwas Jens. Du schreibst am besten auch den Artikel vom regionalen Kirchentag. Eigentlich sollte ja Steini den machen, weil du als Neu-Himmelstaler befangen sein könntest. Aber dein geschätzter Kollege hat sich wieder mal krankgemeldet. Angeblich hat er sich im Dienst auf dem Sportplatz eine Erkältung zugezogen.«

      »Aber dürfen denn überhaupt wieder Zuschauer auf die Sportplätze, ich meine wegen Corona?«

      »Ja, wenn auch nur begrenzt.« Er schmunzelt und hebt nichtwissend die Hände. »Aber selbst in der harten Zeit damals gab es auf den Dörfern vereinzelt Zuschauer. Du weißt ja: Wo kein Kläger, da kein Richter.«

      Ja, ich weiß. Manche Dorf-Vereine haben während des Lockdowns vor einem Jahr zwar nicht mit Spielen, aber mit dem Training weitergemacht. In den Sommermonaten der ungeregelten Lockerungen war es dann häufig drunter und drüber gegangen, nicht nur in den Bars, Kneipen, Fußgängerzonen und auf Familienfesten, auch im Sport. Als dann im Herbst letzten Jahres die zweite Welle kam, wurden strenge Gesetze erlassen und auch viel mehr kontrolliert. Jetzt sind wir, nach über einem Jahr mit dem weltweit gefürchteten Virus in einer neuen Phase angekommen: Es wird wärmer, die Infektionszahlen gehen runter und, das Wichtigste, einige Impfstoffe sind in Massenproduktion. Politiker und Virologen sind sich jedoch einig: Wir müssen mit der Pandemie leben und werden das Virus vermutlich nicht gänzlich ausmerzen können.

      »Ach Chef, lass das mal auch für Steini gelten: Im Zweifelsfall für den Angeklagten! Ich mach’s jedenfalls mit dem Kirchentag am Wochenende.«

      Ich sage ihm nicht, dass es mir sogar gut gefällt. So kann ich zuhause bleiben und weitere Leute wegen Pfingsten befragen. Die Gäste des Christentreffens kommen aus verschiedenen Orten. Ich werde also auch überregionale Akzente zum Pfingstverständnis und Brauchtum setzen können, ohne selbst zu reisen.

      »Also, Florian, kein Problem, ich lebe ja nun gewissermaßen auf dem Kirchentag!«

      Florian sieht jetzt besorgt aus und runzelt seine stattlichen Stirnfalten.

      »Und das nennst du ›kein Problem‹? Ich hoffe doch, du lässt dir nicht den Kopf verdrehen von den Jesusfreaks dort. Wenn ja, wäre es möglicherweise um meinen Starreporter geschehen.«

      »Wie meinst du das? Willst du mich rausschmeißen, wenn ich wie du es ausdrückst ›meinen Jesus‹ zu sehr liebe?«

      Er lacht.

      »Natürlich nicht! Du bist zu wertvoll für unser Blatt und ja auch schon seit Ewigkeiten hier. Die Abfindung wäre mir zu teuer! Nein, da lege ich mich nicht mit der Gewerkschaft und deinen Freunden hier an. Aber ich will, dass meine Leute echte Journalisten sind – und das meint zumindest neutral in der Sache!«

      »Und da gibst du mir einen

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