Die Kosaken. Лев Толстой

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Die Kosaken - Лев Толстой

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Meins trägt noch viel weiter. Sie werden nächstens Feiertag haben, dann geh' ich zu Girej-Chan auf Besuch und werde da Hirsebier trinken«, sagte Lukaschka und jagte ärgerlich die Mücken fort, die sich auf ihn gesetzt hatten.

      Ein Rauschen im Dickicht erregte die Aufmerksamkeit der Kosaken. Ein scheckiger Hühnerhund-Bastard, der eine Spur verfolgte und eifrig mit dem haarlos gewordenen Schweife wedelte, lief auf das Wachthaus zu. Lukaschka erkannte den Hund Onkel Jeroschkas, eines alten Jägers, der sein Nachbar war, und gewahrte gleich hinter ihm im Dickicht den Alten selber.

      Onkel Jeroschka war ein Kosak von riesenhaftem Wuchs, mit dichtem, ganz weißem Vollbart und breiten Schultern. Im Walde, wo man ihn mit niemand vergleichen konnte, erschien er nicht eben groß, so sehr standen seine gewaltigen Gliedmaßen in harmonischem Verhältnis zueinander. Er trug einen zerrissenen, hochgeschürzten Kittel, an den Füßen eine Art Schuhe aus rohem Hirschfell, die nach Art von Fußlappen mit Schnüren festgebunden waren, und eine zerfetzte weiße Fellmütze. Auf dem Rücken trug er über der einen Schulter eine Art Schild mit einem darauf gemalten Tiere, der ihm beim Beschleichen des Fasanen gute Hilfe leistete, und einen Beutel mit einem Hühnchen zur Anlockung des Habichts; über der anderen Schulter trug er an einem Riemen eine erlegte Wildkatze; hinten am Gürtel war ein kleiner Beutel mit Kugeln, Pulver und Brot, ferner ein Pferdeschweif zum Verscheuchen der Mücken, ein großer Dolch in durchlöcherter, mit eingetrocknetem Blut befleckter Scheide nebst zwei erlegten Fasanen befestigt. Als er das Wachthaus erblickte, machte er halt.

      »Heda, Ljam!« rief er dem Hunde zu, mit einer so volltönenden Baßstimme, daß weithin im Walde ihr Echo erscholl. Dann warf er sein mächtiges Perkussionsgewehr, von den Kosaken »Flinta« genannt, über die Schulter und lüftete die Mütze.

      »Wie geht's auf dem Posten, meine Lieben? He?« wandte er sich mit derselben vollen und fröhlichen Stimme an die Kosaken. Obschon er sich gar nicht anstrengte, sprach er doch so laut, als rede er mit jemand, der auf dem andern Flussufer stand.

      »Gut geht es, Onkelchen, gut!« antworteten ihm von verschiedenen Seiten die munteren jungen Stimmen der Kosaken.

      »Was gab's zu sehen? Erzähl' mal!« schrie Onkel Jeroschka, während er sich mit dem Ärmel seiner Tscherkeska den Schweiß von dem roten, breiten Gesichte wischte.

      »Denk dir, Onkel: hier auf der Platane hat ein Habicht sein Nest! Jeden Abend sieht man ihn hier kreisen!« sagte Nasarka, wobei er vielsagend blinzelte und mit Fuß und Schulter zuckte.

      »Was du sagst!« sprach der Alte ungläubig.

      »'s ist wahr, Onkel, du mußt ihn mal aufs Korn nehmen!« bekräftigte Nasarka nochmals mit spöttischem Lächeln.

      Die Kosaken lachten hell auf. Der Spaßmacher Nasarka hatte gar keinen Habicht gesehen, es war jedoch bei den jungen Kosaken auf der Linie von jeher Brauch, den Onkel Jeroschka jedesmal, wenn er zu ihnen kam, zu necken und anzuführen.

      »Ach, du Narr, du schwindelst ja!« rief Lukaschka vom Wachtturm her zu Nasarka hinunter.

      Nasarka schwieg sogleich still.

      »Ja, dann will ich ihn eben mal aufs Korn nehmen«, ließ der Alte sich zum Vergnügen sämtlicher Kosaken vernehmen. »Und habt ihr nicht auch Wildschweine gesehen?«

      »Ach was, Wildschweine gesehen!« sagte der Unteroffizier, der sehr zufrieden damit war, endlich ein bißchen Zerstreuung zu bekommen. Er wandte sich herum und kratzte mit beiden Händen seinen langen Rücken. »Wir haben hier auf Abreken zu lauern, nicht auf Wildschweine«, sagte er. »Hast du nichts von ihnen gehört, Onkel, wie?« fügte er hinzu, wobei er ohne Anlass mit den Augen blinzelte und die dichtstehenden weißen Zähne zeigte.

