KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher. Stephan Waldscheidt
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Während für Autoren, die vor allem vom Schreiben leben, das Nichtschreiben einen konkreten Verlust von Einkommen bedeutet, läuft es für andere genau umgekehrt: Sie verzichten ganz konkret auf Einkommen, etwa auf gut bezahlte Überstunden, um schreiben zu können. Manche stecken das weg, können es sich leisten. Andere leisten es sich auch, womöglich aber nur kurze Zeit, bis die Miete bezahlt werden will, Strom und Wasser und die Klassenfahrt des Sohnemanns.
Um finanzielle Notlagen ihrer Autoren zu vermeiden, hat man in den Verlagen den Vorschuss erfunden. Ursprünglich sollte die Vorschusszahlung dem Autor die Zeit zum Schreiben kaufen. Wer in einem Publikumsverlag veröffentlicht, darf mit Vorschüssen rechnen. Der Selfpublisher nicht. Immerhin fließt nach der Selbstveröffentlichung in aller Regel das Geld deutlich eher aufs Konto.
In der Praxis: Sebastian verzichtet auf die Überstunden, die er früher gemacht hat, um sich seine Hobbys zu finanzieren. Jetzt schreibt er in dieser Zeit lieber. Für umsonst. Jede Stunde, in der er schreibt, verliert er Geld. Und er weiß nicht, ob dieses Geld jemals wieder hereinkommt. Er kann es sich leisten. Aber fürs Schreiben verzichtet er auf so manches.
Als Selbstverleger sollten Sie die Opportunitätskosten nie vergessen. In der Zeit, in der sie – unentgeltlich – schreiben, können sie nicht woanders Geld verdienen. Anders als der Verlagsautor haben Sie keinen Vorschuss, der Sie eine Weile über Wasser hält. Anders als der Verlagsautor werden Sie mit geringerer Wahrscheinlichkeit Geld mit dem Selbstpublizierten verdienen.
Ein kleiner Trost für Sie: Die Vorschüsse für nicht etablierte Autoren bewegen sich im mittleren vierstelligen Bereich, also bei drei bis sechstausend Euro. Im Kinder- und Jugendbuch liegen die Vorschüsse selbst bei den großen Verlagen nicht selten noch darunter. Mehr über den Vorschuss lesen Sie in einem eigenen Kapitel weiter unten.
Zum Leben reicht ein solcher Vorschuss nicht, nicht mal, wenn Sie zwei oder drei Romane pro Jahr schreiben und an Verlage verkaufen. Die Aussichten auf mehr Geld sind ebenfalls beschränkt: Die Mehrzahl der Titel spielt nicht einmal den Vorschuss ein. Der durchschnittliche Autor streicht den Vorschuss ein – und das war’s an Geldzufluss vonseiten des Verlags.
Kein Wunder, dass auch die Mehrzahl der Verlagsautoren neben dem Schreiben noch einem anderen, einträglicheren Beruf nachgeht oder Sponsoren hat in Form von gut verdienenden Ehepartnern oder spendablen Eltern.
Schreiben kostet Zeit und damit in vielen Fällen schlicht: Geld. Vor allem Sie als Selfpublisher. Und das auch dann noch, wenn Sie das eigentliche Veröffentlichen nichts kostet außer Zeit. Und die Vermarktung? Sie lässt sich ebenfalls nicht ohne kostbare Zeit bewerkstelligen.
Schreiben ist zum Großteil Handwerk, egal ob Sie einen Roman schreiben oder ein Sachbuch. Zu diesem Handwerk gehören Grammatik und Zeichensetzung. Viele Verlagsautoren müssen sich mit dem Handwerk stärker auseinandersetzen als Selfpublisher.
Überspitzt gesagt: Sie können ohne jede Vorbelastung durch Grammatik, Interpunktion, Stil- und Sprachgefühl einen Roman selbst veröffentlichen. Einen Verlag werden Sie mit diesem Beweis Ihrer Unprofessionalität nicht überzeugen, auch dann nicht, wenn sich die Geschichte einigermaßen spannend liest. Die Leser überzeugen Sie natürlich auch nicht. Und auf Letzteres kommt es an. Bei jeder Form des Publizierens.
