Anleitung zum geistlichen Leben. Thomas von Kempen

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Anleitung zum geistlichen Leben - Thomas von Kempen

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ist, wer Gottes

      Willen tut und auf seinen eigenen Willen verzichtet.

      Achtsamkeit beim Handeln

       1. Glaube nicht alles, und erzähle nicht alles.

       2. Überlege mit Ruhe, und lasse dir raten.

      1. Glaube nicht jedem Worte, und traue nicht jeder Eingebung. Prüfe vielmehr die

      Dinge vor Gott, behutsam und mit der nötigen Ruhe. Leider geschieht es oft, dass wir

      von andern lieber das Böse glauben und erzählen als das Gute; so schwach sind wir.

      Doch vollkommene Menschen glauben nicht so leicht jedem Schwätzer. Denn sie

      kennen die menschliche Schwäche, die zum Bösen neigt und im Reden leicht zu Falle

      kommt.

      2. Es ist eine tiefe Weisheit, nicht übereilt zu handeln und nicht an seiner eigenen

      Meinung starrköpfig festzuhalten. Dazu gehört auch, daß man nicht irgendwelcher

      Rederei Glauben schenkt und das, was man etwa gehört und geglaubt hat, nicht

      gleich anderen Leuten weitererzählt. Berate dich mit einem klugen und

      gewissenhaften Mann, und lasse dich lieber eines Besseren belehren, statt deinen

      Einfällen zu folgen. Ein gutes Leben macht den Menschen weise vor Gott und

      erfahren in vielen Dingen. Je demütiger ein Mensch ist und je vollkommener er sich

      Gott unterwirft, um so weiser wird er sein und um so reicher an Frieden.

      Das Lesen der heiligen Schriften

       1. Achte mehr auf den Inhalt als auf die Form.

      2. Lies nicht als Wissender, sondern um zu lernen.

      1. Suche Wahrheit in den heiligen Schriften, nicht den Glanz der Rede. "Jedes heilige

      Buch muss in dem Geist gelesen werden, in dem es verfasst wurde." Wir müssen mehr auf unseren Nutzen als auf die gewählte Form achten. Darum sollten wir fromme und schlichte Bücher ebenso gern lesen wie hohe und gedankenschwere. Der Name desVerfassers und sein großes oder geringes Ansehen in der Literatur darf nicht stören.

      Was dich zum Buche führen soll, sei einzig die Liebe zur reinen Wahrheit. "Frage

      nicht, wer das gesagt hat, sondern achte auf das, was gesagt wird."

      2. Die Menschen gehen dahin, die Wahrheit des Herrn aber bleibt in Ewigkeit. Gott

      spricht zu uns auf mannigfache Weise, ohne Ansehen der Person. Was uns beim

      Lesen der Schriften oft hindernd im Wege steht, ist unsere Neugier. Wir wollen

      begreifen und ergründen, worüber wir einfach hinweggehen sollten. Willst du aus der

      Lesung Nutzen ziehen, dann lies demütig, bescheiden und voll Vertrauen. Erhebe nie

      Anspruch auf den Namen eines Gelehrten. Stelle gern Fragen und höre schweigend

      auf die Worte der Heiligen. Lass dich auch die Gleichnisreden der Alten nicht

      verdrießen; sie werden nicht ohne Grund gesprochen.

      Ungeordnete Gesinnungen

       1. Der Quell seelischer Unruhe.

       2. Bezwinge dich, und du findest Ruhe.

      1. Sobald der Mensch etwas begehrt, was gegen die Ordnung verstößt, erfaßt ihn

      sogleich die Unruhe. Hochmütige und Geizige kennen keine Ruhe, der Arme im

      Geist und der Demütige leben im vollen Frieden. Wer sich noch nicht gänzlich

      abgestorben ist, gerät leicht in Versuchung, er strauchelt über die geringsten

      Kleinigkeiten. Ein Mensch von schwachem Geist, der noch irgendwie dem niederen

      Menschen und dem Sinnenhaften zugeneigt ist, kann sich nur schwer von den

      irdischen Wünschen völlig loslösen. Er wird oft traurig, wenn er sich ihnen entzieht,

      und wird leicht zornig, wenn ihm einer in den Weg tritt.

      2. Hat er aber erreicht, was er begehrt, drückt ihn sogleich der Vorwurf des

      Gewissens, weil er seiner Leidenschaft folgte, die ihm nicht zu dem gesuchten

      Frieden verhilft. Wahren Herzensfrieden findet man nur im Kampf gegen die

      Leidenschaften, nicht aber darin, daß man ihnen nachgibt. In einem irdisch gesinnten Herzen, das sich an äußere Dinge verliert, ist kein Frieden, wohl aber in einem Menschen von Geist und Glut.

      Keine trügerische Hoffnung und Überheblichkeit hegen!

       1. Baue dein Lebensglück nicht auf trügerischen Grund.

       2. Was die Welt schätzt, bietet kein haltbares Fundament.

      1. Ein Tor, wer seine Hoffnung auf Menschen oder Geschöpfe setzt. Schäme dich

      nicht, aus Liebe zu Jesus Christus anderen zu dienen und als arm zu gelten in dieser

      Welt. Verlass dich nicht auf dich selbst, setze vielmehr dein Vertrauen auf Gott. Tu,

      was du tun kannst, und Gott wird deinem guten Willen beistehen. Vertraue nicht auf

      dein Wissen oder auf die Schlauheit irgendeines lebenden Menschen. Baue vielmehr

      auf die Gnade Gottes, der den Demütigen hilft und die Überheblichen demütigt.

      2. Rühme dich nicht deiner Reichtümer (Jer 9, 23). Prahle auch nicht mit

      einflussreichen Freunden. Dein Ruhm sei Gott, der alles schenkt und außer allen

      Gaben sich selbst dir zu geben verlangt. Brüste dich nicht mit der Kraft und

      Schönheit des Leibes; eine geringe Krankheit genügt, und er ist zerstört und entstellt.

      Gefalle dir nicht in deiner Geschicklichkeit und Begabung, sonst missfällst du Gott,

      dem alles gehört, was du von Natur Gutes hast. Halte dich nicht für besser als andere,

      damit du nicht vor

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