      »Abreken?« erwiderte der Alte – »nein, ich habe nichts gehört. Wie steht's denn, habt ihr nicht 'nen Schluck Wein da? Laß mich mal trinken, mein Lieber! Man wird, weiß Gott, müde bei der Jägerei. Ich bring' dir auch frisches Wildbret, wart's ab – bring' dir wirklich welches! Gib schon her den Wein«, fügte er hinzu.

      »Du willst also hier wirklich auf die Pirsch gehen?« fragte der Unteroffizier und tat, als habe er die Bitte des andern nicht gehört.

      »Ja, das wollte ich wohl, so eine Nacht hindurch«, versetzte Onkel Jeroschka. »So Gott will, schieß' ich was zum Feste, dann sollst auch du etwas abhaben, wirklich!«

      »Onkel! Heda, Onkel!« rief Luka laut von oben her, daß die Kosaken sich alle nach ihm umwandten – »geh doch mal nach dem oberen Durchfluß, dort haust ein starkes Rudel Wildschweine. Ich lüge nicht, weiß Gott! Vor ein paar Tagen hat einer von unsern Kosaken eins geschossen, ich sag' dir die Wahrheit«, fügte er hinzu, während er seine Büchse auf dem Rücken zurechtschob. Man hörte es am Tone seiner Worte, daß er nicht scherzte.

      »Ah, da ist ja auch Lukaschka, der Greifer!« sagte der Alte und blickte hinauf. »Wo war es, sagst du, daß er das Schwein geschossen hat?«

      »Ganz dicht am Graben«, sagte Lukaschka. »Und du hast nicht mal eins gesehen – bist wohl noch zu klein, Onkel! Wir gingen so am Graben hin, als es mit einem Mal durchs Gebüsch brach. Ich hatte meine Büchse im Futteral, Iljaska aber knallte drauf los ... Ich zeig' dir die Stelle, Onkel, es ist nicht weit dahin, wart' mal. Ich kenne die Fährte ganz genau, Alter! Onkel Mossew«, sagte er in bestimmtem, fast befehlendem Tone zum Unteroffizier – »es ist Zeit zur Ablösung!« Und ohne erst den Befehl abzuwarten, nahm er sein Gewehr auf und stieg vom Wachtturm herab.

      »Komm herunter!« sagte der Unteroffizier nachträglich und sah sich dann um. »Jetzt ist an dir die Reihe, nicht wahr, Gurka? Geh also! Ist ein fixer Bursche geworden, dein Lukaschka«, fuhr der Unteroffizier, zu dem Alten gewandt, fort. »Ist immer unterwegs – ganz wie du, hat keine Ruhe zu Hause!«

      1 Jacke

      7

      Die Sonne war bereits untergegangen, und die Schatten der Nacht rückten rasch vom Walde her näher. Die Kosaken hatten ihren Wachtdienst beendet und sich zum Abendessen in der Stube versammelt. Nur der Alte, der immer noch auf den Habicht lauerte und von Zeit zu Zeit den am Bein angebundenen Bussard zupfte, war unter der Platane geblieben. Ein Habicht saß wohl auf dem Baume, stieß jedoch nicht auf das Hühnchen herab. Lukaschka brachte gemächlich auf dem Fasanensteig, im Dickicht des Dornengesträuchs, die Schlingen für den Fasanenfang in Ordnung und sang dabei ein Lied nach dem andern. Trotz seines mächtigen Wuchses und der großen, rauen Hände ging ihm offenbar jede Arbeit, ob grob oder fein, rasch vonstatten.

      »Heda, Luka!« vernahm er auf kurze Entfernung aus dem Gebüsch die durchdringend schrille Stimme Nasarkas. »Die Kosaken sind zum Abendbrot gegangen!«

      Nasarka drängte sich mühsam, mit einem lebenden Fasan unter dem Arm, durch das Dornengebüsch und gelangte auf den schmalen Waldpfad.

      »O!« rief Lukaschka, der mit dem Singen aufgehört hatte – »woher hast du denn den Hahn? Der saß doch sicher in meiner Schlinge!«

      Nasarka war im gleichen Alter wie Lukaschka und war ebenfalls erst seit dem Frühjahr bei der Truppe. Er war ein kleiner, häßlicher Mensch, hager und kränklich, mit einer kreischenden Stimme, die unangenehm im Ohr klang. Er war Lukas Nachbar und Spielkamerad gewesen. Lukaschka saß nach Tatarenart, mit gekreuzten Beinen, im Grase und band die Schlingen fest.

      »Ich weiß nicht, wessen Schlinge es war, es kann wohl sein, daß sie dir gehörte«, sagte Nasarka.

      »Hinter der Grube, nicht wahr – bei der Platane? Das war meine Schlinge,

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