Raumfahrt - wohin und wozu. Thomas Ahrendt

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Kalkstein und das Eisenoxid sind. In der letzten Phase des Terraforming erreicht die Temperatur ca. 273 Kelvin und der Sauerstoff-Anteil nimmt zu, während das Kohlendioxid abnimmt. Es gibt immer mehr - auch künstliche - Lebensformen; es entsteht eine Hydrosphäre aus Teichen, Flüssen und kleinen Meeren. Polareis und Permafrostböden schmelzen bei nunmehr 10º C; die Hydrosphäre vergrößert sich und die Marsbevölkerung liegt bei einigen Hunderttausend "Menschen", die Anzahl der Trans- und Posthumanen und der KLs dürfte sogar noch etwas höher sein . Auch beim Mars scheint es kein Patentrezept zu geben; wahrscheinlich kommt man nur mit mehreren parallel laufenden, sich unterstützenden Prozessen zum Ziel. Phobos und Deimos Die Marsmonde sind vielversprechende Zwischenstationen auf dem Weg von der Erde zum Mars. Als Chondriten stellen sie sehr attraktive Tankstellen im Marssystem dar und könnten Raumfahrzeuge mit Treibstoff beliefern. Diese würden dort im Marssystem mit fast leeren Tanks ankommen und bei jedem Stopp 100 t Wasser aufnehmen. Da Phobos und Deimos vermutlich Billionen Tonnen Wasser haben, reicht diese Menge für mehrere Megajahre, so dass sie als Rast- und Tankstätten auf dem Weg zu den Sternen dienen könnten. Eine Robotersonde könnte mit einem Plasmastrahl Wasserstoff und Sauerstoff zum Beispiel auf Phobos, einem vom Mars eingefangenen Planetoiden, aber auch auf anderen Planetoiden und Kometen erschließen. Die Marsmonde Phobos und Deimos sind somit potenzielle Treibstofflager für Marsflugkörper. Würde man Phobos und Deimos in eine marsstationäre Umlaufbahn (MSO) bringen (noch ein Grund für Planetoidenbilliard), wären sie nicht mehr im Weg und könnten gleichzeitig als eine ausgezeichnete rohstoffhaltige MSO-Plattform für die Herstellung eines Himmelhakens dienen. Die 2 Billionen Tonnen Eisen und Nickel würden für ein Kabel mit einer Querschnittfläche von 1 m² ausreichen, das vom Mars bis zur Sonne reicht. Die Geschwindigkeit an der Spitze des 20 Marsradien langen Himmelhakens beträgt 4,7 km/s, damit lassen sich Frachtladungen bis zum äußersten Rand des Planetoidengürtels in 3,3 AE Entfernung schleudern. Langfristig sind die fernen Teile des Sonnensystems vom Mars aus viel leichter zu erreichen als von der Erde und vom Mond. In etwas fernerer Zukunft könnten sich die Marsianer dazu entschließen, zuerst Phobos in eine künstliche Sonne umzuwandeln, wobei sich das Antimaterielager in einem Lagrangepunkt zwischen Mars und Phobos befinden würde; später wäre Deimos für diese Zwecke verfügbar oder sie verwenden andere Planetoiden als Antimaterie-Kunstsonnen, die sie sich aus dem Gürtel holen. Die Besiedlung seiner Monde könnte vorher, nachher oder parallel zur Planetenkolonisation erfolgen. Vollautomatische Missionen starten zum Beispiel vom Mars aus und landen auf Phobos und Deimos, um Rohstoff- und Energiegewinnungsanlagen zu installieren. Außerdem wird man an ihnen die Besiedlung des Planetoidengürtels und der Kometen trainieren und wertvolle Erfahrungen sammeln können. Gelingt die Umwandlung der Atmosphäre und das Terraforming allgemein, könnte der Mars Zwischenstation für irdische Raumschiffe auf dem Weg ins äußere Sonnensystem sein; schließlich könnte auch er zu einem blauen Planeten mit Himmelsleitern und einem künstlichem, bewohnbaren Ringsystem werden. (Überhaupt könnte die Anzahl blauer Welten mit Himmelsleitern und künstlichen, bewohnbaren Ringsystemen stark zunehmen: erdartige Planeten und große Monde wären wohl dafür geeignet; Planetoiden und Kometen ließen sich zu Kilometergroßen, reifen- oder zylinderförmigen Weltraumstädten umbauen und die Superplaneten könnte man in Kunstsonnen verwandeln.) Ausgereifte Nanotechnologie könnte Terraformprozesse revolutionieren. Auch Planeten außerhalb von habitablen Zonen oder Planeten, die Sterne umkreisen, deren Leuchtkraft höher als die der Sonne ist, ließen sich mit Nanomaschinen für Menschen bewohnbar machen. Nehmen wir z.B. einen "erdartigen" Planeten, der Tau Ceti umkreist. Die ursprüngliche Welt war venusartig und von einer schwefligen Kohlendioxid-Atmosphäre umgeben. Außerdem hat dieser Stern eine höhere Leuchtkraft als die Sonne, aber in der oberen Atmosphäre des Planeten befindet sich jetzt ein Nanoschwarm - eine Kombination aus Nanocomputern und Nanomaschinen, die darauf programmiert sind, kurzwelliges Licht herauszufiltern, damit Pflanzen besser auf dieser Welt gedeihen können, aber auch um mit der absorbierten Energie die Atmosphäre umzuwandeln. Dazu zerlegen die Nanosonden die Kohlendioxid-Moleküle, verringern den Schwefelanteil und reichern die Luft mit Sauerstoff und Stickstoff an. Über mehrere Umläufe haben die Nanocomputer den Planeten beobachtet, bevor sie zu dem Schluss kamen, dass er unbewohnt und für Terraforming geeignet war. Zuerst bauten Nanoschwärme aus dem in der Uratmosphäre enthaltenen Kohlenstoff ein Diamantkabel für einen Weltraumlift. Weitere Schwärme erschufen aus dem Planetengestein und atmosphärischem Schwefel fruchtbaren Boden. Die giftigen Gase wurden durch molekulare Neuordnung allmählich in atembare Luft umgewandelt und die Oberfläche wurde immer erdähnlicher. Schließlich war der Planet bereit für menschliche Siedler. Nachdem sie aus dem Weltraumaufzug stiegen, betraten sie eine grüne, angenehme Enklave inmitten einer feindlichen, tödlichen Wildnis - eine wahre Oase, die von hunderten von Nanoschwärmen geschützt wird. Je länger diese am Werk sind, umso größer wird die Oase. Ganze Schwärme von Nanomaschinen dringen weiterhin ständig in das Planeteninnere ein, fördern atomweise nützliche Metalle und Mineralien und transportieren sie zu den Nanofabriken, die daraus neue Solarsegel und Kl-Nanoschwärme erschaffen, die zur weiteren Erforschung und zur Kolonisierung ferner Welten (oder deren Erschaffung) dienen sollen. Auf dem Planeten "Nano" herrscht keine Eile, denn die Menschen leben beinahe ewig; in ihren Blutgefäßen schwimmen Nano-Reparaturmaschinen, die Infektionen und Krankheiten bereits im Keim ersticken. So werden Neuankömmlinge und Touristen immer noch von den allerersten Siedlern begrüßt. (Damit würde man dem „Projekt Genesis“ aus Star Trek recht nahe kommen. Siehe auch das Kapitel: "Nachtrag: Die Technologische Singularität")

