Tabu Wenn Liebe nicht sein darf. Ute Dombrowski
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„Sehr gut, dann haben wir ja alle Zeit der Welt. Hast du Hunger? Wollen wir etwas kochen?“
Nick schüttelte den Kopf.
„Komm her!“
Nun schüttelte Katja den Kopf.
„Bitte, komm zu mir“, flehte er und sah sie unaufhaltsam an.
Katja atmete tief durch und stand langsam auf. Sie ging zur Couch hinüber und setzte sich in die gegenüberliegende Ecke. Nick musste lachen.
„So ein Quatsch, jetzt bist du genauso weit weg. Komm näher!“
„Das geht nicht. Versteh doch bitte.“
„Ich will aber nicht verstehen. In einer Woche bin ich weg und dann können wir uns nicht mehr nahe sein. Wir habe nur noch dieses Wochenende.“
Katja entspannte sich und rutschte in die Mitte. Auch Nick kam ihr ein Stück entgegen, sodass sie sich sehr nahe gekommen waren. Katja strich ihm über die Wange und verursachte bei Nick eine Gänsehaut. Die beiden fühlten eine Anziehungskraft, der sie sich nicht länger entziehen konnten und wollten.
Nicks blaue Augen leuchteten, als sie ihre Hand wegnahm und seine Finger berührte. Sie küsste die Fingerspitzen. Er fuhr ihr mit dem Zeigfinger über die Lippen und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Katja fuhr ihm durch die kurzen blonden Haare. Ihr Verstand rief: Du musst jetzt weglaufen! Ihr Herz hielt tapfer dagegen: Es ist Liebe, los, küss ihn! Es schlug wild und ungestüm, als sie sich zu Nick hinüber beugte. Sanft berührten ihre Lippen seine und ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken. Nick lächelte und Katja dachte: Oh nein! Als sich ihre Lippen zum zweiten Mal berührten, legte er einen Arm um sie und Katja ließ es zu. Beim dritten Kuss nahm das Verhängnis seinen Lauf.
Sie saßen eng umschlungen auf der Couch und knutschten hemmungslos. Nick wähnte sich im Himmel und dachte nur noch an den Augenblick. Plötzlich konnte Katja wieder denken, entzog sich erschrocken seinen Armen und sprang auf.
„Das dürfen wir nie wieder machen! Du bist mein Schüler und der Sohn meiner besten Freundin. Das geht absolut nicht. Oh mein Gott, wie konnte ich nur! Nicht auszudenken, wenn uns einer dabei erwischen würde.“
Nach dem Essen, von dem Katja erhoffte hatte, dass es wieder Distanz bringen würde, landeten sie erneut auf der Couch und gaben sich den so verbotenen Küssen hin. Nachdem Nick heimgefahren war, ging Katja ins Bett und zog sich die Decke über den Kopf. Ich kann nie wieder ruhig schlafen, dachte sie, und ihr schlechtes Gewissen lief auf Hochtouren.
*
Am Samstagmorgen betrachte sich Nick lange im Spiegel. Hatte er sich verändert, seit er eine richtige Frau liebte? Er fühlte sich gut, seine Gefühle für Katja waren sehr intensiv und nun wünschte er sich, doch nicht nach München zu gehen, sondern hier bei ihr zu bleiben.
Seufzend wandte er sich ab und zog sich an. In einige Mädchen war er schon verliebt gewesen und hatte mit dem Satz: „Ich liebe dich“ achtlos um sich geworfen, denn die Mädchen in seinem Alter hörten das gerne und bisher dachte er, das Gefühl zu kennen. Dieses Mal war alles anders.
Seine Mutter betrachtete ihn beim Frühstück schweigend. Nick sah, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete und dachte: Hoffentlich kriegt sie niemals raus, dass ich mit Katja zusammen bin. Aber war er das wirklich? Sie hatten sich geküsst, das hatte er auf keinen Fall geträumt, das war die Realität gewesen. Aber plötzlich hatte sich Katja zurückgezogen und ihre Zweifel laut ausgesprochen. Hatte sie etwa recht?
