Kleiner Mann was nun?. Ханс Фаллада

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Kleiner Mann was nun? - Ханс Фаллада

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damit ich es nicht merke, hat er mein Haushaltsbuch gefälscht. Aus 'ner drei hat er dreitausend gemacht, ich hab's nicht gemerkt.«

      Lämmchen sieht verzweifelt zu Pinneberg hin. Pinneberg sieht nicht hoch.

      »Fünfzigtausend ... wie können Fünfzigtausend alle sein? Ich hab hier gesessen, ich hab gerechnet, was ich alles angeschafft habe, die Jahre, seit mein Mann tot ist, Strümpfe und ein paar Hemden, ich hab 'ne schöne Aussteuer gehabt, ich brauch nicht viel, es ist alles angeschrieben. Keine Fünftausend sage ich Ihnen ...«

      »Aber da war doch die Geldentwertung«, macht Lämmchen einen neuen Versuch.

      »Geraubt hat er es mir«, sagt die alte Frau kläglich und die hellen Tränen fließen mühelos aus ihren Augen. »Ich will Ihnen die Bücher zeigen, ich hab es jetzt gemerkt, die Zahlen sind nachher ganz anders, so viele Nullen.«

      Sie steht auf und geht gegen den Mahagonisekretär.

      »Es ist wirklich nicht nötig«, sagen Pinneberg und Lämmchen.

      In diesem Augenblick geschieht es: die Uhr draußen, die Pinneberg im Schlafzimmer der Alten abgestellt hatte, schlägt silbern hell, eilig neun Uhr.

      Die Alte bleibt halbwegs stehen. Den Kopf erhoben späht sie in das Dunkel, lauscht mit halboffenem Munde, mit zitternder Lippe.

      »Ja?« fragt sie ängstlich.

      Lämmchen faßt nach Pinnebergs Arm.

      »Das ist die Verlobungsuhr von meinem Mann. Sie stand doch sonst drüben?«

      Die Uhr hat zu schlagen aufgehört.

      »Wir wollten Sie bitten, Frau Scharrenhöfer«, fängt Lämmchen an.

      Aber die Alte hört nicht, vielleicht hört sie überhaupt nie auf das, was andere reden. Sie macht die angelehnte Tür auf: da steht die Uhr, selbst in diesem schlechten Licht deutlich sichtbar. »Die jungen Leute haben mir meine Uhr wiedergebracht«, flüstert die Alte. »Das Verlobungsstück von meinem Mann. Es gefällt den jungen Leuten bei mir nicht. Sie bleiben auch nicht bei mir. Keiner bleibt ...«

      Und wie sie das gesagt hat, fängt die Uhr wieder zu schlagen an, noch eiliger, noch glasheller beinahe, Schlag um Schlag, zehnmal, fünfzehnmal, zwanzigmal, dreißigmal ...

      »Das kommt vom Tragen. Sie verträgt das Tragen nicht mehr«, flüstert Pinneberg.

      »Oh Gott, komm schnell!« bittet Lämmchen.

      Sie stehen auf. Aber in der Tür steht die Alte, läßt sie nicht vorbei, sieht die Uhr an. »Sie schlägt«, flüstert sie. »Sie schlägt immerzu. Und dann schlägt sie nie wieder. Ich hör sie zum letzten Mal. Alles geht von mir weg. Das Geld ist auch weg. Wenn die Uhr schlug, dachte ich immer: die hat mein Mann noch gehört ...

      Die Uhr steht still.

      »Bitte, Frau Scharrenhöfer, es tut mir sehr leid, daß ich Ihre Uhr angefaßt habe.«

      »Ich bin schuld«, schluchzt Lämmchen. »Ich ganz allein ...«

      »Gehen Sie, junge Leute, gehen Sie nur. Das soll so sein. Eine gute Nacht, junge Leute.«

      Die beiden drücken sich vorbei, angstvoll, verschüchtert wie Kinder.

      Plötzlich ruft die Alte klar und deutlich: »Vergessen Sie am Montag nicht die Anmeldung bei der Polizei! Sonst habe ich Scherereien.«

      Der Schleier der Mystik hebt sich, Bergmann und Kleinholz, auch warum Pinneberg nicht verheiratet sein kann

      Sie wissen nicht recht, wie sie in ihr Zimmer gekommen sind, durch all die dunklen übervollen Räume, angefaßt an der Hand wie Kinder, die sich ängstigen.

