In Zirkel Des Lebens. Bernhard Racz

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In Zirkel Des Lebens - Bernhard Racz

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hatte. Es hieß, es würde ein weiteres Jugendzentrum in der in Konkurs geratenen Spinnerei eingerichtet werden. So kam es später auch. Die Rumpelkammer, die schon mehrmals negativ von sich reden machte und bekannt für die Drogenszene war, war für Kalle, mich und andere ein wahres Abdröhnparadies. In Punker-Klamotten tanzten wir wie besessen. Ohne irgendwelche unangebrachten Hemmungen. Alles war so locker und die Musik war erstklassig. Wir schwebten nur so herum auf unserem Hustensaft. Die Altstadt wurde also saniert. Das hieß, die eigentlichen alten Häuser wurden zu größten Teil abgerissen. Dafür wurden auf alt getrimmte neue Häuser hingestellt. Mittlerweile waren schon etwas mehr Punks in KL unterwegs. Wie aus dem Nichts entsprungen. Kalle kannte einen von denen, der eines abends kam und Kalle und mich fragte, ob wir mit in ein besetztes Haus gehen wollten. Vor dem besetzten Haus stand ein baggerähnliches Gerät, dass wahrscheinlich für den Abriss am darauffolgenden Tag bereit stand. Dieser Bagger wurde erst mal so richtig maltretiert, so dass er am nächsten Tag zu hundert Prozent betriebsuntauglich war.

BernyKalle

      Bernd & Kalle

      Im besetzten Haus saßen wir oft zusammen, unterhielten uns und sprühten die Wände mit irgendwelchen ollen, nichtssagenden Sprüchen an. An einem Abend fanden wir an der Außenwand des besetzten Hauses ein riesiges Loch vor, das die Arbeiter sicherlich aus Ärger des zerstörten Baggers eingebrochen hatten. Das war deren Rache. Kalle und ich waren mal wieder extrem auf Hustensaft und er lernte in der Rumpelkammer ein nettes Mädchen kennen. Sie hieß Bärbel, die mit ihrer Freundin Petra da war. Wir stimmten so aus Spaß ab, wer zu wem passen würde. Kurz danach wurde Bärbel die Freundin von Kalle. Mir war Bärbel schon zuvor im Thing aufgefallen und kann mich noch gut erinnern, als ich ihr einmal sagte, sie käme mir vor wie ein kleines Mädchen aus dem Märchenwald.

      So erschien sie mir einfach immer. So zart und unschuldig erschien sie mir. Nie hätte ich gedacht sie anzufassen, so zerbrechlich sah sie aus.

BärbelOrig

      Bärbel

      Kalle litt später sehr, als es kriselte und die Beziehung zerbrach. Er wollte sich sogar umbringen. Sein Cousin rief dann in der Nervenklinik Landeck an und Kalle wurde abgeholt. Bei der erstbesten Gelegenheit flüchtete er zurück nach KL. Wir gingen oft auf viele Punk-Konzerte wie z.B. die UK-Subs aus England, die in Heidelberg spielten. Aber wir gaben selbst auch einige Konzerte wie z.B. im „Flash“, oder im „Kuckuksnest“. Unsere Gruppe hieß Z CAR M. Mein Bruder Felix spielte Schlagzeug, Kalle sang und ich spielte die 3-stufigen Keyboards.

      Einmal ging ich alleine auf ein Punk-Konzert in Kaiserlautern. Gerade hatte ich mir nagelneue Turnschuhe gekauft. Alle tanzten den Pogo vor der Bühne und ich mittendrin. Es kam zu Raufereien und Anrempelungen, so dass plötzlich ein unbeholfener Tänzer zu Boden kam. Danach stürzten viele direkt auf den am Boden liegenden. Der, der am Boden lag, war ich und als sich der Tumult auflöste, musste ich ärgerlich feststellen, dass die Farbe meine neuen Turnschuhe nicht mehr weiß, sonder schwarz waren. Total verärgert verließ ich die Halle und ging seitdem nur ungern zu Konzerten zum mittanzen. Wir fanden später noch ein anderes besetztes Haus in der Nähe der Rumpelkammer. Da war es super. Kalle und ich waren fast jeden Tag auf Hustensaft, der wahnsinnig ins Blut ging. Oft träumte Kalle von einer eigenen Gesangsanlage, denn die fehlte uns. Als wir wieder einmal bedröhnt waren, kam ich auf die total blödsinnige Idee, dass ja im Bösken, dem Proberaum, wo Markus noch mit Bourbon spielte, eine Gesangsanlage stehen würde und vermittelte so den Eindruck, diese einfach heraus zu holen. In wirklich jugendlichem Leichtsinn und Dummheit begaben wir uns dann irgendwie in den abgeschlossenen Raum und holten einfach die Gesangsanlage, die uns ja nicht gehörte, in einer Nacht und Nebelaktion heraus. Am nächsten Tag, mit klarem Kopf war es mir dann so dermaßen peinlich, so dass ich Markus unseren Diebstahl beichtete und ihm sofort die Anlage wieder zurück gab. Was konnte man nur mit diesem Saft anrichten, wurde mir damit bewußt.

