Die Regulatoren in Arkansas. Gerstäcker Friedrich
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Читать онлайн книгу Die Regulatoren in Arkansas - Gerstäcker Friedrich страница 14
Brown hatte indessen einige der Männer, mit denen er in der kurzen Zeit seines Aufenthalts bekannt geworden war, begrüßt und schritt mit ihnen dem Hause zu, wo das kleine Negermädchen emsig bemüht war, für die unerwarteten Gäste Maisbrot zu backen und Schweinefleisch zu braten.
"Und Ihr, Mr. Brown?" fragte Heathcott jetzt, sich an den jungen Mann wendend. "Habt Ihr keine Lust, der guten Sache Euren Arm und Euer Auge zu leihen? Es können unser gar nicht zuviel sein, da wir, mit dem Gesetze gegen uns, dem Staate beweisen müssen, wie sehr es uns Ernst um die Sache ist."
"Ich muß bitten, mich zu entschuldigen", erwiderte Brown; "erstlich bin ich nur ein sehr flüchtiger Besuch in dieser Gegend, mit dem Wald und der ganzen Lage des Landes noch nicht einmal recht bekannt, und dann, will ich Euch aufrichtig gestehen, habe ich keine Freude an dem Richtwesen der Regulatoren, das nur zu oft zum Unwesen wird."
"Sir!" sagte der Kentuckier etwas gereizt. "Sie werden uns doch wohl zugestehen, daß wir hier am besten wissen, wo uns der Schuh drückt?“
"Natürlich - natürlich", erwiderte Brown freundlich. "Ich maße mir auch weiter kein Urteil darüber an, behalte mir aber dafür auch meine eigene Handlungsweise vor."
"Mit euch Herren, die ihr nur immer von einem Staate zum andern huscht, weiß man nie, woran man ist", sagte Heathcott, einen keineswegs freundlichen Seitenblick nach dem jungen Mann hinüberwerfend. "Einmal seid ihr in Missouri, einmal in Texas, und habt überall Bekannte und Freunde. Ihr tretet vielleicht aus Rücksicht gegen eure Freunde den Regulatoren nicht bei?"
"Mr. Heathcott", erwiderte Brown sehr ernst, aber auch sehr artig, "ich will diese Anspielung von Ihrer Seite nicht verstehen, denn ich kann mich dadurch nicht getroffen fühlen. Was mein Betragen, mein Reisen aus einem Staate in den andern betrifft, so bin ich darüber keinem Menschen Rechenschaft schuldig als mir selbst."
Die andern Farmer mischten sich aber jetzt in das Gespräch und duldeten nicht, daß Heathcott noch etwas sagte, das die Gefühle des jungen Mannes verletzen konnte. Sie hatten ihn alle liebgewonnen, fürchteten dagegen ihren Führer mehr, als sie ihn achteten.
"Herein, Gentlemen, herein hier!" rief ihnen Roberts aus der offenen Haustür zu. "Sie müssen fürliebnehmen, ich habe Ihnen schnell etwas herrichten lassen, damit Sie nicht bis zum Mittagessen zu warten brauchen. Also setzen Sie sich und - helfen Sie sich selbst."
Die Leute ließen sich das nicht zweimal sagen, und nachdem sie die Frauen im Hause begrüßt, setzten sie sich ohne weitere Umstände, ja ohne nur all die vielen Mordgewehre, mit denen sie umsteckt waren, abzulegen, an den reichlich gedeckten Tisch. Eben wollten sie auch zulangen, als Rowson, der neben Mrs. Roberts am Feuer gestanden hatte, an die Tafel trat, die Hände faltete und ein Tischgebet zu sprechen begann.
Die Farmer, die einesteils selbst Methodisten waren, andernteils die Sitte des Hauses ehrten, legten die schon ergriffenen Messer wieder nieder und sahen andächtig auf die leeren Teller herunter, Heathcott hingegen blickte ärgerlich zu dem Prediger empor, der ihn übrigens gar nicht zu bemerken schien und ruhig in der Ausübung seiner Pflicht, wie er es nannte, fortfuhr.
Wären die Damen nicht gegenwärtig gewesen, so hätte sich der Zorn des rauhen Mannes wohl schon bei dieser Gelegenheit Luft gemacht, so aber unterdrückte er ihn oder sparte ihn wenigstens für eine passendere auf und begann sein Mahl, während der Betende noch das Amen sprach. Daß solches Betragen Mrs. Roberts auf das tiefste verletzte, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Sie setzte sich höchst erbittert in ihren Schaukelstuhl nieder und murmelte etwas von "rohen, sündhaften Menschen", was jedoch nur zu dem Ohr des Priesters gelangte, der wieder an ihre Seite getreten war und jetzt seufzend dazu mit dem Kopfe nickte.