Sich mit dem Schreibhandwerk auseinanderzusetzen und sich in Fragen der Erzähltechnik ebenso auszukennen wie im Umgang mit der Sprache, sollte für jeden Autor eine Frage der Berufsehre sein.
Sie wollen Geld mit dem Schreiben verdienen? Das heißt, Sie wollen ein Profi sein – dann sollten Sie sich auch wie ein Profi aufführen. Niemand beherrscht Rechtschreibung und Grammatik in Vollendung, keiner liefert einen fehlerfreien Text ab. Aber Sie sollten dem wenigstens nahekommen und sich weiterbilden, ganz gleich, ob Sie für einen Verlag arbeiten oder Ihre Werke in Eigenregie veröffentlichen.
Autorenberaterin Rachelle Gardner schreibt dazu in ihrem Buch »How Do I Decide?«: »Wenn Sie nicht auf die Qualität Ihrer Arbeit achten, töten Sie Ihre Karriere als Autor, bevor sie beginnt.«
Zur Professionalität gehört auch ein anderer Aspekt: Schreiben erfordert Disziplin, das Überwinden von Selbstzweifeln, dauerndes Sich-selbst-Motivieren, eine kluge Planung der Schreibzeit und der Karriere als Autor. Mehr zu diesen Punkten finden Sie in meinem Ratgeber »Autors kleiner Helfer«:
Wenn Sie in einem Verlag veröffentlichen, haben Sie es ein wenig leichter bei der Selbstdisziplinierung Ihrer kreativen Autorenpersönlichkeit. Verlagsautor Volker weiß das. Seine Zweifel bespricht er mit seiner Lektorin, die Deadline zwingt ihn zu diszipliniertem Arbeiten, für Motivation sorgen die Zahlungen des Verlags, die Leserzuschriften, die Ermunterungen der Lektorin, die ihm berichtet, wie sehr man im Verlag seinen letzten Roman liebt.
Das Meiste aber liegt an ihm.
Wenn Sie sich ans Selbstverlegen wagen, tun Sie gut daran, sich nach Menschen umzusehen, die Sie unterstützen und Ihnen, wenn nötig, in den Allerwertesten treten. Das kann ein Ehepartner sein, der Sie bei Zweifeln aufbaut, eine Kollegin, mit der Sie sich gegenseitig Deadlines setzen, ein guter Freund, der als zuverlässiger und schneller Testleser fungiert.
Das Meiste aber muss aus Ihnen selbst kommen.
Schreiben ist hart. Es ist nicht nur der wichtigste, sondern auch der härteste Teil im Prozess der Buchentstehung. Dennoch sollte es der Teil sein, der Ihnen am meisten Freude macht, der Ihnen am meisten bedeutet. Ansonsten sollten Sie statt sich selbst vielleicht lieber andere verlegen.
Schreiben ist auch der Teil, den Sie am stärksten beeinflussen können. Tun Sie es.
Wie Sie die Inhalte gestalten, ist nicht Teil dieses Buchs. Über das Schreiben von Sachbüchern und das Schreiben von Romanen und Kurzgeschichten sind zahlreiche Ratgeber erschienen. Einige davon zu lesen, wird Sie zu einem besseren Autor machen und Ihnen eine Menge Zeit und Mühe ersparen. Vor allem, wenn Sie eine längerfristige Karriere als Autor anstreben, empfehle ich solche Ratgeber dringend. Lesen Sie in einige hinein, probieren Sie einige aus.
Tipp: Am meisten helfen Ihnen Schreibratgeber, wenn Sie sie mit einer konkreten Frage oder einem bestimmten Projekt im Hinterkopf durcharbeiten. Durchlesen und anstreichen allein hilft nicht viel.
Ich selbst lese einige Ratgeber oder bestimmte Stellen darin immer wieder, jedes Mal mit einem anderen Roman in der Mache. Und jedes Mal ziehe ich neuen Nutzen, neue Ideen aus dieser Lektüre.