Kleiner Mann was nun?. Ханс Фаллада

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Kleiner Mann was nun? - Ханс Фаллада

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einander die Post zeigen. Auf den Paketen sollen sie gleich den Absender dick durchstreichen, daß die Konkurrenz nicht weiß, wo wir kaufen. Aber die Lehrlinge kennen sich doch alle von der Gewerbeschule her und dann quasseln sie miteinander und vergessen das Durchstreichen. Und manche haben auch richtig schnüffeln lassen, der Moses Minden vor allem.«

      »Wie klein das hier alles ist!« sagt Lämmchen.

      »Ach, wo es groß ist, ist es auch nicht anders. Ja, und nun wollte das Reichsbanner dreihundert Windjacken kaufen. Und wir vier Textilgeschäfte haben alle 'ne Anfrage bekommen, von wegen Angebot. Wir wußten, die schnüffeln, die wollen durchaus raushaben, von wo wir unsere Muster bekommen, die Konkurrenz. Und weil wir den Lehrlingen nicht getraut haben, hab' ich zum Bergmann gesagt: ich gehe selbst, ich hol die Post diese Tage selbst.«

      »Na? Und? Haben sie's rausgekriegt?« fragt Lämmchen gespannt.

      »Nein«, sagt er und ist schwer gekränkt, »natürlich nicht. Wenn ein Lehrling nur auf zehn Meter Entfernung nach meinen Paketen geschielt hat, habe ich ihm schon Katzenköpfe angeboten. Den Auftrag haben wir gekriegt.«

      »Ach, Junge, nun erzähl doch endlich. Wann kommt denn nun das Mädchen, das nicht so ist, wie ich denke? Das alles ist doch kein Grund, daß du von Bergmann weg bist.«

      »Ja, ich hab ja schon gesagt«, meint er ziemlich verlegen, »es ist alles so ein Quatsch gewesen. Zwei Wochen lang habe ich die Post selber geholt. Und das hat nun der Chefin so gut gefallen, ich hab zwischen acht und neun ja doch nichts im Geschäft zu tun gehabt, und die Lehrlinge haben in der Zeit, wo ich weg war, das Lager durchbürsten können, da hat sie einfach erklärt: »Herr Pinneberg kann jetzt immer die Post holen.« Und ich hab gesagt: »Nein, wie komm ich denn dazu? Ich bin erster Verkäufer, ich renn nicht mit Paketen durch die Stadt.« Und sie hat gesagt: »Doch!« und ich hab gesagt: »Nein!«, und schließlich sind wir beide in Wut gekommen und ich hab ihr gesagt: »Sie haben mir überhaupt nichts zu befehlen. Ich bin vom Chef engagiert!«

      »Und was hat der Chef gesagt?«

      »Was soll er sagen? Seiner Frau kann er doch nicht Unrecht geben! Er hat mir gut zugeredet und schließlich hat er ganz verlegen gesagt, wie ich immer beim Nein blieb: ›Ja, dann werden wir uns trennen müssen, Herr Pinneberg!‹ Und ich hab gesagt, weil ich so richtig in Fahrt war: ›Schön, zum nächsten Ersten trennen wir uns.‹ Und er hat gesagt: ›Sie werden sich's überlegen, Herr Pinneberg.‹ Und ich hätte es mir auch noch überlegt, aber unglücklich kommt grade den Tag Kleinholz ins Geschäft und merkt, daß ich aufgeregt bin, und läßt sich alles erzählen, und da bestellt er mich auf den Abend zu sich. Wir haben Kognak und Bier getrunken, und wie ich die Nacht nach Haus kam, war ich engagiert als Buchhalter mit hundertachtzig Mark. Wo ich von richtiger Buchführung kaum etwas wußte.«

      »Oh Junge. Und dein anderer Chef, der Bergmann? Was hat der gesagt?«

      »Leid getan hat es ihm. Zugeredet hat er mir: ›Machen Sie's rückgängig, Pinneberg‹, hat er immer wieder zu mir gesagt. ›Sie werden doch nicht und mit sehenden Augen rennen in Ihr Verderben?! Was wollen Sie die Schickse heiraten, wo Sie sehen, die Memme treibt den Vater schon in den Suff. Und die Schickse ist schlimmer als die Memme.‹«

      »Hat er wirklich so geredet, dein Chef?«

      »Na, das sind doch hier noch olle richtige Juden. Die sind stolz darauf, daß sie Juden sind. ›Sei nicht so mies‹, hat der Bergmann oft gesprochen, ›bist doch ä Jud!‹«

      »Ich mag die Juden nicht sehr gerne«, sagt Lämmchen. »Und was war das mit der Tochter?«

