Patricia Peacock und der verschwundene General. Tiffany Crockham
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„Gute Nacht, John“, verabschiedete sich Patricia von ihm. Einen Augenblick hielt sie inne und schien zu überlegen, sodass er Hoffnung schöpfte. Dann öffnete sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer und verschwand darin – ohne ihn.
Johns gute Laune war verflogen, während er zu seinem eigenen Schlafzimmer schlich. Es würde ihm wohl nie gelingen, Patricia zu beweisen, dass er es ernst meinte – so ernst, wie er es nie in seinem Leben mit irgendetwas gemeint hatte. Für sie war er einfach Bruder Leichtfuß und Casanova in einer Person. Dabei hatte John keine andere Frau angesehen, seit er Patricia getroffen hatte – zumindest nicht länger als zwei Sekunden. Warum sah sie das einfach nicht?
Zu allem Überfluss lag Miss Kitty auf der Kommode in der Diele. Ihre Blicke schienen ihn zu verhöhnen und ihm zu sagen, dass sie jedes Wort verstanden hatte, welches Patricia an ihn gerichtet hatte. Bestimmt machte die Katze sich über ihn lustig, weil er mal wieder einen Korb kassiert hatte. Natürlich wusste er, dass es absurd war, das zu glauben. Als ob Miss Kitty derart komplexe Gedankengänge hinter ihrer rot getigerten Stirn verfolgte. Trotzdem fühlte John sich von ihren Blicken provoziert.
„Kusch … geh zu deiner garstigen Herrin, die es genauso wenig wie du erwarten kann, mich loszuwerden.“
Miss Kitty antwortete mit einem Fauchen. Wie um ihn zu verhöhnen, sprang sie von der Kommode, stolzierte hoch erhobenen Schwanzes zu Patricias Schlafzimmertür und begann, daran zu kratzen. Es dauerte keine Minute, bis die Tür geöffnet wurde und die Katze ins Schlafzimmer schlich – nicht, ohne John vorher einen triumphierenden Blick zuzuwerfen.
John sandte der Fellschleuder noch ein paar unfreundliche Worte hinterher. Er hätte darauf geschworen, dass Miss Kitty absichtlich an Patricias Tür gekratzt hatte, um ihm zu zeigen, dass sie im Gegensatz zu ihm willkommen war.
2. Einfach nur ein großer Corgi
„Mr. Maddock, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.“ Der wohlbeleibten Dame im fliederfarbenen Sommerkleid kullerte eine Träne über die gerötete Wange. Die Baronetess Ermingtrude Blooming-Broomfield – sehr betucht und um die sechzig – wäre John wohl am liebsten um den Hals gefallen. Er betete zu allen altägyptischen Göttern, dass sie es nicht tat. Der Überschwang seiner Auftraggeberinnen, wenn er ihnen ihre Haustiere zurückbrachte, nahm manchmal beängstigende Züge an. Erst letzte Woche hatte eine Dame, deren Pekinesen er gerettet hatte, ihn so fest an ihren ausladenden Busen gedrückt, dass John befürchtet hatte, sie würde ihm die Rippen brechen.
Nun ja, solange die Baronetess Blooming-Broomfield sich als großzügig herausstellte, nahm er die ein oder andere gebrochene Rippe in Kauf.
„Oh, keine Ursache, Baronetess. Ich bin froh, dass ich Ihnen Filou unbeschadet zurückbringen konnte.“ Während John das mit seinem charmantesten Lächeln sagte, schob er der Baronetess die Rechnung mit den aufgelisteten Auslagen zu, die sie anstandslos entgegennahm.
„Nicht vorstellbar, was passiert wäre, wenn diese Einheimischen meinen armen kleinen Filou ... oh nein, ich mag gar nicht daran denken.“ Sie wischte sich eine weitere Träne aus dem Auge und betrachtete das vor Aufregung zitternde Hündchen auf ihrem Schoß.
John nickte scheinbar verständnisvoll. Die Baronetess war der festen Überzeugung, dass die Besitzer der Garküche, bei denen er Filou gefunden hatte, den Yorkshire Terrier hatten kochen und den Gästen servieren wollen. John hatte sie nicht davon überzeugen können, dass diese Menschen das herumstreunende und hilflose Schoßhündchen aus purer Freundlichkeit durchgefüttert und nicht hatten mästen wollen. Nichts konnte die Baronetess von ihrer Meinung abbringen. Also hatte John ihr kurzerhand zugestimmt. Es war besser, zahlungswillige Kundinnen nicht zu verärgern.
