Rio für Paranoide. Jens Wahl

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Rio für Paranoide - Jens Wahl

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plötzlich in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ am 06. Juli 2012, einem Freitag, gegen 23 Uhr. Wir wählten eine Kabine auf Deck 6, dem Hauptdeck, möglichst weit zur Schiffsmitte hin: Nr. 6218.

      Am darauf folgenden Montag musste ich dann erst einmal meinen für das Jahr 2012 fertigen Urlaubsplan komplett umschmeißen und zu allererst die Genehmigung meines Abteilungsleiters einholen. Die erhielt ich und so konnten wir uns um das „Nebenher“ kümmern: Was ist alles noch einzukaufen, welche Ausflüge buchen wir usw.

      Für uns lag nach Einsicht aller „Bedingungen“ der Vorteil von AIDA gegenüber Costa im für uns bevorzugten Bereich: Kein Dressingcode, kein Kapitänsdinner, keine festen Tischzeiten und -plätze, kein Menüessen, sondern alles in Buffetform.

      Von einer einstündigen Kutterfahrt vor Mallorca abgesehen, sollte das für meine Frau die erste Seereise werden. Ich hatte aufgrund meines erlernten Berufes (Studium der Fischereitechnik) schon ein paar mehrtägige Fahrten auf Fischkuttern auf der Ostsee hinter mir, aber mehr auch nicht.

      Dummerweise sah meine Frau kurz nach der Buchung eine Sendung von N24 „Auf der Spur der Killerwellen“ - damit hatte ich dann die ehrenhafte Aufgabe herauszufinden, ob ein solch gefährdetes Gebiet auf der Reiseroute liegt. Glücklicherweise waren auf der geplanten Route noch keine dieser Wellen registriert worden. Und bis zur Abreise wiederholte N24 diesen Bericht noch mehrmals. Sollte das eine Vorwarnung sein?

      Vorgeplänkel

      Nun blieb im Endeffekt noch das Problem mit der Sitzplatzreservierung im Flugzeug. Da ich mir bei der Buchung die nur ganz kurz angezeigten Flugnummern gemerkt hatte, war es problemlos möglich, die dazu gehörenden Flüge mit Datum, Uhrzeit und Fluggesellschaft herauszufinden. Eine Mailanfrage bei AIDA ergab dann die Reservierung der Sitzplätze für den Hinflug mit Air Berlin. Das war es aber auch. Bei Iberia (Rückflüge) war nichts möglich für Gruppenflüge - erst am Check-In-Schalter. Dies war uns zu riskant. So probierte ich es direkt bei Iberia und dann wieder bei AIDA. Nach vielem Hin und Her ein Ergebnis, mit dem wir leben konnten: Da meine Frau eine amtlich anerkannte Teilbehinderung hat, wäre es möglich, ab 14 Tage vor dem Rückflug eine Sitzplatzreservierung vorzunehmen. Dies sollte dann über den Reise-Service-Manager direkt an Bord erfolgen.

      So ganz verstehe ich dieses Hickhack mit den Sitzplatzreservierungen sowieso nicht: Auch wenn meine Frau keine Behinderung hätte, legte ich Wert darauf, auf Flügen definitiv neben ihr zu sitzen.

       Es geht los - die Anreise

      Unser Flieger sollte in München um 6:00 Uhr starten. So nahm ich schon 2 Tage vor dem Abflug Urlaub, um am ersten der beiden noch einen Ausflug auf des Kitzbüheler Horn (diesmal nur mit dem Auto) zu unternehmen - die Koffer waren ja schon gepackt. Der Abschied von den Bergen war perfekt: Ab ca. 1300 m Höhe waren wir über der sich dick ausbreitenden Nebelsuppe, dabei ging die Sonne auf.

       Blick zu den Hohen Tauern.

      Dann weiter bis zum Gasthaus und von dort den Blick auf die Hohen Tauern mit Großvenediger und Großglockner genießen - das sollte es erst einmal für die nächsten 14 Tage sein mit den Bergen. Möglich wären dann ja noch Wellenberge - aber da verzichten wir sehr gern auf besonders hohe...

      Am Vortag noch schnell alles zu erledigende abarbeiten - meine Frau hatte da mit ihren Checklisten sehr gute Vorarbeit geleistet. Am frühen Nachmittag legten wir uns hin, um kurz vor Mitternacht wieder aufzustehen.

      Gegen 1:30 Uhr fuhren wir bei zwar kaltem, aber noch trockenem Wetter los. Für den Nachmittag waren Schneefälle angekündigt. Wir hofften sehr, dass sich diese auch an die von den Meteorologen prognostizierten Zeiten halten würden, was ja erfahrungsgemäß selten ist (wie sagte mein Schwiegervater immer: „Meteorologen sind die bestbezahltesten Lügner der Welt“).