      »Ja, denk dir, das war nun der Haken. Vier Jahre habe ich in Ducherow gelebt und habe es nicht gewußt, daß der Kleinholz seine Tochter mit Gewalt verheiraten will. Die Mutter ist schon schlimm, keift den ganzen Tag und zottelt so in Häkeljacken mm, aber die Tochter, Marie heißt das Biest!«

      »Und die solltest du heiraten, armer Junge?«

      »Die soll ich heiraten, Lämmchen! Der Kleinholz hat nur unverheiratete Leute, drei sind wir jetzt, aber auf mich machen sie am meisten Jagd.«

      »Wie alt ist sie denn, die Marie?«

      »Ich weiß nicht«, sagte er kurz. »Doch. Zweiunddreißig. Oder dreiunddreißig. Ist ja ganz egal. Ich heirat sie ja doch nicht.«

      »Oh Gott, du armer Junge«, barmt Lämmchen. »Gibt es denn so was? Dreiundzwanzig und dreiunddreißig?«

      »Natürlich gibt es das. Das gibt es sogar sehr«, sagt er mürrisch. »Und wenn du mich jetzt durch den Kakao ziehen willst, dann komm mir nur noch einmal mit alles erzählen ...«

      »Aber ich zieh dich doch nicht ... Weißt du, Junge, das mußt du doch zugeben, ein bißchen komisch ist es doch. Ist sie denn eine gute Partie?«

      »Das ist sie eben nicht«, sagt Pinneberg. »Das Geschäft bringt schon nicht mehr viel. Der olle Kleinholz säuft zu sehr und dann kauft er zu teuer und verkauft zu billig. Und das Geschäft kriegt der Junge, der ist erst zehn Jahre. Und die Marie kriegt nur ein paar tausend Mark, wenn sie die kriegt, und deshalb beißt ja auch niemand an.«

      »So ist das also«, sagt Lämmchen. »Und das wolltest du mir nicht erzählen? Und darum bist du ganz heimlich verheiratet mit geschlossenem Verdeck und der Ringhand in der Hosentasche?«

      »Darum, ja. Ach Gott, Lämmchen, wenn die rauskriegen, daß ich verheiratet bin, die Weiber ekeln mich ja in einer Woche heraus. Und was dann?«

      »Dann gehst du wieder zu Bergmann!«

      »Aber ich denke ja gar nicht daran! Sieh mal«, er schluckt, aber dann sagt er es doch, »der Bergmann hat es mir ja vorausgesagt mit Kleinholz, daß das schief gehen würde. Und dann hat er gesagt: ›Pinneberg, Sie kommen wieder zu mir! Wo sollen Sie hingehen in Ducherow wie zum Bergmann? Nein‹, hat er gesagt, ›Sie kommen wieder zu mir, Pinneberg, und ich nehm Sie auch wieder. Aber ich laß Sie betteln, einen Monat müssen Se mir mindestens auf's Arbeitsamt laufen und zu mir betteln auf Arbeit. Strafe muß sein für so 'ne Chuzpe!‹ So hat Bergmann geredet und nun kann ich doch nicht wieder zu ihm. Ich tu und tu es nicht.«

      »Aber wenn er doch recht hat? Du siehst doch selbst, daß er recht hat?«

      »Lämmchen«, sagt Pinneberg flehentlich, »bitte, liebes Lämmlein, bitte mich nie darum. Ja, natürlich hat er recht und ich bin ein Kamel gewesen und das Paketetragen hätte mir gar nichts gemacht. Wenn du mich lange bitten würdest, ich würde hingehen, und er würde mich nehmen. Und dann war die Chefin da und der andere Verkäufer, das Dussel, der Mamlock, und immer würden sie sticheln und ich würd es dir nie verzeihen!«

      »Nein. Nein. Ich will dich auch nicht bitten, es wird ja so gehen. Aber glaubst du nicht, es kommt doch raus, auch wenn wir noch so vorsichtig sind?«

      »Es darf nicht rauskommen! Es darf nicht rauskommen! Ich hab alles so heimlich gemacht und nun wohnen wir hier draußen und in der Stadt sieht uns nie jemand zusammen, und wenn wir uns wirklich mal auf der Straße sehen, dann grüßen wir uns nicht.«

      Lämmchen ist eine Weile still, aber dann sagt sie doch: »Wir können doch hier nicht wohnen bleiben, Junge, das siehst du doch ein?«

      »Versuch es doch, Lämmchen!« bittet er. »Erst mal nur die vierzehn Tage bis zum Ersten. Vor'm Ersten können wir ja doch nicht kündigen.«

      Sie überlegt es sich, ehe sie zusagt. Sie späht in den Reitsaal, aber dort erkennt man jetzt

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