Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018 - Alfred Bekker страница 36
„Nun haben Sie ihn ja gefunden.“
„Ganz richtig.“
Elsa überlegte. Dann hob sie den Kopf und sagte: „Wenn Sie und Ihre Auftraggeber hinter dem Geld her sind, dann...“
„Wir sind nicht hinter dem Geld her“, erklärte der Schwarzbart kalt.
Elsa runzelte die Stirn und machte eine hilflose Geste.
„Aber Sie sagten doch...“
„Es geht den Leuten, für die wir arbeiten um das Prinzip!“
„Welches Prinzip?“
„Das Prinzip, das besagt, dass jemand bestraft werden muss, der die Spielregeln verletzt!“
„Aber...“
„Und Steiner - Robert - hat die Spielregeln verletzt, als er das Geld genommen hat. Selbst wenn es jetzt hier auf dem Tisch liegen würde - es würde ihm nichts nützen.“
„Das verstehe ich nicht!“
„Sie wollen ihn tot sehen.“
„Wer sind sie?“
„Das müssen Sie nun wirklich nicht wissen!“
„Ich verstehe es trotzdem nicht!“
„Ist es denn so schwer zu begreifen? Es ist eine Art Abschreckung für all diejenigen, die ebenfalls mit Koffern voll schwarzem Geld aus illegalen Geschäften herumreisen oder es sonstwie in die Finger bekommen könnten und auf diese Weise naturgemäß in großer Versuchung sind, sich einmal richtig zu bedienen.“
11
Der Schwarzbart hatte seinen Plan wahrgemacht, hatte den Landrover genommen und war damit in die Stadt gefahren, um einzukaufen.
Elsa war nun mit dem schweigsamen Narbigen allein, der jetzt unruhig im Wohnzimmer auf und ab ging. Die Pistole trug er dabei lässig im Hosenbund. Ab und zu blickte er zu ihr hinüber und musterte sie seltsam. Elsa lehnte sich im Sessel zurück und träumte ein wenig vor sich hin.
Sie dachte an ihre erste Begegnung mit Robert und dann an die Szene am Strand, als er ihr geholfen hatte. Dann wanderten ihre Gedanken zu jener ersten, stürmischen Vereinigung mit diesem Mann, die sich genau hier, in diesem Raum abgespielt hatte, nachdem sie vom Swimmigpool gekommen waren. Es fiel ihr noch immer schwer zu glauben, dass derselbe Mann, den sie so voller Zärtlichkeit und Verständnis erlebt hatte, ein eiskalter Killer war. Und auf einmal erschien ihr das Vergangene so unwirklich, wie aus einer anderen Welt. Die ganze Zeit mit Robert, diese wunderbaren, viel zu schnell dahingerauschten Wochen...
Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, und dem Narbigen schien es ganz genauso zu gehen. Jemand öffnete die Haustür.
Es war noch nicht allzulange her, dass der Schwarzbart nach Tanger aufgebrochen war. Wenn er jetzt schon wieder zurückkehrte - und wer sonst sollte es sein? - dann war er wirklich schnell. Aber vielleicht hatte er auch Probleme mit dem Landrover gehabt. Seit Robert weg war, war nicht mehr nach Öl und Wasser geschaut worden.
Elsa blickte zu dem Narbigen hinüber. Sie spürte seine Anspannung. Seine behaarte Pranke griff nach der Pistole im Hosenbund. Er zog die Waffe heraus und lud sie mit einer energischen Bewegung durch. Es schien, als wollte er auf Nummer sicher gehen. Er warf Elsa einen kurzen, strengen Blick zu, der ihr soviel sagte, wie: 'Bleib ja sitzen wo du bist!'
Dann machte er zwei Schritte nach vorn zur Wohnzimmertür und blickte den kurzen Flur entlang zur Haustür.
Seiner Körperhaltung sah Elsa an, dass es nicht der Schwarzbart sein konnte, der ihn dort erwartete.
Ein hässliches, kurzes Geräusch ließ sie dann zusammenzucken - und ebenso den Narbigen. Es hatte 'Plop!' gemacht, und Elsa wusste inzwischen nur zu gut, was das bedeutete.
Der Narbige taumelte nach hinten und feuerte dabei seine Waffe ab, so dass es ein zweites Mal 'Plop!' machte. Der Schuss ging in die Decke und riss dort ein kleines Loch. Der Narbige presste einen unterdrückten Schrei über die Lippen, während er schwer zu Boden stürzte. Er keuchte und versuchte, seine Waffe erneut hochzureißen, bevor es abermals 'Plop!' machte. Die erste Kugel hatte den Narbigen in der Brust getroffen, die zweite mitten in der Stirn. Jetzt lag er der Länge nach hingestreckt und mit starren Augen da.
Elsa hörte Schritte im Flur. Schon bevor diese Schritte das Wohnzimmer erreichten, wusste sie, wer gekommen war. Sie erkannte ihn am Gang.
„Robert!“, rief sie.
Robert war an der Tür stehengeblieben. Er warf einen kurzen Blick zu ihr, bevor er sich zunächst einmal dem Toten zuwandte. Elsa sprang auf und kam zu ihm herüber, während er sich über den Narbigen beugte und dessen Taschen durchsuchte. Er fand einen italienischen Pass, blätterte darin und steckte ihn dann ein.
„Ich dachte, du kommst erst morgen“, sagte sie.
„Es sollte eine Überraschung sein!“, meinte Robert sarkastisch. Dabei steckte er seine Waffe ein.
Elsa berührte seine Hand. Sie fühlte sich kalt an. Elsa schmiegte sich an ihn, und er strich ihr mit der Linken über das Haar.
„Ich bin so froh, dass du wieder da bist“, sagte sie, und sie meinte das auch so. Gleichzeitig aber spürte sie ganz deutlich die Kluft, die plötzlich zwischen ihnen lag. Es war eine merkwürdige Fremdheit. Sie hatte ihren Kopf an seine Brust gelegt und fragte sich auf einmal, was sie dort eigentlich machte. Eine sehr stürmische Begrüßung war das nicht gewesen aber das war beiderseitig.
Elsa löste sich von ihm, schluckte, rieb sich die Hände und strich sich die Haare aus dem Gesicht.
Einen Moment nur streifte ihr Blick die starren Augen des Narbigen. Es war eher Zufall, aber Elsa wandte schnell den Kopf und schaute woandershin.
„Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist“, sagte sie - und zwar in erster Linie, weil sie das Gefühl hatte, jetzt irgend etwas sagen zu müssen.
Roberts Blick blieb an ihr haften.
Elsa fühlte diesen Blick fast körperlich und erwiderte ihn schließlich.
„Woran hast du gemerkt, dass hier etwas nicht stimmt?“, fragte sie.
„Ich wusste es nicht“, erwiderte