Glanz und Elend der Friedrich - Wilhelms. Helmut H. Schulz

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Glanz und Elend der Friedrich - Wilhelms - Helmut H. Schulz

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und hektische Betriebsamkeit aus. Der Kurfürst hatte Eile. Für die Vorbereitungen der Krönung selbst blieb wenig Zeit, da sich Friedrich schon im Januar 1701 zu krönen gedachte, in Preußen, da nichts Besseres in Frage kam. Es handelt sich bei dem späteren Krönungsort Königsberg um eine von Berlin immerhin 600 Kilometer entfernt liegende Stadt. Vermutlich waren Friedrich während des Sommers 1700 genug positive Nachrichten aus Wien zugespielt worden, dass er beizeiten an die förmliche äußere Ausstattung des großen Tages gehen konnte. Dekorationen wurden entworfen, verworfen, ein weiterer Orden gestiftet, der preußische Adlerorden, in schwarz und in rot; Friedrich Wilhelm, Enkel des Großen Kurfürsten und 1688, wie wir sahen, 12 Jahre alt, wurde sein erster Ritter. Kleider und Roben, aller Glanz und Flitter wurden erdacht und hergestellt, was sicherlich nicht in wenigen Wochen zu machen gewesen ist. In diesem Dezember herrschte, so teilen verschiedene Augenzeugen mit, in Europa eine klirrende Kälte. Aber es half nichts, man musste aufbrechen; am 19. Dezember 1700 setzte sich der Heerwurm von Berlin aus in Marsch. 30 Tsd. Relaispferde für sage und schreibe 1800 Wagen mussten an der Strecke bereitgehalten werden. Der Hof, Kammerherren und Zofen, Bedienstete aller Art, Eskorten und Köche, Unterhaltungskünstler, Geschenke und Bagage brauchten einen solchen Aufwand eines ständig rollenden Hofes.

      Unter diesen Umständen waren jedoch überhaupt nur kurze Tagesreisen möglich, die Nachmittage und Abende in Städten und Dörfern wurden mit dröhnender Lustbarkeit verbracht. Von der mühsamen Fahrt in schlecht gefederten und ungeheizten Kutschen auf vereisten und holprigen Straßen werden sich die durchgefrorenen Damen und Herren des Hofstaates bei den Relais zuallererst aufgewärmt haben, vielleicht vermittels warmer Bäder. Und der künftige König besaß weder die Natur noch den Charakter des Großen Kurfürsten, der jedem Wetter getrotzt hatte, was freilich seiner Gesundheit wenig förderlich gewesen. Das eiskalte Wetter hielt die Reise hindurch an, Schnee gab es reichlich, mancherorts wurden die Straßen mit Tüchern belegt, um die schweren Wagen fortzubringen. Zwischendurch musste auch noch Weihnachten, mehr oder minder festlich, mehr festlich und teuer, nehmen wir an, begangen werden. Endlich traf der Heerwurm am 29. Dezember in Königsberg ein. Hier konnte das Lager im Stadtschloss dauerhafter aufgeschlagen und alle Vorbereitungen für den Festtag getroffen werden. Und der Krönungstag rückte näher und näher, schließlich war es soweit, ein König sollte sichtbar vor den Augen der Welt, sagen wir, eines kleinen, eines sehr kleinen Teils der geschichtlichen Welt, gemacht werden. Im Audienzsaal des Königsberger Schlosses, dem Geburtshaus Friedrichs, versammelten sich am 18. Januar 1701 die Mitglieder der fürstlichen Familie, die Gesandten befreundeter Höfe, Abgesandte des Adels der Landschaft, der Königsberger Bürgerschaft und eine Menge nicht mit Namen genannter Leute. Die Nacht über hatte das Wetter verrückt gespielt, abwechselnd mit Hagel und Schnee aufgewartet, aber am Krönungstag ging strahlend die Sonne auf, Zeichen der Gunst des großen Verbündeten der Hohenzollern. Gemessenen Schrittes, bei feierlicher Andacht der Umstehenden setzte sich der Kurfürst Friedrich III. selbst eine Krone auf das Haupt, eine symbolisch bedeutsame Handlung der Selbstkrönung, alles selbst gemacht, sozusagen. Normalerweise wurde ein König oder Kaiser von einem hohen, am besten dem höchsten Geistlichen gekrönt und zum Herrscher gesalbt. Anders hier, als sich einer selbst krönte. Die patriotische Geschichtsschreibung erklärt diese ungewöhnliche Art damit, dass die Reihenfolge umgekehrt werden sollte, erst die weltliche, dann die geistliche Macht in Preußen. Wir hingegen nehmen nüchterner Weise an, dass verschiedene Umstände diese Krönung veranlasst haben. Denn: Wer hätte diesen König denn krönen sollen? Ein Geistlicher? Welcher Konfession? Übrigens hatte sich der ungestüme Karl XII. aus dem Norden ganz ähnlich selbst gekrönt; schlechte Beispiele verderben eben auch gute Sitten unter Fürstendächern, hat es sie wirklich einmal gegeben. Beispielsweise könnte Danckelmann seinem ehemaligen Schüler zusammen mit dem Reifezeugnis die Krone auf die Perücke gedrückt haben, eine Krone, die sich jener kindlich-spielerisch nach großen Vorbildern selbst gemalt und dem Hofjuwelier zur Realisierung übergeben haben mag, hätte der Erzieher nur die Kompetenz eines Papstes besessen. Auf einem Kupferstich aus dem Jahre 1703 ist die Krone, auf einem Samtkissen liegend, abgebildet; sie hat Ähnlichkeit mit der Reichskrone, wird oben durch Reichsapfel und Kreuz abgeschlossen; Friedericus I. R. Boruss; diese Art bildnerischen Schaffens wird durch ein Blatt vom Einzug des Krönungszuges in Berlin ergänzt. Zwischen Schlossportal und Spreekolonnaden reiten viele Reiter, weiter hinten in Richtung Marstall wird offenbar mit Kanonen geschossen, und es kommen dem Betrachter sonderbare Erinnerungen, was diesen Platz des deutschen Reichs betrifft.

