10.000 km im Truck Camper. Lothar Seffert
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Weiter geht es durch ein interessantes enges Tal, allerdings mit vielen Kurven, mit dem Wohnmobil nicht einfach zu fahren. Dann ändert sich die Landschaft und sieht aus wie Prärie. Später kommen wir an Nussbaumplantagen vorbei.
Wir entdecken einen kleinen Obst- und Gemüseladen am Straßenrand und kaufen dort frisches Obst. Die Bedienung sieht mexikanisch aus und freut sich über Kundschaft.
Auf dem Highway 99 Richtung Norden, also Richtung Sacramento, gibt es, obwohl wir Sonntag haben, einen enormen Verkehr. Es liegen viele größere Ortschaften an der Strecke und San Francisco ist auch nicht weit. Es ist eine der Hauptachsen in Nord/Südrichtung.
Zwischendurch essen wir in einem Schnellrestaurant. Wie wir es auch von zu Hause kennen, bekommt man zu einem Menu einen Getränkebecher. Die Größe kann man wählen. Wir entscheiden uns für Medium. Den großen Becher könnten wir vermutlich kaum anheben. Man darf sich ich mit einem Softdrink selbst füllen. Nachfüllen ist auch erlaubt. Der Unterschied zu Deutschland besteht nur in der Auswahl aus dem Automaten. Unglaublich, wie viele verschiedene Geschmackssorten angeboten werden, wie unterschiedlich die Färbungen, von dezent bis extrem. Wenn die Fruchtsorten nicht an den Zapfhähnen stehen würden, man könnte sie nur schwer erraten.
Am Nachmittag erreichen wir, kurz bevor wir wieder die Sierra Nevada überqueren, den vorgesehenen Campingplatz. Er liegt fast an der Abfahrt der Interstate 80 hinter einer Tankstelle in einem Waldgebiet.
Die Rezeption ist schwer zu finden. Wir fragen uns durch und entdecken schließlich ein Schild mit der Aufschrift „Office“. Dort sitzt eine rauchende ältere Lady auf einer Veranda einer Blockhütte, und begrüßt uns freundlich. Wir haben Glück und erwischen den letzten freien Stellplatz. Damit hatten wir in der Nebensaison nicht gerechnet. Die Plätze sind überwiegend mit Campingfahrzeugen von Wanderarbeitern und ihren Familien belegt. Zum ersten Mal kommt unsere Campingrabattkarte zum Einsatz. Wir hatten sie schon in Deutschland bestellt und eine geringe Jahresgebühr dafür entrichtet. Bei einem Besuch der angeschlossenen Campingplätze kann man die Hälfte der Campingplatzgebühren sparen. Camping in den USA ist generell nicht billig, meist teurer als in Europa und so lohnt sich solch eine Rabattkarte.
Wir richten uns ein und trinken eine Tasse Kaffee bzw. Tee in der Sonne. Dabei beobachten wir einen anderen Gast, der einen riesigen Campinganhänger zwischen den engstehenden Bäumen rückwärts auf seinen Stellplatz lenkt. Das sind eben Berufsfahrer, die mit großen Fahrzeugen locker zurechtkommen. Wir hören auch später von amerikanischen Campingnachbarn, dass manche bei der Armee gelernt haben, große LKWs zu fahren und dadurch kein Problem haben, große Wohnmobile oder Gespanne zu lenken.
Wir werden noch bei der Kaffeepause von Verwandten telefonisch vor möglichen Waldbränden in der Umgebung gewarnt, sie hätten da was gehört. Ich gehe also nochmals zur Rezeption, werde aber von der gleichen Lady wie vorhin beruhigt: „Honey, mach dir keine Sorgen, die Leute von der Highway Patrol sind alle meine Freunde. Die passen auf. Falls so etwas droht, gebe ich euch als erstes Bescheid.“
Wir werden aber davor gewarnt, nach Eintritt der Dunkelheit auf dem Platz herumzulaufen, da schon öfter Bären gesichtet wurden. Die Müllkästen aus Metall werden auch aus diesem Grunde am Abend abgeschlossen.
Auf einem Spaziergang entdecken wir in der Nähe des Platzes im Wald auch Bärenspuren, Abdrücke von Tatzen im weichen Boden und Kot. Bären selbst sehen wir aber nicht.
Ein wenig merkwürdig empfinden wir, dass an einigen der Stellplätze der Dauercamper, vermutlich Bauarbeiter, Trump-Fahnen wehen. Hier zeigt man offen seine politischen Vorlieben. Das kennen wir so nicht aus Europa. Zu sehen ist aber fast niemand. Die Amerikaner verbringen offenbar die meiste Zeit in Ihrem Fahrzeug und nutzen auch selten die Sanitärgebäude.