      Wir gingen eines abends von der Rumpelkammer hinüber in das besetzte Haus, wo wir viele Leute antrafen. Kalle, der wirklich Stadtbekannt war, kannte einige unter ihnen. An Kalle war ein echtes Schauspielertalent verloren gegangen, so gut konnte er Geschichten erzählen und Menschen auf seine eigene komische Weise unterhalten. Es war schade, dass er nie in dieser Richtung etwas unternahm. Er präsentierte sich vor der Menge und spielte ihnen regelrecht sein eigenes Theater vor. Alle genossen dieses Schauspiel und bogen sich nur so vor lachen. Leider kamen ab und zu auch richtig asoziale Leute in die Rumpelkammer, was uns gar nicht gefiel und es herrschte eine spürbar gedrückte Stimmung. Die Junkies spritzten sich ihre Drogen unten in den Toiletten. Eines Tages, urplötzlich, ohne Gründe, verweigerte der Besitzer der Rumpelkammer ausgerechnet mir den Eintritt. Warum weiß ich bis heute nicht. Als ich Kalle davon unterrichtete, ging er zielstrebig zum Besitzer und beschwerte sich, legte ein gutes Wort für mich ein, obwohl ich ja nie etwas verbrochen hatte. Dann war die Sache geklärt und die Party ging weiter. An einem Abend waren wir wieder einmal auf dem Weg in die Rumpelkammer, den Kopf bereits mit Substanzen gefüllt, unterwegs mit meinem alten R 4. Kurz vor der Rumpelkammer befand sich eine Polizei-Station und direkt vor dieser wurden wir überraschend und grundlos von der Polizei angehalten und an die Wand gestellt. Mit gezogenen Waffen verlangte überraschend und grundlos von der Polizei angehalten und an die Wand gestellt. Mit gezogenen Waffen verlangte die Polizei, die in Zivil war unsere Personalien, die wir bereitwillig übergaben. Kalle regte sich wahnsinnig auf, dass ohne ersichtlichen Grund scharfe Waffen auf uns gerichtet wurden. Ich selbst war mir keiner Schuld bewußt, die diese Situation hätte zustande bringen können. Nachdem die Personalien überprüft wurden, entschuldigten sich die Polizisten und wünschten uns noch einen schönen Abend. Sie hatten uns aus irgend einem Grund mit einem Bankraub in Verbindung gebracht und es wäre ein Versehen gewesen, hieß es. Unbeeindruckt, aber doch ärgerlich überden Zeitverlust, fuhren wir zum Tanzen in die Rumpelkammer.

      

       8. Der Absturz

      Nissutibor, der Hustensaft war unser aller, täglicher Gedanke, zumindest für die paar Leute, die von der eigentlichen Wirkung wußten. Sehr oft fuhr ich mit bedröhntem Kopf alleine, aber auch mit unseren Leuten durch die Gegend, ohne dass jemals irgend ein Unfall zustande kam, worüber ich mich heute noch wirklich sehr wundere. Wir wußten nicht was wir taten. Einmal fuhren wir, JJ, Kalle und ich zur amerikanischen Siedlung, wo sich deren Supermarkt nähe der Kasernen befand. Es war Sonntags und uns war ziemlich langweilig. Kein einziges Auto parkte auf diesem riesigen Parkplatz. Den alten R4 testete ich mal so richtig vom Fahrverhalten aus. Wir quatschten und stiegen dann aus. Als Jürgen etwas weiter von Kalle und mir entfernt war, stiegen wir einfach ins Auto ein, fuhren weg und ließen Jürgen einfach da stehen. Warum wir das machten, frage ich mich bis heute noch. Jürgen zog 1981 nach Berlin, wo er noch heute lebt. Später traf ich ihn durch Zufall noch einmal und musste leider feststellen, dass er noch genauso Drogenorientiert lebte wie damals in Kaiserslautern und sozugsagen auf diesem Niveau Stehen geblieben ist. Ich entschuldigte mich nachträglich für unser unsoziales Verhalten damals, woran er sich jedoch nicht mehr erinnern konnte.

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      Unser Drogenkonsum auf jeden Fall steigerte sich enorm, von Tag zu Tag. Immer öfter tranken wir diesen ekligen, dickflüssigen Hustensaft. Als zu der Zeit, als die „Alternativen“, oder auch die Freaks, oder Atomkraftgegner eben nach Frankfurt zur Demo gingen, kam Tine, eine Bekannte von uns eines Tages zurück und meinte, sie hätte uns etwas mitgebracht. Von dem selbsteingerichteten Dorf im Wald bei Frankfurt, welchesspäter von der Polizei geräumt wurde, brachte sie eine seltsame Wurzel mit. Sie übergab sie uns und fügte hinzu, dass dies die Wurzel eines Tollkirsch-Baumes wäre. Wir sollten aus einem daumengroßen Stück der Wurzel einen Tee zubereiten. So interessiert an allem Neuen wie wir zu der Zeit waren, freuten wir uns natürlich

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