      Und der neue König? Eine Attrappe? Eine Perücke? Ach, dieses schöne Zeitalter ging zu Ende, auch wenn es noch manch eine Perücke geben sollte, dreihundert etwa für das Haupt des Sachsen. Heroisches kündigte sich auch darin an, dass Karl XII. die künstliche Lockenpracht einmal und nie wieder aufstülpte, ganz ähnlich wie der mächtige Zar Peter. Der nun schon knapp dreizehnjährige Friedrich Wilhelm, unser Kronzeuge, dem die Großmutter aus Hannover, wie einige andere Damen und Herrn, neben seiner beispiellosen Ungezogenheit eine auffallende Frühreife nachsagen, denkt: ... nur Geduld, Herr Vater, man sagt, daß Euer herrlicher karmesinroter und golddurchwirkter Rock, strotzend von Edelsteinen, daß Euer hellroter Hermelinmantel darüber, alles sind, was Ihr als König zu geben habt! Auch soll jeder der Diamantknöpfe auf Eurem wunderbaren Kostüm an die 3 Tsd. Dukaten gekostet haben. Mit diesem Aufwand könnte ich ein Regiment länger als ein Jahr, nein, viel, viel länger, beköstigen und erhalten. 'Wahrlich, Ihr seid jeder Zoll ein König, Ew. Majestät! Muß man Euch jetzt mit Sir ansprechen, wie den Sonnenkönig, unseren lieben Verwandten, Euren lieben Paten, der uns die Schweden auf den Hals geschickt hat und weiter schicken wird, obschon diese einer anderen Religion als der seinen angehören, und es geht doch um solch schöne Sachen, wie den wahren Glauben, nicht wahr? Ich werde sogleich niederknien und Euch, wie es die Sitte erheischt, die Hand küssen. Ew. Majestät! Eure erlauchte Gattin, meine verehrte Mama, die schönste, die geistreichste rstin Europas, wie alle Hohlköpfe in Briefen für die Nachwelt versichern, wird in wenigen Augenblicken von Euch zur Königin gemacht werden. Werden ihr Schauer über den Rücken laufen, ob der Erhabenheit dieser Stunde, der Größe ihres Glückes, sie, die Euch haßt, verachtet, überall herabwürdigt, verehrte Mama? Ich höre, Ihr werdet Eure Königin in einem Nebenraum eigenhändig krönen? Wie schön und wie vortrefflich ausgedacht, Sir! Wir folgen Euch gern, um auch diesem Akt beizuwohnen; nehmt

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