Tabu Wenn Liebe nicht sein darf. Ute Dombrowski
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Читать онлайн книгу Tabu Wenn Liebe nicht sein darf - Ute Dombrowski страница 3
Nick sah das kleine rote Auto den Berg herunterkommen und leckte sich über die trockenen Lippen. Katja hielt neben ihm an und stieg aus. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Oder doch? Sie könnte Nick sachlich erklären, dass eine Beziehung zwischen einer Lehrerin und ihrem Schüler nicht möglich war und dass sie das auch seinen Eltern nicht zumuten könnten. Nun kam Nick zu ihr und als er vor ihr stand und sie unsicher ansah, wusste sie, dass sie nicht vernünftig sein wollte. Sie wollte Nick.
Er hatte sich genauso wenig unter Kontrolle und erwartete schon eine Abfuhr, aber dann schaute er in Katjas Augen und konnte direkt in ihr Herz blicken. Dort waren Liebe und Begehren, keine Ablehnung, kein Verstand, der ihnen sagte, das alles zu lassen.
„Komm, wir gehen ein Stück“, hörte er nun Katjas zitternde Stimme.
Sie liefen in Richtung Schwimmbad und außer dem Wind, der die Tropfen von den kahlen Ästen der Bäume schüttelte, hörte man nur noch die Vögel, die sich vom schlechten Wetter nicht beirren ließen. Es hatte aufgehört zu regnen, hinter den Wolken versuchte die Sonne, sich gegen den lauernden Winter aufzulehnen.
„Nick, es ist nicht richtig, dass wir uns hier treffen, aber ich denke, wir müssen miteinander reden.“
„Ich weiß“, sagte Nick und sah sie ebenso wenig an wie sie ihn. „Ich sehe doch jeden Tag, wie du mir aus dem Weg gehst, dabei kann ich an nichts anderes denken als an dich.“
Erschrocken blieb Katja stehen und griff nach seinem Arm.
„Das darf nicht sein. Du darfst das nicht und ich auch nicht.“
„Heißt das, du fühlst dasselbe?“
„Schon die Gedanken sind falsch, Nick. Ich bin deine Lehrerin und eine erwachsene Frau. Wir sollten wieder gehen, denn ich bin ziemlich durcheinander und kann im Augenblick gar nicht so richtig denken. Schon überhaupt nicht, wenn du mich so ansiehst.“
„Ich denke, die Gedanken sind frei? Also darf man denken und fühlen, was man will. Das hast du uns so erklärt.“
„Es ist schon richtig, aber doch nicht so!“
Katja hatte ihren Verstand wiederentdeckt und kämpfte nun gegen ihre Gefühle an. Eine Beziehung mit Nick war nicht möglich. Punkt. Schluss. Aus. Ein Sonnenstrahl schlüpfte zwischen den Bäumen hindurch und ließ ihr Haar glänzen. Nick atmete tief ein und wollte gerade ihre Hand nehmen, da wandte sich Katja ab und lief weiter. Er folgte ihr. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her und hingen ihren Gedanken nach. Ab und zu warf Nick einen Blick zur Seite.
Er dachte: Sie sieht so jung aus. Niemals würde jemand vermuten, dass sie schon über dreißig ist. Wenn sie die Haare nach hinten streicht und lächelt, ist sie ein junges Mädchen und genau so will ich sie. Ich will diese Frau!
Am Ende des Weges blieb Katja abrupt stehen.
„Ach Mist, ich bin total verrückt, aber ich muss dir etwas sagen. Ich bin … ähm … ich … ähm …“
Nick sah sie erwartungsvoll an und seine Hoffnung stieg ins Unermessliche. Bitte sag es!
„Ich bin total verknallt in dich und es ist absolut falsch!“
Er biss sich auf die Unterlippe und griff nun mutig nach ihrer Hand, die sie ihm aber sofort entzog.
