Kleiner Mann was nun?. Ханс Фаллада
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Читать онлайн книгу Kleiner Mann was nun? - Ханс Фаллада страница 11
Ich hab ein Auto bestellt«, sagt Pinneberg hastig, »der Weg zu uns raus wäre doch zu viel geworden für dich.«
»Aber wieso denn? Wo wir sparen wollen! In Platz sind wir doch erst vorigen Sonntag zwei Stunden gelaufen!«
»Aber deine Sachen ...«
»Die hätte uns auch ein Dienstmann bringen können. Oder jemand aus deinem Geschäft. Ihr habt doch Arbeiter ...«
»Nein, nein, das mag ich nicht, das sieht dann so aus ...«
»Na schön«, sagt Lämmchen ergeben, »wie du meinst.«
»Und noch eins«, sagt er eilig, während schon die Bremsen angezogen werden. »Wir wollen nicht so verheiratet tun. Wir wollen so tun, wie wenn wir uns nur ganz flüchtig kennen.«
»Aber warum denn?« fragt Lämmchen erstaunt. »Wir sind doch ganz richtig verheiratet!«
»Weißt du«, erklärt er verlegen, »es ist wegen der Leute. Wir haben doch keine Karten verschickt, überhaupt nichts angezeigt. Und wenn sie uns nun so sehen, sie könnten doch beleidigt sein, nicht wahr?«
»Das versteh ich nicht«, sagt Lämmchen verblüfft. »Das mußt du mir noch mal erklären. Wieso können die Leute beleidigt sein, wenn wir verheiratet sind?«
»Ja, ich erzähl dir das alles noch. Aber jetzt nicht. Jetzt müssen wir ... Nimmst du deinen Stadtkoffer? Also bitte, tu so ein bißchen fremd.«
Lämmchen sagt nichts mehr, sondern sieht ihren Jungen nur zweifelhaft von der Seite an. Der entwickelt eine vollendete Höflichkeit, hilft seiner Dame aus dem Wagen, sagt verlegen lächelnd: »Also dies ist der Hauptbahnhof Ducherow. Wir haben nämlich auch noch die Kleinbahn nach Maxfelde. Bitte, hier.« Und er geht voran, die Treppe vorn Bahnsteig hinunter, wirklich ein bißchen zu rasch für einen so besorgten Ehemann, der sogar ein Auto bestellt hat, damit seiner Frau das Gehen nicht zu viel wird, immer zwei, drei Schritt vorweg. Und dann durch einen Seitenausgang. Da hält das Auto, ein geschlossener Wagen.
Der Chauffeur sagt: »Guten Tag, Herr Pinneberg. Guten Tag, Fräulein.«
Pinneberg murmelt hastig: »Einen Augenblick, bitte. Vielleicht schon einsteigen –? Ich besorge unterdes das Gepäck.« Und ist fort.
Lämmchen steht da und sieht den Bahnhofsplatz an, mit seinen kleinen zweistöckigen Häusern. Gerade gegenüber ist das Bahnhofshotel.
»Liegt hier auch das Geschäft von Kleinholz?« fragt sie den Chauffeur.
»Wo Herr Pinneberg arbeitet? Nee, Fräulein, da fahren wir nachher vorbei. Grade am Marktplatz, neben dem Rathaus.«
»Hören Sie«, sagt Lämmchen. »Können wir das Verdeck nicht aufmachen vom Wagen? Es ist doch heute ein so schöner Tag.« »Tut mir leid, Fräulein«, sagt der Chauffeur. »Herr Pinneberg hat ausdrücklich geschlossen bestellt. Sonst hab ich das Verdeck doch auch nicht oben, diese Tage.«
»Na schön«, sagt Lämmchen. »Wenn es Herr Pinneberg so bestellt hat.« Und steigt ein.
Sie sieht ihn kommen, hinter dem Gepäckträger, der Koffer, Bettsack und Kiste auf einer Karre heranschiebt. Und weil sie ihren Mann seit fünf Minuten mit ganz anderen Augen ansieht, fällt ihr auf, daß er die rechte Hand in der Hosentasche hat. Das ist sonst seine Art nicht, so was macht er sonst gar nicht. Aber jetzt hat er jedenfalls die rechte Hand in der Hosentasche.