      Nun stehen sie in ihrem Zimmer, auch das noch gespenstisch genug, nebeneinander, im Dunklen. Es ist, als ob das Licht ihnen widerstrebte, als könnte es ebenso trübe sein wie das funzlige Licht nebenan bei der alten Frau.

      »Das war schrecklich«, sagt Lämmchen, tief Atem holend.

      »Ja«, sagt er. Und nach einer Weile noch einmal: »Ja. Sie ist verrückt, die Frau, Lämmchen, aus Kummer um ihr Geld.«

      »Das ist sie. Und ich ...«, die beiden stehen noch immer angefaßt im Dunklen ... »und ich soll den ganzen Tag hier allein in der Wohnung sein und sie kann immer zu mir hereinkommen. Nein! Nein!«

      »Sei doch ruhig, Lämmchen. Neulich war sie ganz anders. Das war vielleicht nur einmal so.«

      »Junge Leute ...«, wiederholt Lämmchen. »Sie sagt es so häßlich, als wenn wir etwas noch nicht wüßten. Du, du, Junge, ich will nicht so werden wie die! Nicht wahr, ich kann nicht so werden wie die?! Ich hab Angst.«

      »Aber du bist doch Lämmchen«, sagt er und nimmt sie in seinen Arm. Sie ist so hilflos, so groß und hilflos, und sie kommt zu ihm um Schutz. »Du bist doch Lämmchen und bleibst Lämmchen, wie kannst du werden wie die olle Scharrenhöfer?«

      »Nicht wahr? Und für unsern Murkel kann es auch nicht gut sein, wenn ich hier wohne. Der soll sich nicht ängstigen, seine Mutter will immer fröhlich sein, damit er auch fröhlich wird.«

      »Ja, ja«, sagt er und streichelt sie und wiegt sie. »Das kommt alles zurecht, das findet sich alles.«

      »Das sagst du. Aber du versprichst mir nicht, daß wir ausziehen. Gleich!«

      »Können wir es denn? Haben wir denn das Geld dafür, anderthalb Monate lang zwei Wohnungen zu bezahlen?«

      »Ach, das Geld!« sagt sie. »Soll ich mich ängstigen, soll der Murkel schiech werden wegen ein bißchen Geld?«

      »Ja, ach das Geld«, sagt er. »Das böse Geld. Das liebe Geld.«

      Er wiegt sie in seinen Armen hin und her. Plötzlich fühlt er sich klug und alt, auf Dinge, auf die es bisher ankam, kommt es nicht mehr an. Er darf ehrlich sein: »Ich habe keine besonderen Gaben, Lämmchen«, sagt er. »Ich werd' nicht hoch kommen. Wir werden nach dem Geld krampfen müssen.«

      »Ach du!« sagt sie halb singend. »Ach du!«

      Der Wind bewegt die weißen Vorhänge an den Fenstern. Das Zimmer ist von einem sanften Licht durchstrahlt. Magisch angezogen gehen die beiden Arm in Arm gegen das offene Fenster und lehnen sich hinaus.

      Das Land liegt im Mondlicht. Ganz rechts leuchtet ein flackerndes, flimmerndes Pünktchen: die letzte Gaslaterne in der Feldstraße. Aber vor ihnen liegt das Land, schön aufgeteilt in freundliche Helle und in einen sanften, tiefen Schatten, wo Bäume stehen. So still ist es, sie hören bis hier herauf die Strela über ein paar Steine plätschern. Und der Nachtwind stößt ganz sanft gegen ihre Stirnen.

      »Wie schön das ist«, sagt sie. »Wie friedlich!«

      »Ja«, sagt er. »Das tut richtig gut. Zieh mal die Luft tief ein, nicht wie bei euch in Platz.«

      »Bei euch ... ich bin nicht mehr in Platz, ich gehöre nicht mehr nach Platz, ich bin am Grünen Ende bei der Witwe Scharrenhöfer ...«

      »Nur

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