Raumfahrt - wohin und wozu. Thomas Ahrendt

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Raumfahrt - wohin und wozu - Thomas Ahrendt

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wird - denn physikalisch sind sie machbar; es gibt kein Naturgesetz, das sie ausschließt. Irgendwer wird sie irgendwann bauen und dann - wenn erst mal ein Anfang gemacht ist - liegt es im Bereich des Möglichen, dass der größte Teil unserer Nachfahren in Raumkolonien lebt mit praktisch unbegrenzt verfügbarer Energie, Überfluss in Nahrung und materiellen Gütern, voller Freizügigkeit und unabhängig von großen Regierungen; die Erde würde zu einem weltweiten Park, frei von Industrie und sich von ihrer Vergangenheit erholend zu einem prächtigen Platz für Ferienreisen. (Seien Sie doch mal optimistisch.)

       Andere mögliche Raumkolonien könnten auch auf Erdsatellitenbahnen liegen: neben der Himmelsleiter platziere man in Höhe der geostationären Bahn einen Satelliten, daneben noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen - jetzt reicht´s aber, oder? Sie ahnen es schon - die bleiben alle dicht beieinander stehen und lassen sich miteinander und mit dem Turm oder auch mit weiteren Türmen verbinden - und schon hat man eine Ringstadt - ein künstliches bewohnbares Ringsystem. Vielleicht wird "Ringstadt" die erste große menschliche Raumsiedlung?

       Ob es viel einfacher und sehr viel billiger als jede Weltraumkolonie wäre, unwirtliche Erdgebiete - Wüsten, Polargebiete, das Meer - auf der Suche nach Lebensraum bewohnbar zu machen, mag dahingestellt sein; wahrscheinlich ist es für uns zweidimensionale Lebewesen irgendwie naheliegender. Vielleicht wird der Schritt in den Weltraum aus anderen Gründen erfolgen, etwa wegen seiner Industrialisierung; überhaupt wenn sich Weltraumaktivitäten als lukrativ (utilitär, transutilitär, Mischung?) erweisen. Danach könnte das Ganze zu einem Selbstläufer werden...

       Gründe für bemannte Mondstationen kommen aus Forschung, Wirtschaft: die erdabgewandte Seite ist ideal für Radioastronomie, da sie hier ungestört von irdischen Sendern und Energiesatelliten betrieben werden kann. Der Mond bildet eine feste Basis und er hat keine störende Atmosphäre; das macht astronomische Messungen aller Art viel einfacher. Überhaupt wird er am besten selbst in situ, vor Ort untersucht. Mondmaterial ist äußerst brauchbar für die außerirdische Industrie und Exo-Siedlungen und lässt sich wohl besser auf ihm selbst als im schwerelosen Weltraum verarbeiten, da Schwerkraft bei vielen industriellen Prozessen hilfreich ist. Lunare Rohstoffe könnten sogar für die irdische Verwendung relevant werden. Mondabfälle ließen sich als Impulsträger für geeignete Raketenantriebe oder als Strahlungsschutz verwenden.

       Aber auch andere Planeten und deren Monde könnten zu Rohstoffquellen werden; die Atmosphären der Gasplaneten sind riesige Wasserstoffreservoire für Wasserstoff-Sauerstoff-Triebwerke, Fusionstriebwerke usw., auf deren Monden scheint es viel Wassereis zu geben. (Was passiert dann eigentlich mit dem metallischen Wasserstoff von Jupiter und Saturn, wenn der Druck ihrer Atmosphären nachlässt?) Auf Forschungsmissionen werden Nutzung, Abbau und Industrialisierung folgen, das heißt deren Besiedlung. Früher oder später werden größere Menschengruppen längerfristig auf fremden Gestirnen leben und sich dabei, weil es wirtschaftlicher ist, aus lokalen Ressourcen erhalten. Eventuell leben sie "unterirdisch", in künstlichen Höhlen, die durch atomare Explosionen erzeugt wurden. Atomexplosionen können auch zur Energie- und Rohstoffgewinnung verwendet werden. Mit steigender Unabhängigkeit könnte eine Station zu einer Kolonie expandieren; dann würde das Universum nicht in Form künstlicher Inseln, sondern durch Besiedlung anderer Welten erschlossen, die wir entweder nach unseren Bedürfnissen umgestalten oder indem wir uns anpassen - durch biologische Prozesse und/oder durch technische Hilfen.

       Vielleicht wird auch von allem etwas eintreffen, die Zukunft wird den optimalen Weg zeigen, falls es ihn gibt. Vielleicht braucht jede Welt eine spezifische Lösung. Auf jeden Fall wird es komplex. Aus Rohstoffen und Energie lässt sich alles herstellen, was gebraucht wird; da unsere abgeschlossene Erde endlich ist, gibt es Wachstumsgrenzen. Aber das trifft für das Weltall nicht zu.

       Unsere Welt schwimmt in Energie und wir sind von Raum und Rohstoffen umgeben, wo Platz ist für alle Aktivitäten, die unsere Umwelt bedrohen. (Da Materialien altern und generell der Rohstoffbedarf aufgrund von Bevölkerungswachstum und Lebensstandard steigt, ist auch ein perfekter Material- und Energiekreislauf keine Endlösung für deren Mangel - neue Quellen müssen erschlossen werden: irdische, wenn nötig - extraterrestrische, wenn möglich.)

