Patricia Peacock und der verschwundene General. Tiffany Crockham
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Читать онлайн книгу Patricia Peacock und der verschwundene General - Tiffany Crockham страница 8
„Sollen wir ein wenig Kairo unsicher machen?“
Die Dogge sprang auf, als hätte sie seine Worte verstanden.
Gerade als John die Tür öffnete, stand überraschend eine neue Kundin davor. Er zuckte vor der Frau zurück, die ihr Gesicht hinter einem schwarzen Hutschleier verbarg, besann sich dann jedoch auf seinen Geschäftssinn und setzte sein gewinnendes John-Maddock-Lächeln auf. „Willkommen in der Detektei Maddock. Wir garantieren eine hundertprozentige Erfolgsquote“, leierte er seinen Werbespruch herunter. Das war es dann wohl mit dem freien Tag. Andererseits … zu ein paar Pfundnoten sagte er nicht Nein. Vielleicht wären dann zum Hut noch ein paar neue Schuhe im Budget.
„Womit kann ich Ihnen helfen?“ Die verschleierte Dame machte keine Anstalten, zu antworten. Vielleicht hatte sie vor Kurzem jemanden verloren? Warum sonst der dunkle Schleier vor dem Hut, der sie wie eine Gestalt aus einer dieser Gruselgeschichten aussehen ließ, die sich Damen abends in geselliger Runde erzählten?
Endlich kam Leben in die schwarze Gestalt. „Ha! Meine Tarnung scheint zu funktionieren. Ich hatte schon befürchtet, jemand würde mich auf dem Weg hierher erkennen.“
Die Stimme kam John vertraut vor, aber er erkannte Gräfin Walburga erst, als sie ihren Hutschleier lüftete. „Gräfin Walburga?“
Mit einer resoluten Bewegung, schob die Gräfin John beiseite und schloss dann die Tür hinter ihnen.
„Für Sie Walli! Haben Sie vergessen, dass wir auf dem Silvesterball Brüderschaft getrunken haben?“
John erinnerte sich vage daran, dass der Silvesterball zu späterer Stunde etwas überschwänglich geworden war. Der Champagner hatte ihm zugesetzt, genau wie der Gräfin und dem General. Sogar Patricia hatte ein paar Gläser zu viel gehabt. John entsann sich, dass sie sich irgendwann wie alte Freunde in den Armen gelegen hatten. Allerdings war er nicht davon ausgegangen, dass sich diese Freundschaft über einen Champagnerrausch hinaus erstrecken würde.
„Ich brauche Ihre Hilfe, John! Sie haben doch auf dem Silvesterball erzählt, dass Sie Privatdetektiv sind.“
„Ja ...“, antwortete John zögerlich, weil er sich beim besten Willen nicht mehr genau daran erinnern konnte, was er so alles von sich gegeben hatte. „Wunderbar, denn ich habe einen Auftrag für Sie!“
Ohne Aufforderung nahm Walli auf dem Stuhl Platz, der erneut gequält aufächzte, und tätschelte Sir Tiny nebenbei den Kopf. Er war zu ihr getrabt, in der Hoffnung, die Gräfin hätte etwas Essbares für ihn dabei.
„Was für ein netter Hund.“ Auffordernd tippte Walli mit dem Finger auf die Schreibtischplatte, damit John sich ebenfalls setzte.
