Patricia Peacock und der verschwundene General. Tiffany Crockham
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Читать онлайн книгу Patricia Peacock und der verschwundene General - Tiffany Crockham страница 6
„Princess wirkt recht träge, finden Sie nicht?“, fragte John zwischen dem Biss in ein Kanapee und einem Zug an seinem Zigarillo.
„Der Panzer ist sicherlich schwer.“ Patricia empfand ein gewisses Maß Mitleid mit der Pudeldame. Zwar konnte sie Princess ebenso wenig leiden wie Lady Blanford, aber im Grunde genommen war der Pudel nur ein Opfer in den Fängen seiner Besitzerin. Und Princess hatte im Gegensatz zu ihr nicht die Hoffnung auf ein Erbe, das sie von Lady Blanford befreite.
Nach einem honorierenden Tusch für Lady Blanford und Princess waren Walli und der General an der Reihe. Mit siegessicherem Lächeln betrat Walli als indische Göttin die Bühne und erntete begeisterten Beifall der Gäste für ihr Kostüm. Doch erst das Pfauenrad des Generals weckte wahre Begeisterungsstürme, und tatsächlich versöhnte der Beifall der Gäste auch den General ein wenig. Das Ensemble honorierte sein Kostüm mit gleich drei Tuschs.
Nachdem alle Kostüme gesichtet wurden, ging ein Champagnerkübel herum, in den die Gäste Zettel mit den Namen des gewünschten Gewinnerkostüms werfen konnten. John und Patricia stimmten für Walli und den General. Salima schlenderte an ihnen vorbei, eine Zigarette mit langer Spitze elegant zwischen den Fingern haltend, und teilte augenzwinkernd mit, dass Lady Blanford sie umgebracht hätte, wenn sie wüsste, dass Salima für den General und die Gräfin gestimmt hatte. Dann verschwand sie wieder an die Seite von Lady Blanford, um ihr zu versichern, wie herausragend ihr Kostüm im Vergleich zu allen anderen gewesen wäre.
In Johns Worten lag eine gewisse Bewunderung. „Dieses Mädchen lässt sogar mich weit hinter sich in Sachen Verschlagenheit.“
Patricia musste ihm recht geben. „Wahrscheinlich ist das ein Charakterzug, den man braucht, um an der Seite von Lady Blanford zu überleben.“ Manchmal wünschte sie sich, zumindest ein wenig mehr wie Salima zu sein … kokett und modern.
Als kurze Zeit später die Gewinner verkündet wurden, und Walli mitsamt ihrem Pfauengatten wieder auf die Bühne gerufen wurden, um den Pokal für das beste Kostüm entgegenzunehmen, wich Lady Blanford alle Farbe aus dem Gesicht. Offenbar war sie fest davon überzeugt gewesen, zu gewinnen.
Sie bedachte Patricia mit einem vernichtenden Blick – ganz so, als wäre es ihre alleinige Schuld, dass sie verloren hatte, und verließ den Silvesterball mit Princess noch vor Mitternacht, ohne Walli und Huddi zu ihrem Sieg zu gratulieren.
Walli und der General kehrten mit stolzgeschwellter Brust von der Bühne zurück.
„Haben Sie gesehen, wie das alte Kamel aus dem Saal gestampft ist?“ Walli klatschte in die Hände. „Jetzt kann das neue Jahr mit guten Vorzeichen beginnen!“
Salima stieß zu ihnen mit einem Glas Champagner. Sie dachte gar nicht daran, Lady Blanford ins selbst gewählte Exil zu folgen. „Das ist ein gelungener Abend, nicht wahr?“ Alle stimmten ihr zu.
Als das Orchester um Mitternacht das neue Jahr mit einem lauten Tusch begrüßte, Champagnerkorken knallten und glitzernder Flitterkram durch den Tanzsaal flog, musste
Patricia zugeben, dass dieser Abend mit John, Salima, der lebenslustigen Walli und dem freundlichen General einer der schönsten war, den sie in der letzten Zeit erlebt hatte – wenn sie vom Weihnachtsfest und den ungebührlichen Treffen mit John in der Gartenlaube absah. Ihr Blick wanderte zu John, und sie ertappte sich bei der Frage, ob es nicht vielleicht immer so sein könnte.
