Das Leben des Giacomo Casanova und seine frivolen erotischen Abenteuer - Teil 1. Giacomo Casanova

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Das Leben des Giacomo Casanova und seine frivolen erotischen Abenteuer - Teil 1 - Giacomo Casanova

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hat. Ich kann Ihnen weiter nichts versprechen, als dass ich nicht mitmachen werde; aber auf Ihren Liebhaber habe ich keinen Einfluss; mit dem müssen Sie selber sprechen.“

      Hierauf übergab sie mir folgende Erwiderung:

      „Ich habe seit der verhängnisvollen Nacht, die mich unglücklich gemacht hat, mit Cordiani kein Wort mehr gesprochen. Ich werde auch niemals mehr mit ihm sprechen, selbst wenn ich um diesen Preis das verlorene Glück wiederfände. Nur Ihnen allein will ich Leben und Ehre zu verdanken haben.“

      Das Mädchen schien mir erstaunlicher als alle Heldinnen, die in den von mir gelesenen Romanen mir als Wunder hingestellt worden waren! Mir kam es vor, als würde ich von ihr mit einer Frechheit sondergleichen gefoppt. Ich glaubte, sie wollte mich von neuem in ihre Ketten schmieden, und obgleich ich mir daraus nichts machte, beschloss ich doch, die edle Handlung zu vollbringen, die sie von mir erwartete und deren sie nur mich allein für fähig hielt. Sie fühlte sich ihres Erfolges sicher. Aber in welcher Schule hatte sie das Menschenherz kennengelernt? Durch Romanlesen! Es gibt vielleicht etliche, deren Lesen viele junge Leute zugrunde richtet; aber ganz gewiss lernen sie durch das Lesen guter Romane angenehme Manieren und gesellige Tugenden.

      Ich entschloss mich also, dem Mädchen die Gefälligkeit zu erweisen, die sie von mir erwartete, und benutzte beim Schlafengehen einen günstigen Augenblick, um dem Doktor zu sagen, mein Gewissen nötige mich zu der Bitte, von mir nicht zu verlangen, dass ich dem Vater Mancia beichte; ich möchte aber in dieser Beziehung nicht anders handeln als meine Kameraden. Der Doktor antwortete mir freundlich, er begreife meine Gründe und werde uns in die Kirche des heiligen Antonius führen; zum Zeichen der Dankbarkeit küsste ich ihm die Hand.

      Da also am nächsten Tage alles nach Bettinas Wünschen ging, sah ich sie mit dem Ausdruck der Zufriedenheit auf ihren Zügen sich zu Tisch setzen.

      Am Nachmittag musste ich mich wegen einer Verletzung am Fuß zu Bett legen; der Doktor hatte seine Zöglinge in die Kirche begleitet; so war also Bettina allein. Sie benutzte den Augenblick, suchte mich in meinem Zimmer auf und setzte sich auf mein Bett. Ich hatte erwartet, dass sie kommen würde, und da ich nun sah, dass der Augenblick einer mir nicht unerwünschten großen Aussprache endlich da war, so empfing ich ihren Besuch mit Vergnügen.

      Zuvörderst sagte sie mir, ich wäre hoffentlich nicht böse, dass sie die Gelegenheit ergriffe, mit mir zu sprechen.

      „Nein“, antwortete ich, „denn Sie verschaffen mir dadurch die Gelegenheit, Ihnen zu sagen, dass die Gefühle, die ich für Sie hege, rein freundschaftliche sind; Sie können also sicher sein, dass Sie in Zukunft keinerlei Beunruhigung von mir zu befürchten haben. Machen Sie also, Bettina, was Sie wollen; denn um anders zu handeln, müsste ich verliebt in Sie sein, und ich bin es nicht mehr. Sie haben in einem Augenblick die schöne Leidenschaft, die Sie mir eingeflößt hatten, im Keim erstickt. Als ich nach der von Cordiani erlittenen Misshandlung wieder in meinem Zimmer war, habe ich Sie zuerst gehasst; bald aber verwandelte der Hass sich in Verachtung, und als ich allmählich ruhig wurde, entwickelte sich aus der Verachtung eine vollkommene Gleichgültigkeit; auch diese Gleichgültigkeit entschwand, als ich sah, wessen Ihr Geist fähig ist. Ich bin Ihr Freund geworden, ich verzeihe Ihnen Ihre Schwächen, und nachdem ich mich gewöhnt habe, Sie so zu sehen wie Sie sind, habe ich von Ihrer Klugheit die beste Meinung bekommen. Ich bin selber von ihr angeführt worden, aber das macht nichts; Ihre Klugheit ist nun einmal da, sie ist überraschend, göttlich; ich liebe sie, ich bewundere sie, und mich dünkt, ich bin Ihnen schuldig, Ihre Klugheit zu ehren, indem ich Ihnen selber die reinste Freundschaft weihe. Vergelten Sie mir diese: Seien Sie wahr, aufrichtig und machen Sie keine Umschweife. Genug jetzt der Narrenpossen! Denn Sie haben bei mir bereits erreicht, was Sie nur erwarten konnten. Schon der Gedanke an Liebe widerstrebt mir; denn ich kann nur lieben, wenn ich sicher bin, dass ich allein geliebt werde. Mögen Sie dies dumme Zartgefühl meiner Jugend zuschreiben; es ist einmal so und kann nicht anders sein. Sie haben mir geschrieben, Sie sprächen nicht mehr mit Cordiani. Wenn ich an diesem Bruch schuld bin, so tut mir das leid, und Ihre Ehre verlangt, glaube ich, dass Sie sich wieder versöhnen; in Zukunft werde ich mich hüten, ihm auch nur im Geringsten im Wege zu stehen. Und bedenken Sie noch eins: Wenn Sie ihn durch dieselben Verführungskünste in sich verliebt gemacht haben, die Sie gegen mich anwandten, so haben Sie doppelt Unrecht, denn wenn er Sie liebt, so haben Sie ihn vielleicht unglücklich gemacht.“