       Sollten sich unsre Nachfahren dazu entschließen, einen Planetoiden zum Beispiel in eine 24-Stunden-Erdumlaufbahn zu bringen, um sein Material vielleicht für einen Himmelsfahrstuhl zu verwenden, müssten sie eine solare oder nukleare Energieversorgungsanlage auf ihm errichten, um eine EMK, eine elektromagnetische Kanone oder ähnliches zu betreiben, die als Impulsträger dessen Material verwendet. Gehen wir mal von einem 34 m großen Planetoiden mit 100 Kilotonnen Masse aus und nehmen an, dass 5 km/s für den Transport ausreichen, dann wäre die EMK-Strahlgeschwindigkeit 3,125 km/s.

       Die Leistung der Energiequelle wäre 3,2 MW (elektrisch) beziehungsweise 12,8 MW (thermisch) über mehrere Jahre lang. Dann würde die Planetoiden-Endmasse bei 20 Kilotonnen liegen. Der Transport hätte einen Energieaufwand von 25,2 kWh/kg; für das fertig aufbereitete Endprodukt etwa 30 kWh/kg, wenn so gut wie alles verwertbar ist - die Fertigprodukte werden also unterwegs hergestellt und können im Erdorbit beziehungsweise im geolunaren oder cislunaren Raum abgeholt werden.

       Statt der EMK könnten andere Planetoiden-Antriebsmethoden wirtschaftlicher sein, zum Beispiel A- oder H-Bomben oder Bussardkollektoren. Vielleicht wird gar nicht der Restplanetoid zur Erde gebracht, sondern der "Abgasstrahl" auf die Erde gerichtet - in einen Trichterfänger. Oder der Planetoid wird dort draußen "umgesetzt" und die Fertigprodukte per EMK zur Erde oder zu anderen Planeten geschickt.

       Als sich die bemannte Raumfahrt wegen der bevorstehenden Mondlandung in den 1960ern in Hochstimmung befand, hatte man für die Post-Apollo-Ära noch viele andere weiterreichende Visionen. Noch vor der Marsexpedition sollten bemannte Flüge zu ENAs stattfinden. Die Kleinplaneten sah man als nützliche Rohstoffquelle bei der Weltraumerforschung und der Kolonisierung des Sonnensystems an. Unter anderem war geplant, auf rohstoffreichen Planetoiden zu landen und sie in Erdumlaufbahnen zu bringen, eventuell unter Verwendung von nuklearen Sprengsätzen im Megatonnen-Bereich oder von Massenbeschleunigern, um den Planetoiden besser lenken zu können.

       Anstatt den Mond, den Mars usw. nur kurzfristig zu erobern und dann wieder zu verlassen, wird ein Langzeitprogramm angestrebt, mit dem wir beziehungsweise unsere Nachfahren dauerhaft fremde Welten besiedeln können. Von der Erde soll nur Material kommen, das für Schürfanlagen auf dem Mond und den Planetoiden benötigt wird, um Rohstoffe abzubauen und Bauarbeiten mit Sonnenenergie auszuführen. Aus 1 Megatonne Planetoidenmaterie ließe sich ein Weltraumhabitat für 10.000 Personen bauen; dazu würde eine Astronautenmannschaft von einer Mondstation oder einer Raumstation im LEO aus mit Bergbaumaschinen und einem im Weltraum zusammengebauten Massenbeschleuniger starten, nach einigen Monaten am Planetoiden eintreffen und Kabel an ihm befestigen, dann den Massenbeschleuniger anbringen und den Planetoiden auf Erdkurs (oder Mars- oder Venuskurs) bringen. Unterwegs würden sie beziehungsweise ferngesteuerte Roboter oder andere Automaten einen Stollen ausheben und darin eine Werkstatt mit einem Solar-Kraftwerk errichten und mit der Produktion von Wasser, Sauerstoff, Metallen und anderen Rohstoffen beginnen. Nach 1 bis 2 Jahren befindet er sich dann zum Beispiel im Erd-GSO - dann könnte man ihn zum Bau eines Weltraumfahrstuhls verwenden. (Gleiches gilt für Venus, Mond oder Mars.)

       Der Planetoid liefert nämlich Rohstoffe, die es auf dem Mond nicht gibt und die auch wegen der viel geringeren Schwerkraft - selbst im Vergleich zum Mond - leichter zu transportieren sind. Mit dem Restmaterial ließen sich weitere Kolonien im erdnahen Weltraum bauen, deren Bewohner dann weitgehend unabhängig von der Erde wären.

       ENA-Missionen sind sowohl zur wissenschaftlichen Erkundung als auch zur Erforschung, Erprobung und Durchführung von Impakt-Abwehrmaßnahmen und zu deren Besiedlung sinnvoll. Die Besiedlung von Planetoiden ließe sich auch mit Phobos und Deimos beginnen oder man fängt bei den ENAs an und geht von dort zu den Marsmonden über...

      

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