Die Therapie entdeckt die Familie. Dr. med. Günther Montag

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Die Therapie entdeckt die Familie - Dr. med. Günther Montag

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Verhaltensanalyse:

       Exzesse: depressives, selbstanklagendes Grübeln. Jammern, Weinanfälle, Gefühle der Apathie und Leere.

       Defizite: Autonome, nicht-leistungsbezogene Aktivitäten, Genießen allein. (Genuss ist nur mit Partner oder Verwandten zusammen möglich.) Behaupten eigener Rechte und Bedürfnisse gegenüber anspruchsvollen Patienten, Verwandtschaft

       Qualitativ neues Verhalten: Unsicherheit wegen Überlegungen über Berufsaufgabe und mehr bewusst werdender Spannungen mit Partner

       S: (Situation) Rolle einer einsamen Heiligen in der Arbeit. Überfordert sein, Schuldvorwürfe und Spannungen mit Partner.

       O: (Organisation der Persönlichkeit) Fachlich patente und kompetente, aber selbstunsichere, zu quälenden Schuldgedanken neigende Krankenschwester, Selbstwertgefühl von Anerkennung, Zuwendung abhängig

       R: (Reaktion) Überarbeiten, Selbstvorwürfe bei Erschöpfung, nach Ruhepausen wieder zu schnell wie Stehaufmännchen in die Arbeit rennend. Selbstanklagendes Grübeln. Das Wohlwollen anderer Menschen wird übersehen.

       K: (Konsequenzen) Kolleginnen ziehen sich teilweise von überhohen Ansprüchen (an sie selbst, die sie aber auch indirekt an die Kollegen ausstrahlt) zurück, nichts ändert sich.

       Aufrechterhaltende Bedingung: selbstabwertende Kognitionen „ich bin unzulänglich, ich bin an allem schuld und für alles verantwortlich“. Erwartungshaltung „niemand ist für mich da, wenn ich Hilfe brauche“.

       Selbsthilfeversuche: bisher: Kompetenz in der Arbeit, Zeigen einer fröhlichen, selbstsicheren, lustigen „Maske“ dort.

       Verhaltensaktiva: Verantwortungsvolles Ausfüllen des Berufes bisher, auch Kompetenz im Beruf (Pat. bekommt echtgemeintes Lob), Freude an Musik, Posaunenchor, kirchliche Mitarbeit.

      Obwohl die Begriffe Reiz und Reaktion leicht vermuten lassen, dass in einer Verhaltensanalyse nur das beobachtbare Verhalten analysiert wird, bezieht eine moderne Verhaltensanalyse auch Gefühle, Gedanken und körperliche Prozesse mit ein, wie das Beispiel zeigt, dazu auch Einflüsse des erweiterten Umfelds des Patienten, wie zum Beispiel das Verhalten von Familienangehörigen, Arbeitskollegen, Freunden und Bekannten.

      Die Verhaltensanalyse kann für die Grundhaltungen und Grundmuster (auf einer Makro- Ebene ) und für Einzelsituationen (auf der Mikro-Ebene) stattfinden. Als Beispiel dafür ist ein Blick auf die Station der Krankenschwester denkbar: Sie hat Kaffeepause, ein Patient klingelt, sie springt in Sekundenschnelle auf, ohne Atem zu holen, anstatt zu delegieren.

      Das Beispiel zeigt die VT-übliche Deutung des „burnout“ und der daraus folgenden Depression. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem „Defizit des Lernens“, das heißt, der Klient habe in der Kindheit nicht genügend gelernt, der Verausgabung vorzubeugen, und müsse dies nun nachholen.

      Ein ähnliches Deutungsmuster gibt es auch bei Symptomen der Angst – das Augenmerk wird hier auf die nicht genügend gelernte Durchsetzung und Selbstbehauptung gelegt, und entsprechend werden die Übungen der Therapie ausgelegt.