„Katja, es kann nicht so falsch sein, wie du denkst. Ich fühle dasselbe für dich.“
„Oh nein, bitte nicht! Das darf nicht sein. Du solltest dich mit Mädchen in deinem Alter treffen, sie küssen und umarmen und …“
„Das will ich aber nicht“, kam es über seine Lippen, als wäre er ein kleiner, trotziger Junge.
Augenblicklich mussten beide lachen und es war befreiend und sorglos. Katja schüttelte den Kopf und lief zurück zum Auto. Als Nick sie eingeholt hatte und vor ihr stand, legte sie zärtlich eine Hand an seine Wange. Er hielt ganz still und atmete nicht, nur um diese Berührung nicht zu verlieren.
„Nick, es darf nicht sein und dennoch komme ich nicht dagegen an. Was soll denn nun werden?“
„Ich weiß es nicht“, sagte er leise und er wusste es wirklich nicht.
Konnte sie dieses Abenteuer wagen und eine Beziehung mit Nick eingehen? War sie bereit, sich in die Gefahr zu begeben, ihren Job und ihre Freunde zu verlieren?
„Komm, jeder fährt jetzt heim. Lass uns nachdenken. Ich glaube zwar nicht, dass es eine Chance für uns gibt, aber vielleicht …“
Die Sehnsucht in ihrer Stimme hörte auch Nick. Es war genau das, was er selbst fühlte.
„Darf ich dich wieder anrufen?“
Katja nickte und stieg ins Auto.
*
Spät am Abend klingelte Katjas Handy und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sah, dass es Nick war.
„Nick, ich musste die ganze Zeit an dich denken.“
„Mir ging es nicht anders. Meine Mutter hat mich mit einem Stirnrunzeln angesehen und gefragt, was los ist. Es war gruselig, ich hatte Angst, sie würde mir ins Herz schauen und alles sehen.“
Katja wusste gar nicht, was sie sagen sollte, so sehr fürchtete sie, dass Bea wirklich etwas wissen könnte. Sicher würde sie nicht zusehen und es akzeptieren. Nick wurde streng erzogen, an erster Stelle kam die Schule, dann der Sport. Es war sein Ziel, Profifußballer zu werden und da musste man halt diszipliniert sein. Die Schule hier bot eine Menge Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen und der Sportlehrer hatte Nick schon zu mehreren Probetrainings begleitet. Bea hatte ihr neulich erzählt, dass ihr Sohn sich an einer Sportschule in München beworben hatte.
„Ich darf gar nicht daran denken, was sie mit uns machen würde, wenn sie wüsste …“
Nick lachte am anderen Ende.
„Sie würden dich erschießen und mich einsperren. So cool meine Eltern auch sind, bei sowas verstehen sie sicher keinen Spaß. Ich wollte dir noch sagen, dass du mich in der Schule gerne links liegenlassen darfst.“
„Was dachtest du denn? Dass wir knutschend auf dem Pausenhof stehen? Geh jetzt schlafen. Wir sehen uns morgen, in Ordnung?“
„Gute Nacht, Katja. Ich werde von dir träumen.“
Katja schlief unruhig und wälzte sich schon sehr früh am Morgen völlig wach herum. Sie fieberte dem Wiedersehen mit Nick entgegen und wäre doch am liebsten im Bett geblieben, um ihm nicht zu begegnen. Was hatte sie gestern nur getan? Sie hatte ihm tatsächlich gesagt, dass sie verknallt war. Was, wenn sie von irgendjemandem erwischt werden? Katja malte sich aus, wie sie vor der Schulleitung stand und sich rechtfertigen musste. Sie sah Bea vor sich, die ihr mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. Sie sah Nick, der seine Sachen packte, um in ein Internat zu gehen. Eine Träne lief über ihre Wange und tropfte auf das Kopfkissen. Mit einem Ruck setzte sie sich auf.
„Wenn Nick an der Sportschule angenommen wird,