Am Abend amüsiert sich meine Frau über meine Sorge vor Bären, als sie kurz vor dem zu Bett gehen, nochmal auf dem dunklen Gelände zum Waschhaus geht, vorbei an den verschlossenen Müllkästen. Es passiert aber zum Glück nichts. Vielleicht haben die Bären ja Angst vor ihr, oder sie tat den Bären leid. Auf jeden Fall lassen sie sich nicht blicken.
Nächsten Morgen versuchen wir an der Tankstelle vor dem Campingplatz vor der Weiterfahrt die Gasflasche auffüllen zu lassen. Das will dem zuständigen Mitarbeiter der Tankstelle aber so gar nicht gelingen. Er bedauert, aber schafft es nicht, Gas in die Flasche zu bekommen. Es sieht auch nicht richtig geschickt aus, was er da tut. Nun gut, die Flasche ist ja nach der Anzeige noch fast halb gefüllt und so fahren wir erst einmal los.
Wir überqueren erneut die Sierra Nevada, nun Richtung Osten, kommen durch schöne Gebirgslandschaften und verlassen schließlich Kalifornien.
Wieder in Nevada erreichen wir zunächst Reno. Wir werfen einen kurzen Blick in den Ort und sehen einen Polizeieinsatz. Ein Farbiger wird gerade festgenommen, aus welchem Grund, können wir nicht erkennen. Die Stadt versucht sich als zweites Las Vegas zu präsentieren. Einige Hotels und Casinos ähneln denen auch. Die beiden Orte sind aber ansonsten sehr unterschiedlich. Reno ist viel kleiner und unscheinbarer.
Auf den Spuren der Siedlertrecks
Die Interstate 80 im nördlichen Nevada Richtung Osten ist dann recht wenig befahren. Es sind endlose trockene Weiten und es gibt nur ganz wenige Orte. Wir sehen ein Hinweisschild auf ein Gefängnis und können den Gebäudekomplex abseits der Straße auch erkennen. Ein Ausbruch dürfte hier spezielle Probleme mit sich bringen.
Wir bekommen ein Gefühl dafür, wie schwer es die Siedler gehabt haben müssen, die um 1850 mit Planwagen das trockene und lebensfeindliche Great Basin durchqueren mussten, um nach Kalifornien zu kommen, von dem sie sich viel versprachen. Hier in der endlosen Wüste lebten auch nur wenige Indianerstämme unter sehr schwierigen Bedingungen. Auf deren Hilfe waren die Durchreisenden manchmal angewiesen. An einem Rastplatz machen wir Pause. Dort gibt es Hinweisschilder auf den California Trail, der hier vorbeiführte.
Auf einem der Informationstafeln steht die Überschrift „Travelling Through Hell“ und es wird eine Abbildung gezeigt, auf der von Ochsen gezogene Planwagen in der Wüste zu sehen sind, daneben Familien, die barfuß laufen und am Rand des Trails Leichen von verdursteten Zugtieren.
Wir haben zum Glück unser Wohnmobil mit all seinen Annehmlichkeiten. Heute ist der 7. Oktober. Mit 22° C ist es angenehm warm, aber nicht heiß. Die Toilettenanlage auf dem Rastplatz ist wie fast überall in den USA sehr sauber, ganz anders, als wir es von Deutschland gewohnt sind. Ständig werden die „Restrooms“, wie man hier sagt, sauber gemacht.
Als ich zum ersten Mal eine Toilette auf dem amerikanischen Kontinent benutzte, dachte ich, sie wäre verstopft, denn das Toilettenbecken war halb mit Wasser gefüllt. So funktioniert das System aber überall. Alles fließt bei dem Spülvorgang ab und die Toilette füllt sich wieder zur Hälfte mit neuem Wasser. Dadurch bleiben in dem Becken in der Regel keine Rückstände hängen. Toilettenbürsten findet man selten und benötigt sie auch nicht.
Bei einer der Reisen passierte es, dass ich auf einem Rastplatz in New Mexiko einmal besondere Hilfe brauchte. Ich wollte mir die Hände im Vorraum waschen und entnahm dem Vorratsbehälter am Waschbecken Flüssigseife. Als die Hände voll Seife waren, konnte ich sie aber nicht abspülen, weil kein Wasser aus dem Hahn kam. Also öffnete ich die Eingangstür mühsam mit dem Ellenbogen und versuchte, den vor dem Gebäude befindlichen Trinkwasserspender in Gang zu bekommen. Um ihn zum Sprudeln