Der Wüstensklave. J. D. Möckli
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Читать онлайн книгу Der Wüstensklave - J. D. Möckli страница 12
Nachdem er den Eimer neben das Sofa gestellt und den Krug und die Tassen auf dem Tisch platziert hat, legt er noch einmal Holz nach und setzt sich dann auf die Kante des Sofas. Vorsichtig, um Nino nicht zu wecken oder zu erschrecken, legt er ihm die Hand auf die Stirn und bemerkt erleichtert, dass sich die Haut schon nicht mehr ganz so kalt anfühlt, wie noch zuvor. »Das wird schon wieder, Nino«, murmelt er leise und zieht die Hand zurück. Er will gerade aufstehen, als sich die Augen flatternd öffnen und ihn erst verwirrt und dann erschrocken ansehen.
Als Nino sich ruckartig aufsetzen will, drückt ihn Jamon sanft wieder zurück in die Kissen. »Bleib liegen. Keine Angst, du bist hier in Sicherheit.« Obwohl ihm nicht danach zumute ist, lächelt er warm, um Sicherheit zu vermitteln.
Es scheint zu wirken, denn Nino wehrt sich nicht mehr gegen den Griff, sondern legt sich zögernd bequemer hin. Dennoch beobachtet er misstrauisch, wie zwei Tassen mit Tee gefüllt werden. »Du … bist Yari?«
Bei der Frage beißt sich Jamon kurz auf die Lippen. »Ja, ich bin Yari«, bestätigt er leise und hält ihm nun eine der Teetassen hin. »Kannst du allein trinken?«
Langsam streckt Nino die Hände nach der Tasse aus, aber sie zittern so stark, dass der Tee überzuschwappen droht, als er sie umfasst.
Sofort festigt Jamon den Griff und nimmt ihm die Tasse wieder aus der Hand. »Ich helfe dir. Sonst verteilen wir den Tee nur auf dem Boden«, sagt er bewusst sanft und hilft Nino, sich aufzurichten. Er setzt sich so hin, dass er ihn stützen kann, während er ihm die Tasse an die Lippen hält. »Vorsicht, der Tee ist heiß«, warnt er ihn, als Nino gierig trinken möchte.
Sofort wird der Jüngere vorsichtiger und beginnt mit nur kleinen Schlucken zu trinken, obwohl er am Verdursten ist.
Erst als die Tasse leer ist, lehnt sich Nino erschöpft zurück. »Warum?«, fragt er leise, während er sich zitternd in die Decke einkuschelt.
»Was meinst du?«, fragt Jamon zurück und stellt die Tasse auf den niedrigen Sofatisch.
»Warum bist du so freundlich? Und darf ich überhaupt hier sein? Haben deine Besitzer das erlaubt, dass du dich um mich kümmerst?« Ninos Worte werden immer undeutlicher, als er langsam wieder wegdämmert.
Obwohl Jamon das bemerkt, lächelt er leicht. »Du brauchst Hilfe. Und ja, Großvater und Kai haben es nicht nur erlaubt, sondern sie bestehen sogar darauf, dass du hierbleibst«, antwortet er mit leisen Worten. »Und jetzt schlaf, solange du es kannst.« Das meiste hat Nino vermutlich gar nicht mehr gehört, ist er doch schon kurz nach seiner Frage eingeschlafen.
Mit einem tiefen Seufzen setzt sich Jamon mit seinem Tee in den Sessel und macht es sich gemütlich.
Jamon schreckt aus seinem leichten Schlummer hoch, als er ein leises Stöhnen hört. Schlagartig hellwach springt er auf und beugt Nino über den Eimer, als dieser sich auch schon krampfend übergibt. Obwohl sein Magen offensichtlich leer ist, würgt er immer wieder und spuckt Galle und Magensäure in den Eimer, bis er sich schließlich schwer atmend erst etwas aufrichtet und dann mit Jamons Hilfe wieder hinlegt. »Tut mir leid«, murmelt er kraftlos und mit geschlossenen Augen.
Den Eimer zur Seite stellend, schüttelt Jamon den Kopf. »Du musst dich nicht entschuldigen. Du bist immer noch unterkühlt und leidest außerdem an Entzugserscheinungen. Wie lange hast du schon kein Sulave mehr bekommen?« Fürsorglich deckt er Nino wieder zu, der beschämt den Kopf zur Seite dreht.
