Anleitung zum geistlichen Leben. Thomas von Kempen

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Anleitung zum geistlichen Leben - Thomas von Kempen

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ist

      (loh 2, 25). Sei nicht eingebildet auf gute Werke. Gott richtet anders als die

      Menschen. Ihm missfällt oft, was den Menschen wohlgefällt. Hast du etwas Gutes an

      dir, so glaube nur, dass andere Besseres aufweisen können. So bewahrst du die

      Demut. Es schadet dir nicht, wenn du dich für geringer hältst als alle andern, höchst

      schädlich aber ist es, wenn du dich auch nur einem vorziehst. Nie versiegender Friede

      begleitet den Demütigen, im Herzen des Stolzen aber wohnen oft Zorn und

      Erbitterung.

      Vertrauensseligkeit sollte man vermeiden

       1. Nicht so vertrauensselig.

       2. Täusche dich nicht.

      1. Öffne nicht jedem Menschen dein Herz (Sir 8,19), doch mit einem weisen,

      gottesfürchtigen Menschen besprich deine Sache. Mit jungen Leuten und mit

      Fremden lass dich weniger ein. Schmeichle nicht den Reichen, und erscheine nur

      selten vor Großen. Suche deine Gesellschaft und Unterhaltung bei den bescheidenen,

      einfachen und ausgeglichenen Menschen, und sprich mit ihnen über das, was zum

      Guten anregt. Sei nicht allzu vertraulich mit dem anderen Geschlecht, alle guten

      Frauen aber empfiehl insgesamt dem Herrn. Wirklich vertraut sei nur mit Gott und

      mit seinen Engeln, dem Bekanntsein unter Menschen aber gehe aus dem Wege.

      2. Liebe soll man zu allen haben, Vertraulichkeit aber ist nicht zuträglich. Zuweilen

      kommt es vor, dass ein Unbekannter einen sehr guten Ruf besitzt; siehst du ihn aber

      aus der Nähe, verliert er seinen Glanz in deinen Augen. Manchmal dünkt uns, andere

      fänden Gefallen an unserer Gesellschaft, doch sind wir schon auf dem Wege, ihnen

      zu missfallen, weil sie unsere Schwäche entdecken.

      Gehorsam und Unterordnung

       1. Achte die Vorgesetzten.

      2. Nimm Rat an.

      1. Es ist etwas Bedeutendes, im Gehorsam zu stehen, unter einem Oberen zu leben

      und nicht sein eigner Herr zu sein. Ungleich sicherer ist es, Untergebener zu sein als

      Vorgesetzter. Viele sind untertan, mehr aus Zwang als aus Liebe. Sie haben ihre Last

      damit und murren schnell. Sie bringen es nur dann zur Freiheit des Geistes, wenn sie

      sich um Gottes willen und aus ganzem Herzen unterwerfen. Laufe dahin oder dorthin, du findest keine Ruhe, wenn du dich nicht demütig der Leitung des Oberen

      unterwirfst. Die Einbildung, mit dem Wechsel des Ortes würde es besser, hat schon

      viele getäuscht. Wahr ist, dass jeder gern nach seinem eigenen Kopf lebt und lieber

      denen folgt, die mit ihm einer Meinung sind. Aber wenn Gott unter uns wohnt, gehört

      es sich doch wohl, dass wir bisweilen um des lieben Friedens willen von unserer

      eigenen Meinung lassen.

      2. Wer ist so weise, dass er alles vollkommen wissen könnte? Darum baue nicht zu

      sehr auf deine Einsicht, sondern höre auch gern auf die Meinung anderer. Ist deine

      Meinung gut, und du stehst um Gottes willen davon ab und folgst einem anderen, so

      wirst du ungleich größeren Nutzen davon haben. Denn oft habe ich gehört, es sei weit

      sicherer, auf einen Rat zu hören und ihn anzunehmen, als Rat zu erteilen. Es kann

      auch der Fall vorkommen, dass die Meinung eines jeden Hand und Fuß hat. Aber gar

      nicht nachgeben wollen, wenn Vernunft und Sache dies erfordern, ist das Zeichen

      starrsinnigen Hochmut!

      Sei nicht redselig

       1. Das viele Reden schadet dir.

       2. Es bringt dir keinen Trost.

      1. Fliehe den Lärm der Menschen, sooft du kannst. Das Reden über Tagesereignisse

      hemmt dich sehr, auch wenn es in guter Absicht geschieht. Denn schnell werden wir

      von den Eitelkeiten der Welt angesteckt und in ihren Bann gezogen. Ich wollte, ich

      hätte mehr geschwiegen und wäre nicht unter Menschen gegangen.

      2. Weshalb reden und schwätzen wir so gern miteinander, da wir doch selten ohne

      Verletzung des Gewissens zum Schweigen zurückkehren? Nur deshalb reden wir so

      gern, weil wir in der Unterhaltung gegenseitig Trost suchen und dem vom vielen

      Denken ermüdeten Herzen gern Erleichterung verschaffen. Und sehr gern

      überdenken und sprechen wir aus, was wir lieben oder uns wünschen, oder wir reden

      von dem Unangenehmen, das uns drückt. Aber leider! Häufig erfolglos und

      vergeblich; denn diese äußere Tröstung ist der inneren, göttlichen Tröstung sehr

      abträglich. So müssen wir also wachen und beten (Mt 26,41), damit die Zeit nicht

      ungebraucht vergehe. Wenn es erlaubt und angezeigt ist zu reden, dann sprich, was

      aufbauen kann. Üble Gewohnheit und Gleichgültigkeit gegen unseren Fortschritt

      tragen viel dazu bei, dass wir unseren Mund nicht halten können. Nicht wenig aber

      trägt zum geistlichen Fortschritt das religiöse Gespräch über geistliche Dinge bei,

      besonders dann, wenn Menschen gleichen Herzens und gleichen Geistes sich in Gott

      zusammenfinden.

      Frieden erwerben und unermüdlich weiterstreben

       1. Frieden gewinnt, wer sich nicht unnötig um

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