Der Spiegel des Dharma mit Ergänzungen. Geshe Kelsang Gyatso
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In den Sutras sagte Buddha, dass alle Phänomene einfach bloßer Name sind, sogar die Leerheit aller Phänomene ist einfach bloßer Name. Dies bedeutet, dass über den bloßen Namen hinaus gar nichts existiert. Ebenfalls ist es wahr, dass Lebewesen, da sie sich selbst in fälschlicher Weise identifizieren, falsche Erscheinungen wie Halluzinationen entwickeln und infolgedessen unaufhörlich, Leben für Leben, Leid und Probleme erfahren, bis sie den höchsten beständigen inneren Frieden von Nirvana erlangen.
Wir sollten wissen, dass wir Tag und Nacht «ich», «ich» denken, selbst während des Schlafes. Aufgrund dessen nehmen wir uns selbst als ein Ich wahr. Diese Art und Weise, uns selbst zu identifizieren, ist falsch, da das Ich, das wir normalerweise sehen, nicht existiert. Dadurch können wir verstehen, wie wir uns selbst zu jeder Zeit in fälschlicher Weise identifizieren. Nehmen wir zum Beispiel einen Praktizierenden namens John, der, indem er seinen Körper oder Geist, die seine Grundlage der Zuschreibung sind, wahrnimmt, spontan denkt: «Ich bin John.» Da seine Grundlage der Zuschreibung, sein Körper und Geist, durch das innere Gift der Verblendungen verunreinigt ist, wird seine Erkenntnis von sich selbst als John dazu führen, dass er fortwährend Leiden erlebt. Möchte John kein Leiden erleben, muss er seine Grundlage der Zuschreibung ändern, von seinem verunreinigten Körper und Geist zu einem nichtverunreinigten Körper und Geist wie den Körper und Geist von Heruka, Vajrayogini oder irgendeiner anderen Guru-Gottheit. Dies gilt nicht nur für John, sondern für jedermann. Jeder, der kein Leiden erleben möchte, muss seine Grundlage der Zuschreibung ändern.
Was sind gewöhnliche Erscheinung und gewöhnliche Vorstellung? Wenn John sich selbst als John erscheint, so ist diese Erscheinung Johns gewöhnliche Erscheinung, und wenn er an sich selbst als John festhält, so ist dies seine gewöhnliche Vorstellung. Beide sind die Wurzel von Johns Leiden. Wir sollten dieses Beispiel von John auf die gewöhnliche Erscheinung und gewöhnliche Vorstellung aller anderen Lebewesen, einschließlich uns selbst, übertragen. Gewöhnliche Erscheinung ist die Hauptbehinderung zur Erlangung der Erleuchtung und gewöhnliche Vorstellung ist die Hauptbehinderung zur Erlangung der Befreiung, bekannt als «Nirvana». Deshalb sind für tantrisch Praktizierende gewöhnliche Erscheinung und gewöhnliche Vorstellung die Hauptobjekte, die aufzugeben sind, und ihre Hauptübung ist die Übung der Erzeugungsstufe und Vollendungsstufe, durch die sie alle gewöhnliche Erscheinung und Vorstellung allmählich verringern und schließlich vollkommen aufgeben werden.
Eine ausführliche Erklärung, wie wir unsere Grundlage der Zuschreibung von einem verunreinigten Körper und Geist zu einem nichtverunreinigten Körper und Geist ändern, findet sich in Moderner Buddhismus, Teil Zwei: Tantra und in vielen anderen tantrischen Schriften in den Abschnitten der Selbsterzeugungspraxis.
Die Sicht, die glaubt, dass die Dinge, die wir normalerweise sehen oder wahrnehmen, tatsächlich existieren, ist Unwissenheit, die Wurzel allen Leidens. Im Sutra der Vollkommenheit der Weisheit sagt Buddha, dass wir die Dinge nicht finden können, wenn wir mit Weisheit nach ihnen suchen. Wir können unsere Form, Gefühle, Unterscheidungen, zusammensetzenden Faktoren und unser Bewusstsein nicht finden. Somit können wir unser Selbst nicht finden. Dies beweist, dass die Dinge, die wir normalerweise sehen, nicht existieren. Eine ausführliche Erklärung hierzu findet sich im Buch Moderner Buddhismus.