      Ich hatte schon 2 Wochen vorher einen Langzeitparkplatz online reserviert, was zu einem Preis im Parkhaus P5 direkt gegenüber dem Terminal 1 führte, den ich sonst für einen außerhalb liegenden Parkplatz hätte zahlen müssen. Die Einfahrt klappte, auch Stellplätze waren genügend frei - schließlich war ja auch keine Urlaubssaison. Um dann die Parkpreis-Ermässigungskarte zu erhalten, mussten wir noch die Parkleitzentrale finden, die im Detailplan rechts zwischen den Modulen B und C eingezeichnet war, gefühlt aber links lag.

      Gegen 4:00 Uhr öffnete der Schalter von Air Berlin, um die sich um diese Uhrzeit schon gebildete Schlange abzuarbeiten. Nach dem Sicherheitscheck stärkten wir uns noch mit einer Butterbrezn für 2,50 Euro das Stück - da legst di nieda bei dem Flughafen-Preis. Aber vielleicht hatte die Brezn auch durch die Sicherheitskontrolle gemusst und dies war der Aufschlag dafür, dass man garantiert nicht auf Dynamit oder TNT beißt?

      Nach der Stärkung noch einmal das Fluggewicht verringern (Toilettenbesuch) und dann setzten wir uns um die Ecke in einen Gang, da es an unserem vorigen Platz zu zugig war. Den Schalter hatten wir im Blickwinkel. Direkt vor der Fensterfront „parkten“ mehrere „Air Berlin“-Flugzeuge. Und dann warteten wir, dass der Aufruf zum Flieger erfolgte. Und warteten. Und warteten.

      Bis meine Frau meinte: Jetzt gehen wir wieder zu unserem alten Platz, langsam müsste sich doch dort etwas tun! Und als wir um die Ecke bogen, hatte sich da etwas getan. Allerdings nicht an dem Schalter, den wir vermutet hatten, sondern an einem, den wir nicht sehen konnten. Da hatten wir uns ja ziemlich deppert angestellt! Mit dem vorletzten Bus kamen wir doch noch rechtzeitig in den Flieger, wo wir uns in die Sitze zwängten - war das eng! Wer hier nicht zwergwüchsig und untergewichtig ist, hat erhöhte Chancen auf Thrombose. Vor 11 Jahren waren wir doch noch etwas leichter und hatten damals auch einen etwas geringeren Umfang...

      Kurz vor dem Start stellte sich der Pilot per Durchsage vor und meinte zum Schluss: „Heute fliegt der Kopilot. Es ist sein erster Flug.“ Die vielen herunterklappenden Unterkiefer ließen gefühlsmäßig den Flieger in die Knie gehen. Bis dann der Pilot noch hinzufügte: „Natürlich sein Erster für heute!“ Sein Grinsen sah ich deutlich vor mir und konnte mir auch die erhobenen Daumen im Cockpit vorstellen: Die haben wir erst mal geschockt!

      Am 04.10.13 fand ich unter www.rosenheim24.de einen Link [19] mit einer deutlich heftigeren „Verarschung“ der Passagiere, wieder durch einen Air Berlin-Piloten (u. a. “...Sehen Sie das gelbe Schlauchboot unter sich, von wo ich zu Ihnen spreche...“). Das scheint wohl bei denen im Flugpreis inbegriffen zu sein.

      Wir hatten die Plätze A und B in der zweiten Reihe, also links. Beim Start dröhnte das linke Triebwerk so lautstark, dass wir erst einmal an einen Motorfehler dachten. Aber das Dröhnen hielt sich und das Triebwerk auch. Mit dem Erreichen der Flughöhe nahm der Kopilot Leistung weg und damit wurde es auch wieder leiser im „Saal“. Wir hatten bei unseren bisherigen Flügen nur noch nie vor einem Triebwerk gesessen, sodass das Startgedröhne für uns neu war.

      Von den Alpen war nichts zu sehen - es war gerade noch Sommerzeit und dunkel draußen. Später hatten wir unter uns ziemlich viel Bewölkung, die sich erst mit dem Erreichen des Atlantiks „verdünnisierte“. Dazwischen gab es eine Kleinigkeit zu essen, nicht toll, aber auch nicht schlecht, also genießbar.

      Als nach etwa 4,5 Stunden der Flieger eine Schleife flog, um einen korrekten Kurs zur Landebahn zu bekommen, war auf der rechten Seite ganz kurz Teneriffa zu sehen. Allerdings nur für die, die auch rechts saßen - deren Köpfe vor den Fenstern ließen den Links sitzenden keine Chance, etwas zu sehen.

      Die Landung war für meine Begriffe

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