„Meine Liebe“, holte sie Walli, die mittlerweile einen Champagnerschwips hatte, aus ihren Gedanken und hakte sich bei ihr unter. „Ich freue mich wirklich, dass Salima uns einander vorgestellt hat.“
Der General fügte an John gewandt hinzu: „Wir sollten unser Gespräch unbedingt fortsetzen, John.“ An seine Frau gewandt erklärte er: „Es hat sich herausgestellt, dass Mr. Maddock ebenfalls ein glühender Verehrer von Lawrence von Arabien ist!“
Walli verdrehte die Augen. „Ach, du mit deiner Heldenverehrung für diesen Spion, Huddi.“ Sie zwinkerte Patricia zu. „Sie müssen wissen, dass unsere Ehe den Krieg überstanden hat, obwohl Huddi und ich als Deutsche und Engländer an verschiedenen Fronten standen. Ist doch so, oder Huddi?“ Die beiden sahen sich an wie ein jung verliebtes Paar. Der General nahm die Hand seiner Frau und drückte sie.
„Da hat meine Walli recht. Uns bringt nichts auseinander. Deshalb feiern wir in zwei Wochen auch Goldene Hochzeit im Mena Hotel. Sie beide werden doch auch kommen, oder? Wir möchten Sie hiermit offiziell einladen.“
„Oh, natürlich, wie konnte ich vergessen zu fragen?“, stimmte Walli dem General zu.
„Sehr gerne.“ Patricia hätte nicht gedacht, dass sie so bald wieder eine Einladung ins Mena Hotel erhalten würde, und John sah sich sogleich bemüßigt, näher an Patricia heranzurücken. Offenbar hatte er beschlossen, im Sturm auf ihr Schlafzimmer seine Bemühungen zu intensivieren.
„Sie sollten ihn sich schnappen“, raunte Walli in einem Augenblick, als John abgelenkt war.
Wenn das nur so einfach wäre …, dachte Patricia, der die Warnung ihrer Mutter vor Männern wie John Maddock immer dann deutlich vor Augen stand, wenn sie ihren Gefühlen nachgeben wollte.
John warf Patricia verstohlene Blicke zu, während sie aus der Motordroschke stiegen und nebeneinander zum Haus gingen. Es war schon fast Morgen, aber ihm war nicht nach Schlafen zumute. Im Gegenteil – Patricias Anblick im schillernden Salome Kostüm wirkte auf ihn wie ein Muntermacher und ein Aphrodisiakum zugleich. Zudem war der Silvesterball rauschend gewesen. Sogar Patricias schlechte Laune war nach und nach verflogen. Sicherlich hatten auch Gräfin Walburga und der General ihren Teil dazu beigetragen. John hatte sich auf Anhieb gut mit Huddi verstanden. Sie teilten eine Leidenschaft für Abenteuer und Abenteurer. Wie schade, dass es nur eine flüchtige Bekanntschaft bleiben würde, entsprungen aus einer Champagnerlaune.
„Das war ein schöner Abend, nicht wahr?“
„Das war er wirklich“, gab Patricia lächelnd zu.
Sie war so unglaublich hübsch, wenn sie lächelte. John nahm all seinen Mut zusammen. Wann, wenn nicht jetzt war der richtige Zeitpunkt, einen Versuch zu wagen?
Das Haus war dunkel – alle schliefen noch. Sogar Sir Tiny war nirgendwo zu sehen.
„Darling ...“, setzte John in angemessen schmachtendem Tonfall an, sobald sie vor ihrer Schlafzimmertür standen. „Sollen wir diesen Abend wirklich schon beenden?“
Sie wandte ihren Kopf und hob eine Braue. „John … ich hoffe nicht, Sie glauben allen Ernstes, ich hätte Ihren Boykott meines Gouvernanten-Kostüms bereits vergessen oder gar vergeben.“
„Aber Darling, alle waren doch begeistert von Ihrem Kostüm.“
„Darum geht es nicht, John.“ Sie bedachte ihn mit einem Blick, der ihm unmissverständlich klarmachte, dass sich seine Hoffnungen nicht erfüllen würden. „Sie können nicht einfach hinter meinem Rücken über mein Kostüm oder mein Leben bestimmen.“
John öffnete den Mund, um zu einer Verteidigungsrede anzusetzen, aber Patricia