Wenn die Dinge, die wir normalerweise sehen, nicht existieren, wie existieren Dinge dann wirklich? Dinge existieren in Abhängigkeit von ihrem bloßen Namen. Sind wir mit ihrem bloßen Namen zufrieden, existieren Dinge. Über den bloßen Namen hinaus existiert gar nichts.
Um unsere täglichen Probleme zu lösen, können wir wie folgt üben. Wir sollten tief im Herzen verstehen und denken: «Alles Leiden, alle Probleme, Schwierigkeiten, Krankheit, schmerzhafte Gefühle, aller Schaden, das Nichtfinden von Dingen, die ich begehre, das Verlieren von Dingen, an denen ich hänge – all das, erlebt von dem Selbst, das ich normalerweise sehe, existiert nicht. Das ist so, weil mein Selbst, das ich normalerweise sehe, nicht existiert.» Indem wir das verstehen und tief nachdenken, können wir uns entspannen und die ganze Zeit einen friedvollen Geist bewahren, sodass wir jederzeit glücklich sein werden. Und da wir die ganze Zeit glücklich sind, werden auf diese Weise alle unsere Probleme verschwinden.
Es gibt drei Ebenen der richtigen Sicht der Leerheit – laut den Hinayana Sutras, laut den Mahayana Sutras und laut dem Vajrayana. Die höchste dieser Ebenen ist die richtige Sicht der Leerheit, die Buddha im Vajrayana erläuterte. Im Vajrayana, oder Tantra, erläuterte Buddha die Vereinigung von Erscheinung und Leerheit. Die Weisheit, die diese Vereinigung verwirklicht, ist die richtige Sicht der Leerheit, Buddhas endgültige Sicht. Die Vereinigung von Erscheinung und Leerheit bedeutet, dass alle Phänomene – die Erscheinung – und ihre Leerheit ein Objekt sind, keine zwei Objekte. Zum Beispiel sind unser Körper – die Erscheinung – und seine Leerheit ein Objekt, keine zwei Objekte. Wenn wir unseren Körper sehen, sehen wir in Wahrheit nur die Leerheit unseres Körpers, da die wirkliche Natur unseres Körpers seine Leerheit ist. Doch aufgrund unserer Unwissenheit verstehen wir dies nicht. Normalerweise sehen wir unseren Körper als etwas, das von seiner eigenen Seite existiert. Dies ist fehlerhafte Erscheinung, aus der sich alles Leiden und alle Probleme endlos entwickeln. Wir sollten wissen, dass es keinen «unseren Körper» außer seiner Leerheit gibt. Wir sollten dieses Wissen auf alle anderen Phänomene übertragen. Wir müssen sehr geduldig sein, um das Thema Vereinigung richtig zu verstehen. Wenn wir durch richtiges Verständnis und fortwährende Schulung in der Vereinigung von Erscheinung und Leerheit die Vereinigung von Erscheinung und Leerheit direkt erfahren, werden wir unsere Umgebung, Vergnügen, Körper und Geist direkt als erleuchtete Umgebung, Vergnügen, Körper und Geist erleben und wir werden uns selbst unmittelbar als erleuchtetes Wesen erleben – die Vereinigung von Buddha, die Vereinigung von Vajradhara, die Vereinigung von Heruka und so weiter.
Im Urtext heißt es:
Doch auch wenn du mit Entsagung und Bodhichitta vertraut sein magst,
Wirst du die Wurzel Samsaras nicht durchschneiden können,
Wenn du nicht die Weisheit hast, die verwirklicht, wie die Dinge wirklich sind.
Strebe deshalb nach den Mitteln, abhängige Beziehung zu verwirklichen.
Je Tsongkhapa erteilt uns einen Rat, indem er sagt: «Strebe deshalb nach den Mitteln, abhängige Beziehung zu verwirklichen.» Abhängige Beziehung ist ein sehr wichtiges Thema. Indem wir es richtig verstehen, können wir die Art und Weise verstehen, wie die Dinge wirklich sind. Der große Gelehrte Aryadeva sagte:
So wie die Körpersinneskraft den ganzen Körper durchdringt,
So durchdringt Unwissenheit alle Verblendungen.
Alle unsere Verblendungen werden daher enden,
Wenn wir unsere Unwissenheit durchschneiden, indem wir uns sehr bemühen, die wirkliche Bedeutung abhängiger Beziehung zu verwirklichen.
Bitte bewahrt diese Anleitung in eurem Herzen.
Dinge existieren in Abhängigkeit von ihren Ursachen und Bedingungen, in Abhängigkeit von ihren Teilen,