Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада

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Bauern, Bonzen und Bomben - Ханс Фаллада

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»Gestatten Sie, meine Herren, mein Name ist Tredup von der Chronik für Altholm. Ich war eben in Podejuch, den Kirchenneubau für unser Blatt zu fotografieren. Im Vorbeiradeln sehe ich, hier soll eine Auktion abgehalten werden.«

      »Das Inserat stand auch in Ihrem Blatt.«

      »Und das ist das gepfändete Vieh? – Man hört so viel von Schwierigkeiten bei Pfändungen. Hatten Sie welche?«

      »Erlaubnis zu dienstlichen Auskünften erteilt Herr Finanzrat Berg.«

      »Also Sie hatten keine Schwierigkeiten? Würden Sie etwas dagegen haben, wenn ich die Auktion fotografiere?«

      Und Kalübbe barsch: »Stören Sie mich nicht länger. Ich habe keine Zeit für Ihr Geschwätz!«

      Tredup zuckt überlegen die Achseln. »Wie Sie meinen. Jedenfalls werde ich fotografieren. – Jeder hat seine Art Brot und besonders süß scheint Ihres auch nicht zu schmecken.«

      Er geht auf die andere Seite der Dorfstraße und beginnt seinen Apparat fertigzumachen.

      Kalübbe zuckt die Achseln: »Er hat ja im Grunde recht. Es ist sein Beruf, und es war albern von mir, ihn anzugrobsen. Aber ich habe eine Wut auf die von der Chronik. Das ist schon Revolverjournalismus, was die treiben. Haben Sie vor ein paar Tagen die Kritik über den Zirkus Monte gelesen?«

      »Doch. Ja.«

      »Die reine Erpressung. Dabei weiß ganz Altholm, daß kein Mensch von der Chronik zur Vorstellung war. Der Besitzer wollte wegen Geschäftsschädigung klagen, aber das hat ja alles keinen Zweck bei denen. Der Schabbelt verdreht, die Frau versoffen, der Kerl, der das Blatt schreibt, der Stuff, kriegt auch so seine periodischen Touren ... Und was da sonst so rumläuft ...«

      »Gott! Wer liest denn die Chronik? Ich lese die Nachrichten.«

      »Soll mich wundern, was der Kerl über die Auktion zusammenschmiert. Mittlerweile scheint niemand zu kommen.«

      Sie sehen nach den Fenstern der Gaststube. So viel sie erkennen können, ist es leerer dort geworden, trotzdem noch genug Bauern dasitzen.

      »Gehen Sie noch einmal in die Tür und rufen Sie aus, daß die Auktion beginnt. Und dann sagen Sie dem Krüger, daß er zu mir kommen möchte.«

      Thiel steht auf, geht in die Tür. Kalübbe hört ihn rufen, irgend jemand antwortet. Es entsteht Gelächter, dann gebietet eine scharfe Stimme Ruhe. Nach einer Weile kommt Thiel zurück.

      »Was war da eben?« fragt Kalübbe gleichmütig.

      »Der Krüger wird sofort kommen. – Ach ja, irgendein Witzbold rief mir zu: ›Jung, goh no Hus, dien Mudder will di waschen!‹ Aber ein Langer hieß ihn Maul halten.«

      Der Krüger tritt an den Tisch: »Bitte, meine Herren?«

      »Waren keine Viehhändler heute morgen da?«

      »Doch. Viehhändler waren da.«

      »Wer?«

      Der Krüger zögert: »Ich weiß nicht Ich kenne sie nicht.«

      »Natürlich kennen Sie sie nicht. Und die sind wieder fortgefahren?«

      »Die sind wieder fortgefahren.«

      »Danke. Das war alles.« Der Krüger geht und Kalübbe sagt zu Thiel: »Nun rufe ich noch den Fleischer Storm an. Bei dem kaufe ich selbst mein Fleisch. Vielleicht, daß der die Courage hat und kauft das Vieh zur Taxe. Das ist halb geschenkt.«

      »Und wenn nicht?«

      »Gott, dann rufe ich den Finanzrat an. Mag der mal entscheiden, was geschehen soll.«

