Kleiner Mann was nun?. Ханс Фаллада
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»Mit den Waggons, das ist in Ordnung?«
»Ist in Ordnung, ja, Herr Kleinholz.«
»Müssen wir alle heute nachmittag feste ran und Weizen sacken. Meine Weiber müssen auch mithelfen. Säcke zubinden.«
»Ja, Herr Kleinholz.«
»Die Marie ist ganz tüchtig bei so was. Ist überhaupt ein tüchtiges Mädchen. Nicht grade 'ne Schönheit, aber tüchtig ist sie.«
»Gewiß, Herr Kleinholz.«
Da sitzen sie beide, einander gegenüber. Es ist gewissermaßen eine Pause im Gespräch. Herr Kleinholz will, daß seine Worte etwas wirken, sie sind sozusagen der Entwickler, wird sich ja nun zeigen, was für ein Bild auf der Platte ist.
Pinneberg sitzt und betrachtet gedrückt und sorgenvoll seinen Chef, der da in grünem Loden vor ihm hockt, die Beine in hohen Stiefeln.
»Ja, Pinneberg«, beginnt der Chef wieder und seine Stimme hat einen ganz rührseligen Klang. »Haben Sie sich das nun mal überlegt? Wie ist es denn nun damit?«
Pinneberg überlegt angstvoll. Aber er weiß keinen Ausweg.
»Womit, Herr Kleinholz?« fragt er töricht.
»Mit dem Abbau«, sagt nach einer langen Pause der Brotherr, »mit dem Abbau! Wen würden Sie denn wohl an meiner Stelle entlassen?«
Pinneberg wird es heiß. So ein Aas. So ein Schwein, zwiebelt mich hier!
»Das kann ich doch nicht sagen, Herr Kleinholz«, erklärt er unruhig. »Ich kann doch nicht gegen meine Kollegen reden.«
Herr Kleinholz genießt den Fall.
»Sich würden Sie also nicht entlassen, wenn Sie ich wären?« fragt er.
»Wenn ich Sie –? Mich selbst? Ich kann doch nicht ...«
»Na«, sagt Emil Kleinholz und steht auf. »Ich bin überzeugt. Sie überlegen sich die Sache. Sie haben ja wohl monatliche Kündigung. Das wäre dann also am 1. September zum 1. Oktober, nicht wahr?«
Kleinholz verläßt das Büro, Mutter berichten, wie er den Pinneberg gezwiebelt hat. Möglich, daß Mutter dann einen sausen läßt. Ihm ist eigentlich so.
Erbsensuppe wird angesetzt und ein Brief geschrieben, aber das Wasser ist zu dünn
Zuerst am Morgen hat Lämmchen eingekauft, nur schnell die Betten zum Lüften ins Fenster gelegt, und ist Einkaufen gegangen. Warum hat er ihr nicht gesagt, was es zum Mittagessen geben soll? Sie weiß es doch nicht! Und sie ahnt nicht, was er gerne ißt.
Die Möglichkeiten verringern sich beim Nachdenken, schließlich bleibt Lämmchens planender Geist an einer Erbsensuppe hängen. Das ist einfach und billig, das kann man zwei Mittage hintereinander essen.
»Oh Gott, haben's die Mädchen gut, die richtige Kochstunde gehabt haben! Mich hat Mutter immer vom Herd weggejagt. Weg mit dir, Ungeschickt läßt grüßen!«
Was braucht sie? Wasser ist da. Ein Topf ist da. Erbsen, wie viel? Ein halbes Pfund reicht sicher für zwei Personen, Erbsen geben viel aus. Salz?Suppengrün? Bißchen Fett? Na, vielleicht für alle Fälle. Wieviel Fleisch? Was für Fleisch erst mal? Rind, natürlich Rind. Ein halbes Pfund muß genug sein. Erbsen sind sehr nahrhaft und das viele Fleischessen ist ungesund. Und dann natürlich Kartoffeln.
Lämmchen geht einkaufen. Herrlich, an einem richtigen Alltagsvormittag, wenn alles in den Büros sitzt, über die Straße zu bummeln, die Luft ist noch frisch, trotzdem die Sonne schon kräftig scheint.