John folgte der Aufforderung. „Wie kann ich Ihnen helfen? Vermissen Sie Ihren Hund?“
Sie hob die Brauen. „Nein! Ich vermisse Huddi!“
„Den General? Aber er war doch vorgestern noch auf dem Silvesterball.“
„Oh, ja. Das war eine gelungene Silvesterfeier, oder?“ Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, nur um gleich wieder einer finsteren Miene zu weichen. „Und gestern wurde mein Huddi entführt!“
Wer konnte ein Interesse daran haben, den General zu entführen … und warum? „Wäre es da nicht besser, Sie gingen gleich zur örtlichen Gendarmerie?“
Entschlossen schüttelte die Gräfin den Kopf. „Das geht nicht. Der General wurde aus dem Lotusgarten entführt. Es hat mich bereits eine Menge Bakschisch gekostet, die Damen zum Schweigen zu verpflichten. Besonders diese Madame Mona war schwer zufriedenzustellen.“
„Ich verstehe.“ John dachte daran, wie viel Geld die gewiefte Geschäftsfrau ihm bereits aus der Tasche gezogen hatte. Dann erst wurde ihm die Tragweite von Wallis Worten bewusst. „Der General war im Lotusgarten? Und Sie … ich meine, Sie wussten davon?“
Ihr Blick zeigte nicht die geringste Scham. „Nun hören Sie mal, John! Huddi und ich sind fast fünfzig Jahre verheiratet, und die Kunst einer glücklichen Ehe basiert auf Arrangements. Wir schätzen uns gegenseitig und lassen uns unsere Freiheiten. Allerdings feiern wir, wie Sie wissen, in zwei Wochen unsere Goldene Hochzeit. Es werden viele Gäste kommen, auch Huddis Militärfreunde, dazu wichtige Persönlichkeiten aus Politik und Adel. Ich kann denen ja kaum erzählen, dass die Hochzeit nicht stattfindet, weil Huddi aus einem Etablissement der Sünde entführt wurde.“
Wallis Gründe leuchteten John ein, allerdings fragte er sich, was sie sich von einem Detektiv erhoffe, der verschwundene Haustiere aufspürte.
„Sie müssen Huddi für mich finden und ihn rechtzeitig zur Goldenen Hochzeit zurückbringen. Und das Ganze muss äußerst diskret verlaufen. Niemand darf etwas mitbekommen.“
John wusste nicht recht, was er sagen sollte. Einerseits reizte ihn dieser Auftrag – ein richtiger Auftrag. Keine entlaufenen Haustiere. Endlich! Mit einem Blick auf Sir Tiny, der es sich neben der Gräfin bequem gemacht hatte und leise schnarchte, holte ihn jedoch die bittere Realität wieder ein. Reiche Damen um ihr Vermögen zu erleichtern, war eine Sache, aber hier ging es um mehr. Der General und Walli hatten jemanden verdient, der wusste, was er tat.
„Ich fühle mich geehrt, dass Sie mich mit diesem Auftrag betrauen wollen, aber die Wahrheit ist – ich suche verschwundene Haustiere. Corgis, Yorkshire Terrier und Pudel sind meine Klientel.“
Unbeeindruckt zuckte Walli die Schultern. „Na und? Sie haben Huddi doch gesehen. Er ist vollkommen hilflos, wenn er nicht gerade eine Armee hat, die er befehligen und herumkommandieren kann. Stellen Sie ihn sich einfach als großen Corgi vor.“
Ehe John weitere Einwände vorbringen konnte, zog die Gräfin ein Bündel aus ihrem Handbeutel und legte ein kleines Vermögen an Pfundnoten vor John auf den Schreibtisch.
„Werden Sie mir helfen?“
Nein!, schrie sein Verstand. Doch sein Mund antwortete, ohne darüber nachzudenken, angesichts der Pfundnoten: „Aber natürlich, Walli. Ich stehe zu Ihrer Verfügung.“
„Sehr gut!“ Erneut zog Walli etwas aus ihrem Handbeutel. “Es gibt einen Erpresserbrief mit einer Geldforderung.“
John nahm den Brief und las ihn. Er war mit Schreibmaschine geschrieben und forderte eine Summe von einigen hundert Pfund für die Herausgabe des Generals – und zwar in genau acht Tagen. Das Geld sollte vor dem Ägyptischen Museum in Kairo in einer Motordroschke, die an besagtem Tag um zwölf Uhr mittags dort warten würde, hinterlegt werden. Die Motordroschke würde daran zu erkennen sein, dass an dem Griff der Beifahrertür ein rotes Band befestigt wäre.
„Das ist eine seltsame Forderung. Die Summe erscheint mir außerdem nicht besonders hoch.“
„Ganz davon abgesehen, dass ich nicht bezahlen werde“, stellte Walli unbeeindruckt klar. „Aber wäre es nicht das Einfachste, die Forderung zu begleichen? Ich meine, es handelt sich um weniger, als Sie mir für meine Arbeit zahlen. Ich nehme deshalb an, es wäre kein großer Betrag für Sie.“
In Wallis Augen funkelte Kampfeslust. „Darum geht es nicht. Ich lasse mich nicht erpressen. Wenn so etwas Schule macht, werden die Entführer es