Bea und Katja waren seit langer Zeit Freundinnen, sie achteten und vertrauten einander. Nicks Mutter wäre sicherlich sehr enttäuscht, wenn sie von dem Kuss erfahren würde, denn sie hielt Katja für eine gute Lehrerin, die wusste, was sie tat. Das war sie, auch wenn sie in der Freizeit nicht wie eine Lehrerin mit ihm umging, dafür kannten sie sich zu lange. In der Schule konnte er bei ihr richtig gut lernen, denn ihr lebhafter Unterricht hielt wach und motivierte zum Mitmachen.
Seine Mutter unterbrach diese Gedankengänge: „Sag mal, willst du mir nicht sagen, wer sie ist? Du kannst mir doch alles anvertrauen.“
„Nein, auf keinen Fall. Du wärst mit Sicherheit nicht froh darüber, aber ich liebe sie.“
„Das glaube ich dir gerne und ich denke, sie tut dir gut. Schließlich steht sie hinter deinen Plänen und wenn eine Frau das macht, dann sollte man sie halten.“
„Ja, ich weiß“, erwiderte Nick, der bei dem Wort Frau unmerklich zusammengezuckt war. „Ich will sie auch nicht verlieren. Aber sei nicht sauer, wenn ich es dir nicht sage. Es geht wirklich nicht.“
„Ich vertraue dir und hoffe, du weißt, was du tust.“
Nicks schlechtes Gewissen meldete sich jetzt, aber er wusste, dass sie auch irgendwie recht hatte und redete sich ein, dass alles richtig war. Katja tat ihm gut, nicht nur seinen Leistungen und seinem Ehrgeiz, sondern auch seinem männlichen Ego. Er war überzeugt, dass er mit ihr für immer zusammenbleiben wollte, egal, wie viele langbeinige Teenager ihm noch schöne Augen machen würden.
So, wie er kein anderes Mädchen kennenlernen wollte, so hoffte er, dass auch Katja bei ihm bleiben könnte. Aber was wäre, wenn sie einen richtigen Mann treffen würde, der ihr die Welt zu Füßen legte? Solche Männer gab es überall, das hatte er schon viele Male im Fernsehen gesehen. Auch in den Gesprächen mit den Jungs ging es oft darum, wie man eine Frau erobern könne. Sein Freund Ryan war überzeugt, dass jede Frau auf Geld und Macht abfuhr. Gefühle und Charakter waren zweitrangig. Nick hatte in den letzten Tagen häufig daran denken müssen und betete seitdem dafür, dass Katja niemandem begegnen würde, der ihr besser gefiel und ihr mehr bieten könnte.
„Mama, wir haben nur noch heute. Danach sehen wir uns sicher lange nicht. Denkst du, ich kann mal länger wegbleiben?“
Bea lächelte sanft.
„Papa ist noch bis morgen Abend auf der Messe. Ich denke, du solltest unbedingt vor ihm wieder daheim sein. Genieße die Zeit mit ihr. Wer weiß, was später wird.“
Nick umarmte seine Mutter und sein Herz klopfte bis zum Hals. Bea drückte ihn fest und nickte verständnisvoll.
„Jetzt hau schon ab, ehe ich es mir anders überlege.“
Überglücklich sah Nick den schönen Tag mit Katja vor sich und machte sich auf den Weg zu ihr. Als er klingelte, freute er sich auf ihre Reaktion, wenn er ihr sagen würde, dass er über Nacht bleiben könne.
„So früh? Bist du aus dem Bett gefallen?“
„Guten Morgen. Darf ich reinkommen?“
Katja trug nur einen Bademantel, denn sie war gerade aus der Dusche gekommen, und sie hatte nasse Haare. So früh hatte sie nicht mit Nick gerechnet. Er schaute sie an und sie kam sich sehr unangemessen gekleidet vor. Rasch eilte sie ins Schlafzimmer, nachdem sie ihn geküsste hatte, und zog sich an. Einen Moment lang dachte Nick darüber nach, ihr zu folgen, aber er wagte es nicht. Also begann er den Frühstückstisch zu decken und stellte die Kaffeemaschine an.
„Na sowas, du bist aber fleißig“, sagte Katja lächelnd, als sie in die Küche kam.
„Ich denke, wir frühstücken jetzt