Geliebter Prinz. Billy Remie

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Geliebter Prinz - Billy Remie Legenden aus Nohva 1

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      Am Abend saß Desiderius an einem kleinen Tisch in seinen Gemächern und schrieb bei Kerzenschein eine Bitte an einen alten Freund auf einen kleinen Zettel, den er noch in der gleichen Nacht mit einem Botenvogel fortschicken würde.

      Es würde Monate dauern, jeden einzelnen Mann, den er für den Orden vorgesehen hatte, ausfindig zu machen, zumal einige von ihnen nicht einmal lesen konnten. Desiderius musste bald wieder abreisen, um sie alle einzeln aufzusuchen. Aber erst einmal musste er herausfinden, wo sie sich gerade befanden, weshalb er Cliff, dem Bordellbesitzer an der Küste, eine Nachricht zukommen ließ. Cliff bekam mehr mit als jeder andere und er hatte bestimmt Gerüchte gehört, die Desiderius weiterhelfen konnten.

      Am Nachmittag hatte Desiderius eine Liste mit Namen und Informationen über diese Männer erstellt, die er dem König und Bellzazar ausgehändigt hatte. Gemeinsam haben sie alles durchdacht und genau geplant, es stand ihm nichts mehr im Wege.

      So richtig glauben konnte er es aber noch immer nicht. Er, im Dienste der Krone? Er, das Oberhaupt eines Ordens, der nur dem König unterstellt war? Er, der dem König einen feierlichen Schwur geleistet und der Krone die Treue geschworen hatte?

      Vor einem Jahr hätte er laut gelacht.

      Er musste sich nicht fragen, was sich oder seine Einstellung geändert hatte. Es war nicht das Angebot seines Vaters gewesen oder das offensichtliche Interesse des Königs an seiner Person. Nein, der Grund war wesentlich gefährlicher und trug blond gelocktes Haar.

      Desiderius hatte sich von ihm fernhalten wollen, aber in der Nacht, als er Seite an Seite mit Bellzazar unter dem Felsvorsprung gesessen und auf den Morgen gewartet hatte, war ihm nicht nur die Idee mit dem Orden gekommen. Er hatte über den Schutz der Königsfamilie nachgedacht und was er dazu beitragen konnte, als ihm bewusstwurde, dass ihm vor allem die Sicherheit des jüngsten Prinzen wichtig war.

      Und diese war durch Arerius gefährdet, der zu viel wusste und bereits mit einer öffentlichen Bekanntmachung über ihr Geheimnis gedroht hatte. Desiderius machte sich plötzlich mehr Sorgen um den jungen Prinzen als um sich selbst, das war Neuland für ihn, aber diesem Drang hatte er nicht widerstehen können.

      Er würde sich von Wexmell fernhalten, aber er würde dennoch alles Mögliche tun, um ihn zu schützen. Deshalb war er hier und deshalb brachte er die besten Kämpfer, die er kannte, in diesen Palast. Selbst wenn Arerius etwas ausplaudern würde, wäre Desiderius in der Lage, den Prinzen in Sicherheit zu bringen, noch bevor die ganze Stadt den Palast stürmte und vom König fordern konnte, den eigenen Sohn hinrichten zu lassen.

      Desiderius verbot sich selbst den schönen Blonden, aber das bedeutete nicht, dass er ihn nicht mochte oder dass ihm gar dessen Schicksal nicht kümmerte. Nein, er hatte für den jungen Prinzen etwas übrig, es behagte ihm zwar nicht, aber es war nicht mehr zu leugnen. Und wenn er sich schon selbst verbot, ihn zu nehmen, so konnte er doch wenigstens dafür sorgetragen, dass der junge Prinz hier im Palast ein langes und sorgloses Leben führen konnte. Desiderius wollte ihn beschützen, vor allem vor seiner eigenen Naivität. Es erschien ihm richtig, dass er deshalb in Dargard blieb.

      Ein Poltern über ihm war zu hören, das ihn kurz aus seinen Gedanken riss, ihn aber nicht weiter kümmerte. Vermutlich rangelten mal wieder die Prinzen miteinander.