John warf Sir Tiny, der neben dem Schreibtisch lag und dem Gespräch folgte, einen kurzen Blick zu. Eigentlich war er der Held des Tages, wie bei den meisten seiner gelösten Fälle. Sir Tiny spürte die verschwundenen Hunde auf, aber was noch viel wichtiger war: Die Haustiere schienen ihm zu vertrauen. Ohne Sir Tiny wäre seine Erfolgsquote weitaus geringer gewesen. Stumm versprach John der Dogge ein großes Stück Roastbeef für ihre tatkräftige Hilfe.
„Nicht auszudenken, wenn Filou in einem Kochtopf gelandet wäre“, bekräftigte er die Worte der Baronetess und zählte im Kopf die Pfundnoten mit, die sie ihm auf den Schreibtisch legte. Der Auftrag war einfach und lukrativ gewesen. Außerdem hatte John ein paar Zusatzposten berechnet, um die Besitzer der Garküche für die Beherbergung und Beköstigung Filous sowie die entgegengebrachten Beschuldigungen zu entschädigen.
„Sie leisten wundervolle Arbeit. Ich habe einige Freundinnen, denen ihre Lieblinge abhandengekommen sind und werde Sie weiterempfehlen, Mr. Maddock.“
Sich als Privatdetektiv für verschwundene Haustiere etabliert zu haben, war für John Fluch und Segen zugleich. Einerseits war seine Tätigkeit krisensicher, denn es gab unzählige ältliche Damen, die ihre Haustiere als Kindersatz in einer längst zur Gewohnheit gewordenen Ehe nutzten und sie mit ihrer Liebe fast erdrückten. Da wunderte es kaum, dass die armen Tiere jede Gelegenheit nutzen, der gut gemeinten Umklammerung ihrer Besitzerinnen zu entkommen.
Die Baronetess erhob sich von ihrem Stuhl, der ächzend seine Erleichterung kundtat.
Mit Filou auf dem Arm, der noch immer zitterte, ging sie Richtung Tür und verabschiedete sich mit einem wohlwollenden Nicken von John, während dieser sich fragte, ob das Zittern des Hündchens rassebedingt war oder von der Aussicht herrührte, in sein altes Leben zurückzukehren. John war sich ziemlich sicher, dass es Filou in der Garküche gut gefallen hatte. Die Menschen waren freundlich zu ihm gewesen – und das Wichtigste: Sie hatten ihn wie einen Hund behandelt und nicht wie einen lebendigen Dekorationsartikel. „Ich frage mich, wie du diesen winzigen Hund in der Garküche gefunden hast“, wandte sich John an Sir Tiny, sobald die Baronetess fort war. „Manchmal denke ich wirklich, dass ihr euch untereinander unterhaltet. Sogar du und Miss Kitty. Auch wenn Patricia das als Unsinn abtut.“
Als hätte Sir Tiny seine Worte verstanden, bellte er in einem tiefen Bariton, erhob sich von seinem Platz, und kam schwanzwedelnd zu John, um sich seine Streicheleinheiten abzuholen. Zugegeben – Sir Tiny war vielleicht nicht das, was man von einem Hund seiner Rasse erwartete … weder Furcht einflößend noch schien er sich seiner Größe wirklich bewusst zu sein. Aber die entlaufenen Haustiere vertrauten ihm, und das war für Johns Detektei fast wie ein Jackpotgewinn.
Sir Tiny sah ihn erwartungsvoll an, und John zog einen von Fatimas selbst gebackenen Hundekeksen aus der Hosentasche.
„Den Rest deines Honorars bekommst du heute Abend“, versprach John und stopfte sich die Pfundnoten in die Tasche seines Panama-Anzugs. Heute konnte er die Detektei etwas früher schließen und sich einen neuen Hut kaufen, nachdem das garstige Katzenvieh den letzten mit ihren Krallen zerfetzt hatte. Außerdem musste er etwas für sein niedergetrampeltes Selbstwertgefühl tun.
John warf einen Blick in den Spiegel. Der Anzug stand ihm ausgesprochen gut, wie er fand. Ohnehin hatte sich sein Leben in den letzten zwei Monaten mehr als verbessert. Seit er Patricia getroffen hatte, bemühte er sich, ehrlich und anständig zu sein – zumindest für seine Verhältnisse. Trotzdem nagte das erneute Scheitern vor Patricias Schlafzimmertür nach dem Silvesterball vorgestern Abend an ihm. Noch immer hatte