Anleitung zum geistlichen Leben. Thomas von Kempen

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Anleitung zum geistlichen Leben - Thomas von Kempen

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monastische Leben

       1. Das Ordensleben ist nicht leicht.

       2. Der Schlüssel zum wahren Ordensleben.

       3. Das Ziel im Kloster: Dienmut, Demut.

      1. Willst du mit anderen Frieden und Eintracht bewahren, so musst du lernen, dich

      selbst in vielen Dingen zu bezwingen. Es ist keine Kleinigkeit, in Klöstern oder einer

      Ordensgemeinschaft zu wohnen und dort ohne Klage zu leben und treu bis zum Tode

      auszuharren. Wohl dem, der daselbst gut gelebt hat und glücklich vollenden durfte!

      2. Willst du fest stehen und fortschreiten, wie es sich gehört, so betrachte dich als

      einen Pilger und Fremdling auf Erden. Du musst ein Tor werden um Christi willen,

      wenn du ein Ordensleben führen willst. Ordenskleid und Tonsur bedeuten wenig.

      Sittliche Neugeburt und völlige Ertötung der Leidenschaften machen den wahren

      Ordensmann. Wer etwas anderes sucht als einzig Gott und das Heil seiner Seele,

      findet nur Plage und Schmerz. Auch kann der Friede dessen nur von kurzer Dauer

      sein, der nicht bestrebt ist, der Geringste zu sein und sich allen unterzuordnen.

      3. Zum Dienen bist du gekommen, nicht zum Herrschen. Zum geduldigen Arbeiten

      bist du berufen, nicht zu Müßiggang und Plauderei. Hier also werden die Menschen

      erprobt, wie "das Gold im Feuerofen" (Weish 3, 6). Hier kann nur aushalten, wer von

      ganzem Herzen gewillt ist, sich um Gottes willen zu demütigen.

      Schau auf das Vorbild der heiligen Väter

       1. Das Leben der heiligen Väter war: Dienen und Dulden, Kämpfen und Kasteien,

       Fasten und Beten.

       2. Auf ihre Demut, Liebe und Geduld.,

       3. Auf die Ordensgründer und die blühenden Tugenden der ersten Zeiten.

      1. Schau auf die lebendigen Vorbilder der heiligen Väter, in denen wahre Vollendung

      und Religiosität aufstrahlt, und du wirst sehen, wie geringfügig, ja wie nichtssagend

      ist, was wir tun. Ach, was ist es doch mit unserem Leben, wenn wir es mit dem

      ihrigen vergleichen! Die Heiligen und Freunde Christi dienten dem Herrn in Hunger

      und Durst, in Kälte und Blöße, in Mühe und Erschöpfung, in Wachen und Fasten, in

      Gebet und heiliger Betrachtung, in vielerlei Verfolgung und Schmach. Wie viele und

      schwere Trübsale haben sie erduldet: die Apostel, die Märtyrer, die Bekenner und

      Jungfrauen und die übrigen alle, die entschlossen waren, Christi Fußstapfen zu

      folgen. Sie haben "ihre Seele in dieser Welt gehasst, um sie für das ewige Leben zu

      besitzen" (vgl. Joh 12, 25). Wie streng und entsagungsvoll war das Leben, das die

      heiligen Väter in der Wüste führten! Wie anhaltend und schwer waren die

      Versuchungen, die sie zu ertragen hatten, wie häufig die Quälereien, mit denen der

      Feind ihnen zusetzte! Wie viele glühende Gebete opferten sie dem Herrn auf, wie

      streng waren die Fasten, die sie hielten, wie groß der Eifer und das feurige Verlangen,

      im geistlichen Leben Fortschritte zu machen! Wie tapfer kämpften sie, um die Laster

      zu unterdrücken, und wie lauter und gerade zielte ihre Meinung auf Gott! Am Tage

      arbeiteten sie, und nachts lagen sie lange dem Gebete ob, obwohl sie nicht aufhörten,

      auch bei der Arbeit ununterbrochen das innerliche Gebet zu pflegen. Alles, was sie an

      Zeit erübrigten, wandten sie nützlich an. Jede Stunde schien ihnen zu kurz für den

      Umgang mit Gott, und über der großen Süßigkeit der Beschauung vergaßen sie sogar,

      dem Leibe die notwendige Erholung zu gewähren.

      2. Allen Reichtümern, Würden, Ehren, Freunden und Verwandten entsagend,

      begehrten sie von der Welt nichts zu besitzen; kaum nahmen sie das

      Lebensnotwendige zu sich. Dem Leibe zu dienen empfanden sie selbst im Notfalle

      als schmerzlich. Sie waren also arm an irdischen Dingen, aber überaus reich an

      Gnade und Tugenden. Äußerlich darbten sie, innerlich kosteten sie die von Gott

      kommende Erquickung der tröstenden Gnade. Der Welt waren sie fremd, Gott aber

      standen sie nahe wie vertraute Freunde. Sich selbst kamen sie wie nichts vor, und der

      Welt erschienen sie verächtlich, in den Augen Gottes aber waren sie wertvolle, liebe

      Menschen. Gegründet in wahrer Demut, lebten sie in schlichtem Gehorsam. Ihr

      Wandel trug das Gepräge der Liebe und Geduld; darum erstarkten sie täglich im

      Geiste und empfingen große Gnaden von Gott. Allen Ordensleuten als Beispiel

      gegeben, sollen sie uns mehr zum Fortschritt im Guten anspornen als jene, die zu den

      Lauen zählen, uns verleiten, im Eifer zu erlahmen.

      3. Wie stark war die Glut aller Ordensleute in den ersten Zeiten, als ihre heiligen

      Gründungen ins Leben traten! Welche Hingabe im Gebete, welcher Wetteifer im

      Ringen um die Tugend! Wie hoch stand die Zucht! Wie blühten bei allen die

      Ehrfurcht und der Gehorsam gegen die Regel des Meisters! Zeugen dessen, daß sie

      wirklich heilige, vollkommene Menschen waren, die in wackerem Streit die Welt

      unter ihre Füße brachten, sind die noch vorhandenen Spuren. Heute aber gilt schon

      als groß, wer die Gebote nicht übertritt und sein Los geduldig zu ertragen versteht. O

      der Lauheit und Nachlässigkeit in unserem Stande, dass unsere erste Glut so schnell

      erkaltet

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