      Therapieziele

      Nach der Verhaltensanalyse einigt man sich mit dem Klienten auf Therapieziele, gliedert den Weg dazu in Schritte und wählt die passenden Übungen dazu. Der Klient muss mitarbeiten – es ist wie bei einem Arbeitsvertrag. Beispiele für Ziele:

      Magersucht: Das Gewicht In meinen Gutachteranträgen muss ich konkrete Therapieziele angeben, wie ich das Erreichen überprüfe (z. B wer das magersüchtige Mädchen wiegt), und Konsequenzen bei Erreichen oder Nichterreichen (z. B Klinikeinweisung).

      Hypochondrischen Krankheitsängste: Die Zahl der Arztbesuche von 10 auf unter 2 pro Woche reduzieren

      Das Erreichen eines Ziels gibt dem Klienten selbst eine positive emotionale Belohnung.

      Beispiel für die Therapieplanung unserer Beispielpatientin: (Zitat aus dem Verlängerungsantrag:)

       Zielsetzung: Autonomie, soziale Kompetenz! Abkehr vom Leistungs-/Schuldprinzip!

       Aktivitäten: Freizeitplanung – Aufbau eigenständiger erfüllender Aktivitäten mit und ohne Partner. Wenn möglich, ermutigen nicht ganz aus dem Beruf zu gehen, da dies auch Kraftquelle.

       Kognitiv: Infragestellen der von Kind an sich auferlegten Schuldgefühle. Verantwortlichkeit abgrenzen. Erkennen der unrealistischen Riesen-Ansprüche an sich als „perfekte Krankenschwester“.

       Soziales Kompetenztraining: angemessene Reaktionen auf Kritik, unangemessene Anforderungen und Pauschalvorwürfe. Rechte behaupten. Kommunikationsstrategien.

       Die Prognose ist gut, da Frau F. Sehr intelligent und hoch motiviert ist.

       Ich beantrage weitere 20 VT- Einzelsitzungen kognitive VT, dazu Entspannungsverfahren und Selbstinstruktionen zur Entspannung im Alltag, etwa alle 2 Wochen und am Ende ausschleichend.

      Kognitive Verhaltenstherapieverfahren

      „Kognitiv“ heißt: Auf das Denken bezogen. Die kognitive VT soll das Verhalten ändern durch Änderung des Denkens. Denn was wir denken, bestimmt unsere Gefühle und unser Verhalten, auch unsere körperlichen bewussten und unbewussten Reaktionen. Also machen wir uns bewusst, was wir denken. Ist es angemessen? Wenn nicht, wie könnten wir anders denken? Das übertragen wir dann in ins konkrete Verhalten.

      Zu den kognitionsorientierten Verfahren gehören: Sammeln und Aufzeichnen automatischer Gedanken, Argumentieren gegen automatische Gedanken, Erkennen von Mustern kognitiver Verzerrungen, Realitätstesten: Testen der Kognitionen, Umattribution: Trennung der Verantwortlichkeiten , Entkatastrophisieren , Aufbau von Erwartungen, und die Zweispaltentechnik.

      Klingt das kompliziert? Für viele klingt das trocken. Hier ein Beispiel für die Zweispaltentechnik:

       Ich erzähle hier z.B als Gleichnis (Metapher) eine Episode aus dem Roman vom schiffbrüchigen Robinson Crusoe, der Heimweh hatte, Not litt, ums Überleben kämpfte, schwer krank wurde und fast starb, dann nach einer Bewusstlosigkeit zu sich kam, das Wiederkommen der Kräfte spürte und eine Liste mit 2 Spalten schrieb - auf einer Seite all die Unbillen denen er begegnete, auf der anderen Seite die wunderbaren Bewahrungen, Ideen, Funde, Erfindungen, Überraschungen, Naturschönheiten, Gottesbegegnungen und versöhnlichen Gedanken, auf die er dankbar blicken konnte.

       Ich führe den Klienten in einer Meditation, zu seiner eigenen „Insel“, lasse ihn seine innere Liste der scheinbar negativen und scheinbar positiven Seiten seines Lebens gedanklich aufschreiben.

      Ein guter kognitiver Ansatz ist auch „The Work“ von Byron Katie, eine zyklisch eingesetzte Serie von 4 Fragen, mit der negative Glaubenssätze entmachtet werden:

       Ist das wirklich so?

       Was bewirkt es wenn es wirklich so ist?

       Was

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