      Er hatte ein Zimmer im Stockwerk unter den Gemächern der königlichen Familie zugeteilt bekommen. Es handelte sich in diesem Flur ausschließlich um Gästezimmer, aber der König hatte beschlossen, alle Schlafkammern den Männern zur Verfügung zu stellen, die Desiderius für den Orden gewinnen konnte. Desiderius hatte zwar versichert, dass sie sich alle, einschließlich ihm, mit einem weniger prunkvollen Schlafplatz begnügt hätten, aber der König hatte darauf bestanden. Damit wurde ihnen schon mehr zuteil als der königlichen Leibwache oder dem Ritterorden, obwohl die Männer noch nicht einmal eingetroffen waren.

      Desiderius unterschrieb den Zettel mit seinen Initialen, er legte die Feder beiseite und pustete anschließend die Tinte trocken. Danach ließ er die Schrift noch etwas lufttrocknen und lehnte sich entspannt zurück. Er griff nach seinem Becher und trank von dem noch lauwarmen Würzwein, der seinen leeren Magen füllte.

      Bei all der Aufregung hatte er ganz vergessen, etwas zu essen, aber es war bereits zu spät für eine Mahlzeit, weshalb er sich lieber noch einmal aus dem Weinkrug nachgoss, der ihm von einem Bediensteten gebracht worden war.

      Es klopfte erneut leise an den Türrahmen.

      Desiderius drehte den Kopf und blickte zur Tür, die er offengelassen hatte, als er vor einigen Stunden hereingekommen war.

      Er versteckte seine Freude über den Besucher und seufzte gespielt genervt: »Sag mir nicht, dass ich eine Mauer vor dieser Tür hochziehen muss, um dich von mir fernzuhalten.«

      Prinz Wexmell lehnte im Türrahmen, seine schlanken Beine überkreuzt, und lächelte. »Nein, ich wollte dich nur kurz belästigen, dann lasse ich dich in Frieden.«

      Desiderius schnaubte leise: »Das wage ich zu bezweifeln.«

      Der junge Prinz überging den Kommentar, er legte den Kopf schief und fragte hoffnungsvoll: »Stimmt es, dass du bleibst?«

      »Ich werde bald erneut aufbrechen, fürchte ich«, erwiderte Desiderius und hob den Becher an seine Lippen.

      »Aber du kommst wieder«, grinste der junge Prinz. »Mein Vater erzählte uns bereits die guten Neuigkeiten.«

      »Die königliche Familie hat wohl keine Geheimnisse voreinander, hm?«, stichelte Desiderius und warf Wexmell einen strengen Blick zu.

      »Du deutest meinen Bruder Karic an«, erkannte der Prinz richtig. Er runzelte besorgt die Stirn und fragte: »Bist du wütend, weil ich ihm von uns erzählt habe?«

      »Ich bin jedenfalls nicht glücklich darüber«, erklärte Desiderius grob.

      Gleich darauf tat es ihm leid, als er sah, wie Prinz Wexmell bekümmert den Blick zu Boden richtete.

      Seufzend lenkte er ein und fügte versöhnlicher hinzu: »Ich wäre allerdings um einiges verärgerter, wenn wir beide infolgedessen vor dem Scharfrichter stehen würden.«

      Der junge Prinz erwiderte das Lächeln, das Desiderius ihm zuwarf.

      Nach einer kleinen Pause, gestand Wexmell mit abgewandtem Blick: »Als du einfach ohne ein Wort abgereist bist, dachte ich schon, ich würde dich nie wiedersehen.«

      Desiderius senkte den Blick und betrachtete den Inhalt seines Bechers, sagte aber nichts dazu.

      »Ich wollte nur sagen, dass es mir leidtut«, erklärte Wexmell. »Ich wollte nicht, dass wir in diesem Graben festsitzen, noch wollte ich, dass du dich verletzt.«

      Zwar hatte Desiderius ihm die Schuld zugeschoben, doch mittlerweile war ihm bewusst, wie kindisch er sich verhalten hatte. Ohne ihn anzusehen, warf er ein: »Wir tragen beide daran Schuld, also vergiss es einfach.«

      »Ich wollte wirklich nicht, dass du Ärger bekommst«, sprach Wexmell unbeirrt und voller Reue weiter. »Als ich sah, wie deine ganze Familie dich behandelte, wurde mir erst richtig bewusst, was du meintest, als du sagtest, dass ich dein Leben riskiere.«

      »Ich bin durchaus in der Lage, mich vor meiner Familie zu verteidigen«, warf Desiderius ein und sah den jungen Prinzen verärgert an. »Also danke, aber ich komme schon zurecht.«

      »Ja«, lenkte Wexmell sofort ein,

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