»Vor fünf Tagen war ich … bei einer Sklavenparty, da hat mir mein Meister Sulave gespritzt. Normalerweise … geht es mir dann nur ein … oder zwei Tage lang schlecht, aber diesmal wollte … es nicht aufhören. Er hat mich … davongejagt und da ich gehört habe, dass die Mutsuos Sklaven gut behandeln, bin ich … hierher gekommen. Aber ich habe es dann nicht gewagt zu klopfen, weil … ich bin doch nur ein Sklave und es war schon spät … und darum habe ich mich in die Box gelegt.«
Nur stockend kann Nino sprechen und fängt schließlich an zu schluchzen. Als er starke Arme um sich spürt, verspannt er sich, doch dann merkt er, dass es nur Trost ist, der ihm angeboten wird. So lässt er sich fallen und lehnt sich an die starke Brust. Immer wieder wird er von Schluchzern durchgeschüttelt, während er seine Hände in den Stoff krallt und das Gesicht in dem Oberteil vergräbt.
Trotz seines Widerwillens, wegen des engen Körperkontaktes, hält Jamon Nino fest mit den Armen umschlungen. Dabei wiegt er ihn wie ein Kind leicht hin und her. Bewusst sagt er nichts, hat er doch am eigenen Leib erfahren, dass stummer Trost in solchen Momenten viel besser ist als Worte.
Geduldig wartet er ab, bis sich der Jüngere wieder beruhigt hat und sich von selbst von ihm löst. »Du bist hier sicher. Großvater und Kai werden dir helfen. Nun versuch wieder zu schlafen. Wenn es dein Magen am Morgen mitmacht, kannst du etwas Brot oder so essen.«
»Du nennst einen deiner Meister Großvater? Ist er darüber nicht böse?«, fragt Nino verunsichert, als er sich langsam wieder hinlegt und die Decke bis zum Kinn hochzieht.«
»Er hat es mir sogar angeboten. Jetzt versuch wieder zu schlafen. Dein Körper braucht die Ruhe, damit er gesund werden kann.« Er will schon aufstehen, als eine kalte und zugleich schweißnasse Hand seinen Arm umfasst. »Bitte bleib.« Mit einem flehenden Blick sieht Nino ihn an.
Lächelnd streicht Jamon sanft mit den Fingerspitzen über dessen Stirn. »Keine Sorge, ich setze mich nur wieder in den Sessel. Ich gehe nicht weg.« Vorsichtig löst er sich aus dem Griff und setzt sich wieder auf seinen vorherigen Platz. »Wenn die Sonne aufgegangen ist, werde ich in den Stall müssen, um die Pferde zu versorgen, aber bis dahin werde ich hierbleiben.«
Nino nickt zögernd. Obwohl es im Raum warm ist, zittert er vor Kälte und zieht sich die Decke noch enger um die Schultern.
Müde schließt Jamon die Augen, als er bemerkt, dass Nino wieder eingeschlafen ist.
Er weiß nicht, wie lange er gedöst hat, als er eine Hand auf seiner Schulter spürt. Leicht zusammenzuckend öffnet er die Augen und sieht ihn Rens lächelndes Gesicht.
»Ich übernehme jetzt. Der Kleine hat Fieber, ich passe auf ihn auf, bis du wieder da bist.« Als er den besorgten Blick seines Enkels sieht, der zum Sofa wandert, drückt er die Schulter noch ein bisschen fester. »Keine Sorge, er schläft tief und fest und das ist auch gut so. So bemerkt er den Entzug nicht so stark und sein Körper kann sich besser erholen.«
Zwar immer noch besorgt, aber doch erleichtert, nickt Jamon. »Gut. Er wird ein paar Wochen schwer zu kämpfen haben. Er scheint Sulave ja wirklich regelmäßig bekommen zu haben.« Langsam steht er auf und streckt den Rücken durch. »Dann gehe ich schnell zu den Pferden. Soll ich nachher noch das Frühstück machen?«
Lächelnd schüttelt Ren den Kopf. »Danke, aber das ist nicht nötig. Kai kann sich darum kümmern. Er sollte ja auch gleich aufstehen.«
»Gut. Danke, Großvater.« Kurz zieht Jamon den alten Mann in eine lockere Umarmung, ehe er aus dem Wohnzimmer eilt.
Als er weg ist, geht Ren zum Kamin und legt noch einmal Holz nach. Nachdenklich blickt er in die Flammen, als er vom Sofa ein Geräusch hört. Langsam dreht er sich um und lächelt beruhigend, als er das verschreckte Gesicht von Nino sieht. »Guten Morgen, Junge. Keine Angst, ich tue dir nichts.« Bewusst ruhig spricht er die Worte aus und setzt sich auf den Sessel. »Ich heiße Ren. Und du bist Nino, richtig?« Geduldig wartet er darauf, dass