Dann fahren sie los.
»So«, sagt er und lacht ein wenig verlegen. »Nun bekommst du ganz Ducherow im Fluge zu sehen. Ganz Ducherow ist eigentlich eine lange Straße.«
»Ja«, sagt sie, »du wolltest mir auch noch erklären, warum die Leute beleidigt sein könnten.«
»Nachher«, sagt er. »Es redet sich wirklich schlecht jetzt. Das Pflaster ist miserabel bei uns.«
»Also nachher«, sagt sie und schweigt auch. Aber wieder fällt ihr etwas auf; er hat den Kopf ganz in die Ecke gedrückt, wenn jemand ins Auto sieht, kann er ihn sicher nicht erkennen. »Da ist dein Geschäft«, sagt sie. »Emil Kleinholz. Getreide, Futter und Düngemittel. Kartoffeln en gros und en detail. – Da kann ich ja meine Kartoffeln bei dir kaufen.«
»Nein, nein«, sagt er hastig. »Das ist ein altes Schild. Wir haben Kartoffeln nicht mehr im Detail.«
»Schade«, sagt sie. »Ich hätte mir das so hübsch gedacht, wenn ich zu dir ins Geschäft gekommen wäre und hätte von dir zehn Pfund Kartoffeln gekauft. Ich hätte auch gar nicht verheiratet getan, du.«
»Ja, schade«, sagt auch er. »Es wäre wunderhübsch gewesen.«
Sie tippt mit der Fußspitze sehr energisch auf den Boden und tut einen empörten Schnaufer, aber sie sagt nichts weiter. – Gedankenvoll fragt sie später: »Haben wir hier auch Wasser?«
»Wieso?« fragt er vorsichtig.
»Nun zum Baden! Was heißt da Wieso?« sagt Lämmchen ungeduldig.
»Ja, Badegelegenheit gibt es hier auch«, sagt er.
Und sie fahren weiter. Aus der Hauptstraße müssen sie heraus sein. Feldstraße liest Lämmchen. Einzelne Häuser, alle in Gärten.
»Du, hier ist es hübsch«, sagt sie erfreut. »Die vielen Sommerblumen!«
Das Auto macht förmlich Sprünge.
»Jetzt sind wir im Grünen Ende«, sagt er.
»Im Grünen Ende?«
»Ja, unsere Straße heißt das Grüne Ende.«
»Das ist eine Straße?! Ich dachte schon, der Mann hat sich verfahren.« Links ist eine stacheldraht-bewehrte Koppel, besetzt mit ein paar Kühen und einem Pferd. Rechts ist ein Kleeschlag, der Rotklee blüht grade.
»Mach doch jetzt das Fenster auf!« bittet sie.
»Wir sind schon da.«
Wo die Koppel zu Ende ist, hört auch das flache Land wieder auf. Hierhin hat die Stadt ihr letztes Denkmal gepflanzt – und was für eines! Schmal und hoch steht der Spekulationskasten des Maurermeisters Mothes im Flachen braun und gelb verputzt, aber nur von vorn, die Seitenmauern sind unverputzt und warten auf Anschluß.
»Schön ist es nicht«, sieht Lämmchen an ihm hoch.
»Aber drinnen ist es wirklich nett«, ermutigt er sie.
»Also gehen wir rein«, sagt sie. »Und für den Murkel wird es natürlich herrlich sein hier, so gesund.«
Pinneberg und der Chauffeur fassen den Korb an, Lämmchen nimmt die Eierkiste, der Chauffeur erklärt: »Den Bettsack bring ich nachher.«
Unten im Parterre, wo der Laden ist, riecht es nach Käse und Kartoffeln, im ersten Stock wiegt der Käse vor, im zweiten herrscht er unumschränkt und ganz oben unter dem Dach riecht es wieder nach Kartoffeln, dumpfig und feucht.
»Erklär mir das,