Über den Marktplatz tutet langsam ein großes, gelbes Postauto. Dort hinter den Fenstern sitzt vielleicht ihr Junge. Aber er sitzt nicht dort, sondern zehn Minuten später fragt er sie über die Schulter, was es mittags zu präpeln gibt. Die Schlächterfrau hat sicher was gemerkt, sie ist so komisch, und für Suppenknochen verlangt sie dreißig Pfennig das Pfund, so was muß sie doch eigentlich zugeben, bloße blanke Knochen, ohne ein Fitzelchen Fleisch. Sie wird Mutter schreiben und fragen, ob das richtig ist. Nein, lieber nicht, lieber allein fertig werden. Aber an seine Mutter muß sie schreiben. Und sie fängt auf dem Heimweg an, den Brief aufzusetzen.
Die Scharrenhöfer scheint nur ein Nachtgespenst zu sein, in der Küche, als Lämmchen Wasser holt, sieht sie keine Spur, daß dort etwas gekocht ist oder wird, alles blank, kalt, und aus dem Zimmer dahinter dringt kein Laut. Sie setzt ihre Erbsen auf, ob man das Salz gleich reintut? Besser, sie wartet bis zum Schluß, dann trifft man es richtiger.
Und nun das Reinmachen. Es ist hart, es ist noch viel härter, als Lämmchen je gedacht hat, oh, diese ollen Papierrosen, diese Girlanden, halb verblaßt und halb giftgrün, diese verschossenen Polstermöbel, diese Winkel, diese Ecken, diese Knäufe, diese Balustraden! Bis halb zwölf muß sie fertig sein, dann den Brief schreiben. Der Junge, der von zwölf bis zwei Mittagspause hat, wird kaum vor dreiviertel eins hier sein, er muß erst aufs Rathaus zur Anmeldung.
Um dreiviertel zwölf sitzt sie an einem kleinen Nussbaumschreibtisch, ihr gelbes Briefpapier aus der Mädchenzeit vor sich.
Erst die Adresse: »Frau Marie Pinneberg – Berlin NW 40 – Spenerstraße 92 II.«
Seiner Mutter muß man schreiben, seiner Mutter muß man mitteilen, wenn man heiratet, zumal als einziger Sohn, als einziges Kind sogar. Wenn man auch nicht einverstanden mit ihr ist, weil man nämlich mit ihrem Lebenswandel nicht einverstanden ist, als Sohn.
»Mutter sollte sich was schämen«, hat Pinneberg erklärt.
»Aber, Jungchen, wenn sie doch nun schon zwanzig Jahre Witwe ist!«
»Egal! Und es ist nicht einmal immer derselbe gewesen.«
»Hannes, du hast doch auch schon mehr Mädchen als mich gehabt.«
»Das ist ganz was anderes.«
»Was soll denn der Murkel sagen, wenn er sich mal ausrechnet, wann er geboren ist und wann wir geheiratet haben?«
»Das ist noch gar nicht raus, wann der Murkel geboren wird.«
»Doch. Anfang März.«
»Aber wieso denn?«
»Laß schon, Jungchen, ich weiß. Und an deine Mutter schreib' ich, das gehört sich so.«
»Tu, was du willst, aber ich mag nichts mehr davon hören.«
»›Sehr geehrte gnädige Frau‹ – furchtbar dumm, nicht wahr? So schreibt man doch nicht. ›Liebe Frau Pinneberg‹ – aber das bin ich doch selbst, und gut klingt es auch nicht. Der Junge liest sicher den Brief.«
»Ach was«, denkt Lämmchen, »entweder ist sie so, wie der Junge denkt, und dann ist es ganz egal, was ich schreibe, oder sie ist 'ne richtige nette Frau, und da schreibe ich lieber so, wie ich möchte. Also –:
»Liebe Mutter! Ich bin Ihre neue Schwiegertochter Emma, genannt Lämmchen, und Hannes und ich haben vorgestern geheiratet, am Sonnabend. Wir sind glücklich und zufrieden, und würden ganz glücklich