      „Alles was Sie mir da sagen“, versetzte Bettina, „beruht auf einer falschen Idee und auf falschem Anschein. Ich liebe Cordiani nicht und habe ihn niemals geliebt. Im Gegenteil, ich habe ihn gehasst und hasse ihn noch jetzt, weil er meinen Hass verdient, und ich hoffe Sie davon zu überzeugen, obwohl der Augenschein gegen mich ist. Den gemeinen Vorwurf, dass ich Sie oder ihn verführt hätte, bitte ich mir zu ersparen. Bedenken auch Sie: Wenn nicht Sie mich verführt hätten, so hätte ich mich wohl gehütet, mit Ihnen zu machen, was ich aus Gründen, die Sie nicht kennen, aber von mir erfahren werden, tief bereue. Der Fehler, den ich beging, ist nur deshalb schwer, weil ich nicht voraussah, wie sehr er mir bei einem undankbaren Knaben, der die Welt noch nicht kennt, schaden würde!“

      Bettina weinte. Was sie mir gesagt hatte, klang glaubhaft und war schmeichelhaft für mich; aber ich hatte zu viel gesehen. Außerdem wusste ich ja, wie klug sie war, und so lag mir der Gedanke nahe, dass sie mich wieder hinters Licht führen wollte; denn was konnte ich anders annehmen, als dass sie nur aus beleidigter Eitelkeit so handelte, die meinen Sieg als eine unerträgliche Demütigung empfand? Ich blieb daher unerschütterlich und antwortete ihr, ich glaubte ihr alles, was sie mir über den Zustand ihres Herzens vor jener kleinen Tändelei, dem Ausgangspunkt meiner Verliebtheit, gesagt hätte, und sie könnte daher sicher sein, dass ich ihr künftighin niemals mehr den Vorwurf machen würde, mich verführt zu haben. „Aber“, fuhr ich fort, „geben Sie zu, dass Ihr Feuer nur vorübergehend so heftig war und dass es nur eines leisen Hauches bedurft hat, es auszulöschen. Es verdient Lob, dass Ihre Tugend nur einen einzigen Augenblick sich verwirrt und sofort ihre Herrschaft über Ihre Sinne zurückgewonnen hat. Sie, die mich zärtlich liebten, wurden augenblicklich unempfindlich gegen meine Qualen, so deutlich ich auch Ihnen diese zu erkennen gab. Nun möchte ich nur noch wissen, wie Sie auf diese Tugend so viel Wert legen konnten, während sie doch allnächtlich an Cordiani Schiffbruch litt?“

      Bettina sah mich mit Siegesgewissheit an und sagte: „Jetzt habe ich Sie da, wo ich Sie haben wollte. Jetzt sollen Sie endlich erfahren, was ich Ihnen niemals sagen konnte; denn das Stelldichein, zu dem Sie nicht kommen wollten, gab ich Ihnen nur, um Ihnen die Wahrheit zu sagen:

      Cordiani machte mir acht Tage nach seiner Ankunft bei uns eine Liebeserklärung. Er bat mich um meine Einwilligung, durch seinen Vater um meine Hand anhalten zu lassen, sobald er seine Studien beendigt hätte. Ich antwortete, ich kannte ihn noch nicht genug, hätte auch selber keinen Willen in dieser Sache und bäte ihn, nicht mehr davon zu sprechen. Er tat, als hätte er sich dabei beruhigt, bald darauf jedoch bemerkte ich, dass dies nicht der Fall war; denn als er mich eines Tages bat, ich möchte doch zuweilen in sein Zimmer kommen und ihn frisieren, und ich ihm erwiderte, ich hätte keine Zeit dazu, da sagte er, Sie wären glücklicher als er. Dieser Vorwurf war mir lächerlich, denn im Hause wusste ja ein jeder, dass ich Sie zu bedienen hatte.

      Vierzehn Tage nach dieser Weigerung verbrachte ich mit Ihnen ein Stündchen in einem Getändel, das Sie natürlich auf Gedanken brachte, die Sie bis dahin nicht gehabt hatten. Ich selber war vollkommen zufrieden; ich liebte Sie, und da ich mich nur natürlichen Begierden überlassen hatte, so genoss ich, ohne dass ein Gewissensbiss mich hätte beunruhigen können. Ich sehnte mich danach, am nächsten Tage wieder mit Ihnen beisammen zu sein, aber am selben Tage nach dem Abendessen nahm mein Unglück seinen Anfang. Cordiani steckte mir diesen Brief und diesen Zettel zu, die ich seitdem in einer Mauerritze versteckt gehalten habe, um sie Ihnen bei passender Gelegenheit zeigen zu können.“

      Mit diesen Worten übergab Bettina mir Brief und Zettel; der letztere lautete folgendermaßen: „Entweder empfangen Sie mich heute Abend in Ihrer Kammer, indem Sie die Hoftür offen lassen,

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