Eisblaue Sehnsucht. Ute Dombrowski

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Eisblaue Sehnsucht - Ute Dombrowski

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      Als Mariella wieder zu sich kam, konnte sie sich nicht bewegen. Das Atmen fiel ihr schwer, Beine und Arme schienen wie in Blei gegossen. Sie wollte die rechte Hand heben und sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht wischen, doch es funktionierte nicht. Ihr Blick wanderte über ihren Körper, der sich unter einem weißen Laken abzeichnete, und dann fiel ihr er auf eine dunkle Steinmauer.

      „Hallo?“, flüsterte sie. „Ist jemand da?“

      Eine Antwort kam nicht, die Stille ringsum war undurchdringlich, selbst ihre Stimme hörte sie wie durch Watte. Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. Tausend Fragen flogen durch ihren Kopf: Wo bin ich? Was geschieht mit mir? Hat Linus mich hergebracht? Kann ich einfach aufstehen und gehen? Hat er mich betäubt und mir etwas angetan?

      Sie horchte in ihren Körper hinein, aber nichts tat weh, alles fühlte sich normal an. Beim Versuch aufzustehen, bemerkte sie die Fesseln, die sich um ihren gesamten Körper schlangen. Sie war wie ein Paket verschnürt. Heiße Panik machte sich in ihr breit, als würde sich ein Lavastrom bergab wälzen. Langsam und stetig brannte sie sich in ihre Seele und sie begann zu schreien, bis die Kraft sie verließ. Jetzt wimmerte sie nur noch und die Tränen brannten in den Augen.

      „Kira, hilf mir!“

      „Sie wird dir nicht helfen“, ertönte eine kalte weibliche Stimme und ein bekanntes Gesicht erschien in ihrem Blickfeld.

      „Lima!“

      „Ja, du hast ein gutes Gedächtnis.“

      „Wo bin ich? Was willst du von mir?“

      „Du bist dort, wo dich niemand findet, schon gar nicht deine Freundin. Aber sei gewiss: Sie wird dir bald Gesellschaft leisten. Ich bin Lima und Linus ist mein Freund und Partner für die Ewigkeit. Dachtest du wirklich, er würde sich für dich interessieren?“

      Ihr arrogantes Lachen hallte durch den Raum.

      „Weiß Linus, dass du mich hier gefangen hältst?“

      „Natürlich, er hat dich hergebracht. Wenn es so läuft, wie wir wollen, wird alles gut. Wenn nicht, wirst du sterben. Kira wird freiwillig zu uns kommen und dann wirst auch du verstehen.“

      „Wozu das alles? Welchen Sinn hat es?“

      „Das wirst du begreifen, wenn es soweit ist. Bist du gut oder böse? Du wirst dich entscheiden müssen. Für uns oder gegen uns.“

      Mariella brach erneut in Tränen aus, denn alles, was Lima sagte, schien dem Gehirn einer Irren zu entspringen. Sie riss an den Fesseln und sah, wie Lima den Raum verließ. Eine Minute später kam sie zurück und schob die Bettdecke weg. Mariella spürte einen Nadelstich, bemerkte, wie ihre Kraft sie verließ und wurde müde, unsagbar müde.

      Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war und wachte mit Kopfschmerzen auf. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte sie ins Licht, als sich ein Schatten über sie beugte. Mariella erkannte Linus und Tränen liefen aus ihren Augenwinkeln.

      „Herzlich willkommen, meine Schöne!“

      „Was willst du von mir?“, flüsterte Mariella.

      Die Angst, hier nie wieder rauszukommen, lähmte sie und von einer stets fröhlichen jungen Frau voller Energie war ein ängstliches Häufchen Elend übriggeblieben. Sie zitterte.

      „Ich möchte mit dir zusammen sein“, sagte Linus und stand auf.

      Er wanderte am Fußende des Bettes auf und ab.

      „Wenn du mir versprichst, vernünftig zu sein, kann ich dich von deinen Fesseln befreien. Sie sind nicht dazu da, dich gefangen zu halten, nein, sie dienen deinem Schutz. Du solltest schlafen und zur Ruhe kommen. Wie ich sehe, hast du das geschafft. Möchtest du, dass ich dich losmache?“

      „Ja, bitte mach mich los. Ich werde ruhig bleiben.“

      Mit hochgezogenen Augenbrauen nestelte Linus am Seil und bald waren Mariellas Füße frei. Sie schüttelte sie aus, doch die anderen Fesseln hielten sie eng umschlungen.

      „Weißt du“, sprach Linus leise weiter, „es wäre doch schade, wenn ich dich wieder an dieses Bett fesseln müsste, nur weil du ausflippst und auf mich losgehst.“

      Mariella riss die Augen auf und schwor, dies nicht zu tun. Sie wusste, dass sie sich ruhig verhalten musste. Linus strich mit dem Zeigefinger über das Seil, das sich um Arme und Hände schlang.

      „Du musst es dir verdienen, dass ich dir alle Fesseln löse.“

      Sie sah in die grünen Augen des jungen Mannes und die Panik hatte sie fest im Griff.

      „Ich mache alles, was du sagst. Was willst du von mir? Warum bin ich hier?“

      „Das wirst du erfahren, wenn die Zeit gekommen ist.“

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