"Mrs. Roberts - Sie führen wohl nicht einen Schluck Whisky im Hause?" fragte Heathcott nach einer kleinen Pause, sich dabei mit dem Ärmel seines ledernen Jagdhemdes den Mund wischend. "Wir haben da drüben bei Bowitts so verdammt scharfes Zeug getrunken, daß es einem die Eingeweide fast verbrennt."
"Ich halte keinen Whisky", erwiderte Mrs. Roberts, durch diese Frage aufs neue erregt. "Mrs. Bowitt täte ebenfalls besser, solches Getränk nicht in ihrem Hause zu dulden."
"Ja - das hab' ich ihr auch gesagt", lachte Heathcott, der entweder die Meinung der alten Dame nicht verstand oder nicht verstehen wollte, "es ist eine Schande. Bei dem Krämer am Petite-Jeanne könnte sie, für einen Dollar die Gallone, das beste Gebräu in der Welt bekommen - echten Monongaheia."
"Mr. Heathcott sollte doch eigentlich sehen", sagte Rowson milde, "daß ein Gespräch über Whisky den Ohren der Mrs. Roberts nicht gerade angenehm ist."
"Mr. Rowson täte wohl, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu bekümmern", antwortete Heathcott scharf.
"Ich habe den Pferden etwas Korn geben lassen, Gentlemen!" rief jetzt der alte Roberts, der eben mit Harper und Brown aus dem Pferdestall zurückkehrte, zur Tür herein.
"Dank Euch! Dank Euch!" riefen Smith und Heinze, froh, eine Ausrede zu haben, vom Tische aufzustehen und ein Gespräch zu unterbrechen, das nur unangenehm enden konnte.
Smith blieb noch einen Augenblick zurück, als die anderen Männer hinaustreten, und sagte freundlich zu Mrs. Roberts: "Ihr müßt Heathcott die rauhe Rede nicht so übelnehmen, Madame. Wir sind scharf geritten heute morgen, und wie wir zu Bowitts kamen, trank er wohl eigentlich ein wenig mehr, als sich gehörte."
Die alte Dame erwiderte nichts und schaukelte sich nur heftiger, Rowson dagegen dankte dem Nachbar freundlich für seine gute Meinung und versicherte ihm, er hege nicht den geringsten Groll gegen Heathcott. "Es ist ein rascher, junger Mann", fuhr er gutmütig lächelnd fort, "und meint auch wohl nicht alles so bös, als es bei ihm herauskommt."
"Ich werde ihm sehr verbunden sein, wenn er mein Haus nicht wieder mit seiner Gegenwart beehrt", platzte Mrs. Roberts plötzlich heraus. "Ich erziehe mein Kind gottesfürchtig und will weder, daß dieses in meinen eigenen vier Wänden ein böses Beispiel sieht, noch -"
"Aber, Mutter!" bat Marion.
"Noch, daß fromme Leute –“ fuhr die alte Frau, ohne sich unterbrechen zu lassen, fort, "die das reine Gotteswort predigen, unter meinem Dache beleidigt werden - sagen Sie das dem Mister Heathcott." Und aufs neue begann sie in dem Stuhle zu schaukeln, als ob sie sich vorgenommen hätte zu versuchen, wie weit sie es treiben könnte, ohne umzuschlagen.
Smith, ein ruhiger, friedlicher Mann und selbst Methodist, war zu sehr mit alledem, was Mrs. Roberts eben gesagt hatte, einverstanden, um etwas dagegen einzuwenden, und folgte schweigend den übrigen vor die Tür. Dort hatten sich die meisten teils auf Stühlen, teils auf Baumstämmen und Trögen niedergelassen und sprachen von dem, was ihnen allen am nächsten lag, von den immer mehr und mehr um sich greifenden Pferdediebstählen.
"Die Schufte müssen hier im County einen Hehler haben, sonst begreif' ich nicht, wie es möglich ist, daß sie uns immer irreführen", sagte Mullins.
"Ja, und wohin sie die gestohlenen Pferde schaffen, bleibt mir auch ein Rätsel", rief Roberts. "Ein Gaul ist doch kein Vogel, der über die Erde geht, ohne Spuren zu hinterlassen."
"Nur Geduld!" beteuerte Heathcott. "Nur Geduld, es hat jedes sein Ziel, und wir erwischen die Burschen einmal, wenn sie sich's am wenigsten versehen. Aber dann will ich verdammt sein, wenn ich einem von den Hunden das Leben schenke. Lumpig ist's, daß sie im vorigen Jahre die Todesstrafe