Die Regulatoren in Arkansas. Gerstäcker Friedrich

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Die Regulatoren in Arkansas - Gerstäcker Friedrich

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du schon mit ihm gesprochen?" fragte dieser.

      "Er erzählt von seinen Jagden an der Bai de view und am Cashriver - neunzehn Hirsche hat er an einem Tag geschossen, und die kleinste Haut wog elf Pfund, getrocknet, ohne den Pelt."6

      "Ja, er ist stark in solchen Sachen", lachte Brown. "Ich möchte Onkel und Bahrens einmal zusammen sehen."

      "Ich auch", sagte Assowaum, dem der Gedanke sehr wohl zu tun schien. Schweigend zogen die beiden Männer jetzt, ohne irgend jemandem weiter zu begegnen, auf der breiten Straße fort, bis ihnen aus der Ferne die langgezogenen, schrillen Töne eines geistlichen Liedes entgegenschallten. Diesen lauschte der Indianer erst einige Sekunden lang mit gespannter Aufmerksamkeit, dann aber schritt er wieder ruhig weiter, indem er nur sagte: "Der blasse Mann", so nannte er Rowson seiner auffallend bleichen Gesichtsfarbe wegen, "hat eine sehr laute Stimme; er ist wie ein junger Wolf. - Die alten mögen noch so gut heulen - du hörst stets den jungen."

      "Du kannst den Priester nicht leiden, Assowaum?"

fg14

      Die Bekehrung der „schönen Wilden“ war ein weit verbreitetes

      Sujet in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Gerstäcker war die

      „Missionierung“ ein Greuel – insbesondere durch seinen späteren Aufenthalt

      in der Südsee prangerte er die Arbeit der Missionare aller Religionen

      an, so in seinem Roman „Tahiti“ und besonders natürlich in seinem

      Werk „Die Missionare“

      „Nein - Alapaha liebte den großen Geist - sie betete zu dem Manitou, der ihre Väter beschützt hatte, und war ein folgsames Weib. Sie kreuzte nie Assowaums Pfad, wenn er auf die Jagd ging, und zog sie in der ersten dunklen Nacht ihre Matchecota7 um das frisch gepflanzte Mondämiefeld (Mais), so mieden es die Würmer und Raubtiere, und die Frucht war gesegnet. Alapaha lacht jetzt über den großen Geist Assowaums, und das Wild weicht aus seinem Pfade, wenn er in den Wald geht."

       Der Indianer schien nicht weiter zum Reden aufgelegt. Er schritt schweigend und schnell vorwärts, bis sie an die äußere Fenz von Roberts' Farm kamen. Von hier aus lief ein breiter Weg, zwischen zwei Maisfeldern hinführend, nach dem Hauptgebäude zu, aus dem jetzt klar und deutlich der schon lang gehörte Gesang heraustönte. William Brown hing, am Hause angekommen, den Zügel seines Pferdes über eine Fenzstange und trat in das Zimmer, wo sich die Andächtigen versammelt hatten.

       Der Gesang wurde eben beendet, und sämtliche Zuhörer lagen, den Rücken dem Prediger zugekehrt und sich auf die Sessel ihrer Stühle stützend, auf den Knien. Rowson aber, dem wir schon früher unter ganz anderen Verhältnissen im Walde begegneten, stand aufrecht in der Mitte und sprach mit andächtig geschlossenen Augen und scharfer, abstoßender Stimme ein lautes Gebet, worin er die entsetzliche Sündhaftigkeit der Gegenwärtigen dem Allmächtigen ans Herz legte und nicht um die so reichlich verdiente Strafe, sondern um Gnade und Erbarmen bat.

       Brown, der einer andern Sekte angehörte und sich zu dem Knien nicht verstehen wollte, blieb mit gefalteten Händen und andächtig zuhörend auf der Schwelle der Tür stehen, trat aber nicht näher. Vergebens winkte ihm Rowson mehrere Male freundlich zu, den Platz an seiner Seite einzunehmen; er schien es nicht zu beachten und starrte schweigend vor sich nieder. Endlich schloß jener sein Gebet, alle standen auf, und der Gottesdienst war beendet.

