Die Väter-Casting-Liste. Eva Markert
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Читать онлайн книгу Die Väter-Casting-Liste - Eva Markert страница 2
„Ich dachte nur ...“ Patrick drehte sich um. „Ich fände es toll, wenn Mama wieder heiraten würde. Papa ist schon so lange tot ...“
„Ich erinnere mich gar nicht an ihn“, warf Hannah ein.
„Geht mir fast genauso. Ich weiß kaum noch was. Nur, dass er mich abends oft ins Bett gebracht hat. Oder dass ich auf seinen Schultern durch die Wohnung reiten durfte. Und wie die Polizei kam und Mama erfuhr, dass er einen Unfall hatte. Sei bloß froh, dass du zu klein warst, um davon was mitzukriegen.“
Hannah schwieg. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, wie furchtbar das gewesen war.
„Einmal waren wir alle im Zoo“, fuhr Patrick fort, „und ein Affe hat durch das Gitter gepackt und Papa die Brille von der Nase gerissen. Das war komisch!“
„Es muss herrlich sein“, meinte Hannah sehnsuchtsvoll, „wenn eine Familie was zusammen unternimmt. Mama macht zwar ab und zu was mit uns. Aber ich habe oft das Gefühl, dass sie denkt, sie müsste eigentlich was Wichtigeres tun.“
„Als Papa noch lebte, war Mama bestimmt glücklicher“, fügte Patrick nachdenklich hinzu. „Nicht so hibbelig und immer gleich auf 180, wenn was schiefgeht.“
„Und für uns wäre es unheimlich schön, wenn wir einen Vater hätten.“
Hannah wünschte sich schon lange einen Vater. Der sie ab und zu in den Arm nahm und der sie tröstete, wenn sie traurig war oder Angst hatte. So einen lieben wie zum Beispiel Lisas Papa.
„Einen Vater hätte ich auch gern“, erwiderte Patrick. „Aber da können wir wohl nichts machen. Einen Mann muss Mama sich schon selbst aussuchen.“
„Wie ich sie kenne, hat sie dafür zu wenig Zeit“, bemerkte Hannah mit einem grollenden Unterton in der Stimme.
Patrick warf einen Blick auf die Uhr. „Himmel, unser Bus kommt gleich!“
Hastig warfen die Kinder ihre Anoraks über, griffen nach ihren Rucksäcken und sprinteten zur Haltestelle.
Kapitel 2
Wenn Patrick und Hannah von der Schule kamen, gingen sie immer zu Oma.
Hannah musste wieder an das Gespräch am Frühstückstisch denken. Patrick anscheinend auch, denn er fragte: „Oma, wie hast du eigentlich Opa kennengelernt?“
Ich habe damals in einer Apotheke gearbeitet“, erzählte sie. „Eines Tages kam euer Opa herein. Er sah schrecklich aus: Er hatte eine knallrote Nase, rote Augen und ein ganz verquollenes Gesicht.“
„Er war erkältet“, stellte Patrick fest.
„Und wie! Mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit und Fieber – das volle Programm. Er röchelte dermaßen, dass ich ihn kaum verstehen konnte, als er ein Medikament ‚gegen alles‘ verlangte, wie er sich ausdrückte.“
„Warum hast du dich in ihn verliebt, wenn er so schrecklich aussah?“, wollte Hannah wissen.
Oma streichelte ihre Wange. „Ich musste lachen über ‚ein Medikament gegen alles‘ und ich habe trotz der Erkältung sofort gesehen, was für ein attraktiver Mann er war. Bald ging es ihm wieder gut. Doch er erschien weiterhin regelmäßig in der Apotheke und kaufte Bonbons, Pflaster, Tees, alles Mögliche.“
Oma trat an ihren Schrank und holte ein Album hervor. „Ich zeige euch mal unsere Hochzeitsfotos.“
Man konnte erkennen, dass die strahlende, junge Braut auf den Bildern Oma war, obwohl sie vollkommen anders aussah als heute. Der Mann an ihrer Seite war schlank, dunkelhaarig und hatte ein freundliches Gesicht.
„Nett“, stellte Hannah fest.
„Und wie kam es, dass ihr geheiratet habt?“, wollte Patrick wissen.
„Weil dein Opa behauptete, er hätte Durchfall.“
„Hä?“, machten beide gleichzeitig.
Oma lachte wieder. „Eines Tages kam er in die Apotheke und verlangte ein Mittel gegen Durchfall. ‚Das Medikament ist nur für den Notfall gedacht‘, erklärte ich ihm. ‚Es wäre besser, wenn Sie zum Arzt gingen.‘ Auf einmal wirkte er verlegen. Das konnte ich verstehen, denn wer redet schon gern mit Fremden über seine Verdauung. Plötzlich räusperte er sich. ‚Ich habe übrigens gar keinen Durchfall‘, gestand er. ‚Mir fiel bloß nichts mehr ein, was ich sonst noch bei Ihnen kaufen könnte.‘ So kamen wir ins Gespräch und er schlug mir vor, abends einen Spaziergang durch den Park zu machen Von da an trafen wir uns regelmäßig und kurz darauf haben wir uns verlobt.“
Später sagte Hannah zu ihrem Bruder: „Schade, dass Mama nicht in einer Apotheke oder einem Geschäft arbeitet.“
„In ihrer Firma könnte sie auch jemanden treffen“, entgegnete der. „Zum Beispiel einen Kollegen. Aber anscheinend ist da niemand, der ihr besonders gefällt.“
„Wenn wir doch einen Mann für sie auftreiben könnten!“, seufzte Hannah.
„Das dürfte schwierig werden. Trotzdem kann es nichts schaden, wenn wir die Augen offen halten.“
„Möglicherweise will sie gar nicht mehr heiraten“, gab Hannah zu bedenken.
„Das können wir leicht herauskriegen. Ich frage sie einfach.“
Und das tat er. Als sie abends im Wohnzimmer beisammensaßen, platzte er plötzlich mit seiner Frage heraus: „Mama, hättest du Lust, wieder zu heiraten?“
Erstaunt blickte die Mutter ihn an. „Wie kommst du denn auf diese Idee?“
„Wir fänden es gut“, setzte Hannah hinzu.
Ihre Mutter schwieg einen Moment. „Ich würde es nicht grundsätzlich ablehnen“, erwiderte sie. Aber ich habe euren Vater sehr lieb gehabt, und ich denke, dass es kaum einen Mann gibt, der ihm das Wasser reichen könnte.“
„Vielleicht doch“, meinte Patrick. „Du musst dich bloß umgucken.“
Seine Mutter strich ihm übers Haar.
Sie sah traurig aus, fand Hannah. „Arme Mama“, sagte sie.
„Wieso arm?“, widersprach Frau Berggrün. „Ich habe doch euch!“
Kapitel 3
„Ich wette, sie hält keine Sekunde Ausschau nach einem Mann“, sagte Patrick zu seiner Schwester, als ihre Mutter aus dem Zimmer ging.
„Irgendwann vielleicht doch“, hoffte Hannah.
„Sie tut es nie im Leben“, widerholte Patrick. „Das müssen wir für sie erledigen.“
„Und was machen wir, falls wir einen Mann für sie finden?“
„Das werden wir dann schon sehen.“
„Ich