      Thiel sitzt und schaut auf die besonnte Dorfstraße. Ein paar Hühner suchen in Pferdeäpfeln unverdautes Korn, über den nächsten Hofeingang streicht sacht mit aufrechtem Schwanz eine Katze. »Es wäre ganz schön hier«, denkt er. »Es ist alles beieinander, aber es ist Unrat in der Luft. Dem Kerl von der Chronik scheint auch klar geworden, daß aus der Auktion nichts wird. Da streicht er ab. Hat den Apparat noch in der Hand, vielleicht hat er was Besseres gefunden zu fotografieren. – Muhe nicht, Ochs. Ich habe auch Durst und kriege nichts, trotzdem hier Hof bei Hof Brunnen sind. – Kalübbe ist hübsch vergrätzt, aber er nimmt es zu tragisch. Bauern sind Bauern. Ein dickes Fell und seinen Dienst tun, nichts denken. Mittelalter und Scharfrichter – wo er das her hat? Er muß richtig darauf lesen. Ich habe meinen Skat und er seine Familie und wir beide Altholm, was brauchen wir da Bauern? Und hübsch ist es doch hier, wenn auch Unheil ...«

      Er döst ein bißchen in der Mittagssonne vor sich hin. Die Ochsen werfen die Köpfe und wehren mit dem Schwanz die Fliegen.

       4

      Kalübbe steht wieder am Tisch. »Geschlafen? Ja, es ist ganz, als könnte ein Gewitter kommen. Heut ist ein Tag, an dem die Milch zusammenläuft. – Also, der Fleischer Storm will nicht. Er hat Angst. Denkt, er bekommt landauf, landab kein Vieh mehr zu kaufen. Laß ihn. Wird meine Frau ihr Fleisch bei einem andern Fleischer kaufen.«

      »Und der Finanzrat?«

      »Ja, der Finanzrat, der hohe Herr, der Herr Berg verstehen das natürlich nicht. Die Sache ist ihm einfach unverständlich. Aber jedenfalls soll heute einmal ein Exempel statuiert werden und die Bauern nicht mit dem Kopf durch die Wand. Wir sollen die Ochsen nach Haselhorst treiben und nach Stettin verladen. Vergnügen, was? Einen Waggon habe ich eben auch gleich bestellt. Also denke ich, wir machen los. Je eher wir dort sind, um so eher kriegen wir ein Glas Bier. Der Bahnhofswirt muß ausschenken.«

      »Also denn los! Welchen nehmen Sie?«

      »Lassen Sie mir den mit dem krummen Horn. Der ist zappelig. Und wenn er abhauen will, den Zaum nicht loslassen und feste mit dem Stock auf die Nase. Dann vergeht ihm schon das Rennen.«

      Sie haben die Stricke vom Reek losgeknotet und machen sich an den Aufbruch. Die Tür von der Wirtschaft geht auf und Bauer auf Bauer, ein Dutzend, zwei Dutzend, drei Dutzend treten aus der Gaststube. Sie stellen sich längs des Weges auf, wortlos stehen sie da, sehen den Abmarsch an.

      Die beiden treiben die Dorfstraße entlang. Die Tiere gehen ruhig. Kalübbe wendet sich nach Thiel um und fragt: »Gemütlich, solch ein Spießrutenlaufen?«

      »Wenn es denen Vergnügen macht!«

      »Natürlich! – Was ist das?«

      Das Dorf ist zu Ende. Die Straße hat einen scharfen Knick gemacht, und zwischen Ebereschen biegt die Chaussee nach Haselhorst vor ihnen. Auf beiden Seiten breite, wasserreiche Vorflutgräben und vor ihnen, dreihundert Meter weiter, haben sie ein helldunkles Gewimmel, ein Hindernis.

      »Was ist das?«

      »Ich kann es nicht schlau kriegen. Bauen die eine Barriere?«

      »Es sieht so hell aus. Und locker. Wie Stroh. Jedenfalls kümmern wir uns um nichts. Gehen grade durch.«

      »Und wenn wir nicht vorbeikommen? Die Gräben sind zu breit.«

      »So warten wir. Es wird ja irgendein Wagen oder ein Auto kommen.«

      Sie sind nahe, und nun ruft Thiel erleichtert aus:

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