       Brown begrüßte jetzt mehrere der Anwesenden, mit denen er bekannt war und die sich aus der ganzen Nachbarschaft hier zusammengefunden hatten.

       "Sie sind recht spät gekommen, Mr. Brown", sagte Marion Roberts, des alten Roberts liebliches Töchterlein und seit sechs Monaten die Braut des frommen Predigers Rowson.

       "Haben Sie mich vermißt, Miß Roberts? Dann bedaure ich freilich, den größten Teil des Gottesdienstes versäumt zu haben."

       "Aber, Mr. Brown, das ist nicht schön gesprochen. Ich habe eine zu gute Meinung von Ihnen, als daß ich glauben sollte, Sie wohnten nicht der Sache selbst wegen der heiligen Handlung bei", sagte Marion.

       "Ich bin nicht Methodist."

       "Und schadet das etwas? Sind wir nicht alle Christen?"

      "Ihr Bräutigam denkt darüber anders." Brown betonte das Wort ‚Bräutigam’ besonders und schaute dem schönen Mädchen dabei forschend ins Auge. Dieses aber vermied seinen Blick und erwiderte: "Er mag wohl auch manchmal ein wenig zu strenge Ansichten haben; ich meinesteils denke darüber viel milder und - Vater ebenfalls. Mutter ist freilich sehr streng, besonders in dieser Hinsicht. Mutter und Mr. Rowson haben überhaupt sehr ähnliche Ansichten." "Diesmal lag auch die Schuld nicht an mir, mein Fräulein, ich war zeitig genug auf dem Wege - aber mein Onkel - ein Zufall hielt ihn auf, und er mußte wieder nach Hause."

       "Er ist doch nicht krank geworden?" fragte ängstlich Marion.

      "Herzlichen Dank für die Teilnahme, mit der Sie sich für ihn interessieren", erwiderte der junge Mann treuherzig, "es wird dem alten Onkel wohltun, wenn er's erfährt. Er hält sehr viel von Ihnen."

      Marion errötete über die etwas zu lebhafte Frage und sagte ausweichend: "Warum kam er aber nicht mit Ihnen?"

fg13

      Eine der üblichen Gebetsversammlungen, „prayer-meeting“, bei den Siedlern,

      die oft unter freiem Himmel oder in großen Zelten abgehalten wurden.

      Gerstäcker schildert sie ausführlich auch in seinen „Streif- und Jagdzügen...“

      "Es war ein Abenteuer", lächelte Brown, "das er mir verboten hat zu erzählen, da er es selbst mitteilen will. Sie kennen seine Leidenschaft für Erzählungen."

      "Oh, ich freue mich schon darauf“, rief Marion, in die Hände klatschend, "das wird herrlich!"

      "Und darf man wissen, was herrlich werden wird?" fragte Mr. Rowson, hinzutretend und den jungen Mann freundlich grüßend.

      "Ein Spaß, der meinem Onkel passierte, oder vielmehr eine Heldentat, die er ausübte, und –“

      "Haben Sie es auch selber gesehen?" fragte Marion lächelnd, "Sie wissen, Ihr guter Onkel -"

      "Aber, Marion", warnte ernst ermahnend Rowson, "ist es recht, dich so kurz, nachdem du deinem Gott gedient, mit irdischen, profanen Gegenständen zu beschäftigen? Es würde deiner Mutter sehr leid tun, wenn sie das hören müßte."

      "Mr. Rowson", sagte Brown in dem unangenehmen Gefühl, Zeuge eines Tadels zu sein, der das Blut stärker als je in die Wangen des Mädchens trieb, "Sie sind der Bräutigam von Miß Roberts und der Prediger dieses County, haben also ein doppeltes Recht über die junge Dame. Ich sollte aber doch denken, ein unschuldiger Scherz, ein heiteres Wort könnte dem lieben Gott nicht mißfällig sein. Alles zu seiner Zeit - fromm beim Gebet und froh beim Mahl."

      Rowson würde sicher etwas darauf erwidert haben, aber in diesem Augenblick trat der alte Roberts selbst zu ihnen, und dem jungen Brown herzlich die Hand schüttelnd, rief er aus: "Das ist brav, mein Junge, daß Ihr auch einmal herüberkommt

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