      Paraterraforming

      Vielleicht stellt sich ein vollständiges Terraforming als zu kompliziert, als zu teuer oder als zu langsam heraus? Dann bliebe immer noch die Möglichkeit des "Paraterraformings", des "Welthauskonzeptes"; die Konstruktion eines bewohnbaren Habitats mit einem mehrere Kilometer hohen Dach, das hermetisch geschlossen ist, eine atembare Atmosphäre hat und entweder an Türmen oder Kabeln fixiert ist. Oder es wird eine Schutzhülle wie ein Riesenballon aufgeblasen, die durch den Überdruck stabilisiert ist. Kabel und Türme würden eine solche Konstruktion dann eher vor dem Abheben bewahren.

       Paraterraforming könnte sich schneller umsetzen und beliebig erweitern lassen - angefangen von einer kleinen Region bis hin zum gesamten Planeten und wäre mit heutiger Technologie schon machbar, denn es muss ja nicht gleich die gesamte planetare Lufthülle verändert werden, sondern anfangs nur ein Bruchteil.

       Wegen seines modularen Charakters lassen sich damit auch gerade atmosphärelose Welten, vor allem Monde besiedeln.

       Um flüssiges Wasser auf dem Mars konservieren und seine Oberfläche erwärmen zu können, könnte es erforderlich sein, eine Kuppel zu errichten, die den gesamten Planeten umspannt. Für diese Konstruktion werden zwar 730 Gigatonnen Metall benötigt, doch das ist nur der millionste Teil des im Planetoidengürtel verfügbaren Metalls. Natürlich lässt sich Paraterraforming auch als Zwischenschritt beziehungsweise als Ergänzung zum üblichen Terraforming denken. Dann wären Teile eines Planeten oder eines Mondes von einem Welthaus umgeben, während die restliche Oberfläche traditionell umgeformt wird...

      Pantropie & Human Engineering

      Terraforming ist eine Möglichkeit, eine Umwelt, die für den Menschen lebensfeindlich ist, in eine lebensfreundliche Umwelt umzuwandeln. Eine lebensfeindliche Umgebung wird also an menschliche Bedürfnisse angepasst. Eine andere Möglichkeit besteht darin, stattdessen den Menschen anzupassen, das heißt seine Physis zu verändern - zum Beispiel durch Gentechnik oder durch andere Biotechnologien, um an geringe Schwerkraft oder an Schwerelosigkeit angepasst zu sein. Für Atmosphären mit geringer Sauerstoff-Konzentration ließen sich die Lungen vergrößern; ein Exoskelett wäre hilfreich für große Druck- und Gravitationsverhältnisse, zum Beispiel auf Venus oder Jupiter.

       Pantropie bedeutet sinngemäß "gedeiht überall" oder "verwandelt alles”; im Zusammenhang mit der Raumfahrt bezeichnet dieser Begriff die Ausbreitung der Menschheit etwa in der Galaxis, wo sie durch ihre gezielte Umformung oder Anpassung durch Human Engineering zahllose verschiedene Umwelten besetzt. Wahrscheinlich lassen sich nur durch Pantropie andere Lebensräume besiedeln, da Erdzwillinge, also Planeten, die mit der Erde

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