Stolz und Vorurteil. Jane Austen

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Stolz und Vorurteil - Jane Austen

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Lächeln auf Darcy. In der Hoffnung, ihre Mutter auf andere Gedanken zu bringen, fragte Elisabeth, ob Charlotte Lucas seit ihrer Abwesenheit einmal dagewesen wäre.

      »Ja, sie besuchte uns gestern mit ihrem Vater. Ein ungewöhnlich netter Mensch, dieser Sir William! Finden Sie das nicht auch, Mr. Bingley? So ganz der Mann von Welt: vornehm und ungezwungen; immer weiß er jedem etwas Nettes zu sagen. Das verstehe ich unter Wohlerzogenheit; und die Leute, die sich so wichtig vorkommen, daß sie nicht einmal ihren Mund aufmachen können, die verkennen völlig, daß sie auf falschem Wege sind.«

      »Blieb Charlotte zum Essen?«

      »Nein, sie wollte durchaus nach Hause. Ich nehme an, man brauchte sie in der Küche. Bei mir, Mr. Bingley, müssen das die Dienstboten tun. Meine Töchter sind anders erzogen worden. Aber jeder nach seinem Geschmack, und die Lucas-Töchter sind wirklich sehr liebe Mädchen. Zu schade, daß sie nicht hübsch sind! Nicht, daß ich Charlotte nichtssagend finde – aber sie ist ja auch unsere liebste Freundin!«

      »Sie schien mir eine sehr nette junge Dame zu sein«, sagte Bingley.

      »Oh ja, gewiß; aber Sie müssen zugeben, sie sieht unbedeutend aus. Lady Lucas sagt es selbst oft genug und beneidet mich um Janes gutes Äußere. Ich möchte nicht in den Fehler verfallen, meine eigenen Kinder herausstreichen zu wollen, aber ein so hübsches Mädchen wie Jane findet man nicht häufig. Ich wiederhole nur, was alle sagen; meinem eigenen Urteil würde ich natürlich nicht vertrauen. Als sie erst fünfzehn Jahre alt war, verliebte sich ein Bekannter meines Bruders in London so sehr in sie, daß meine Schwägerin täglich einen Antrag erwartete. Doch bis wir abreisten, wurde nichts daraus. Vielleicht fand er sie zu jung. Immerhin, er schrieb ein paar Gedichte über sie, und die waren gar nicht schlecht!«

      »Und damit endete seine Liebe«, unterbrach Elisabeth ungeduldig. »Wahrscheinlich nicht die erste, über die ein Gedicht hinweggeholfen hat. Wer hat wohl zuerst die Entdeckung gemacht, daß Poesie gegen Liebe hilft?«

      »Ich hatte bisher angenommen, daß Poesie die Nahrung der Liebe sei«, meinte Darcy.

      »Wenn die Liebe kräftig und gesund ist, vielleicht. Was gesund ist, kann auf jedem Boden gedeihen. Ist aber die Liebe lediglich eine schwächliche, kränkelnde Art Zuneigung, dann bedarf es bloß eines schönes Sonetts, um sie enden zu lassen.«

      Darcy lächelte nur; und Elisabeth fürchtete, ihre Mutter möchte sich in der Pause, die folgte, von neuem eine Blöße geben. Sie überlegte krampfhaft, was sie noch sagen könnte, aber ihr wollte gar nichts einfallen; und bald setzte Mrs. Bennet auch wieder mit erneuten Dankesbezeugungen ein, denen sie dieses Mal auch noch eine Entschuldigung für die Mühe anfügte, die außerdem noch Lizzy mache. Bingley antwortete ihr freundlich und höflich wie immer und zwang seine Schwester, ebenfalls höflich zu sein. Das fiel Caroline sehr schwer, und sie gab sich auch keine große Mühe, ihre Geringschätzung zu verbergen. Aber Mrs. Bennet schien über ihren Besuch hoch befriedigt und ließ bald darauf den Wagen anspannen. Auf dieses Zeichen schienen die beiden jüngeren Mädchen gewartet zu haben; sie hatten schon während des ganzen Besuches etwas miteinander zu flüstern gehabt, und das Ergebnis war, daß die Jüngste Mr. Bingley an den Ball erinnern sollte, den er auf Netherfield geben wollte.

      Lydia war ein kräftiges, gut gewachsenes Mädchen von fünfzehn Jahren, mit gesunden Farben in ihrem frohgelaunten Gesicht. Als Lieblingstochter ihrer Mutter durfte sie schon früh auf Gesellschaften erscheinen; das Selbstvertrauen, das sie sich dadurch erworben hatte, entwickelte sich allmählich zu einem Selbstbewußtsein, nicht zum wenigsten durch den Umgang mit den Offizieren, von denen bestimmt immer einige, durch die Aussicht auf gutes Essen und lustige Gesellschaft angelockt, bei ihrem Onkel zu Gast waren. Sie zierte sich daher durchaus nicht, ihren Auftrag auszuführen, sondern überfiel Mr. Bingley gleich ohne Einleitung mit der Erinnerung an sein Versprechen und fügte hinzu, es sei ganz unglaublich, wenn er sich nicht daran halte. Seine Antwort auf diesen plötzlichen Überfall klang wie Musik in den Ohren Mrs. Bennets.

      »Ich bin jederzeit bereit, mein Wort einzulösen. Sobald Ihre Schwester wieder gesund ist, werde ich Sie bitten, den Tag für das Fest zu bestimmen. Sie würden doch selbst keine Freude am Tanzen haben, solange Ihre Schwester noch krank ist.«

      Lydia erklärte sich einverstanden.

      »Ach ja, es ist viel besser, wir warten ab, bis Jane wieder wohlauf ist; bis dahin wird wahrscheinlich Hauptmann Carter wieder nach Meryton zurückgekehrt sein. Und wenn Sie Ihren Ball gegeben haben«, fügte sie hinzu, »dann werde ich darauf bestehen, daß die Offiziere auch einen veranstalten. Ich werde Oberst Forster sagen, es sei eine Schande, wenn er sich nicht dazu bereit erkläre.«

      Mrs. Bennet fuhr mit ihren beiden Töchtern ab, und Elisabeth kehrte sogleich zu Jane zurück. Somit bot sich den beiden Damen und Darcy endlich die Gelegenheit, über Sitte im allgemeinen und über die Manieren gewisser Leute im besonderen zu reden. Darcy jedoch konnte durch nichts dazu bewogen werden, in die Kritik einzustimmen, so viele Anspielungen auf dunkle Augen Caroline auch machen mochte.

      10. KAPITEL

      Der folgende Tag verging wie der erste. Mrs. Hurst und Caroline hatten am Morgen einige Stunden bei Jane zugebracht, die sich zwar langsam, aber merklich zu erholen begann. Nach dem Abendessen saßen alle wieder im Wohnzimmer. Darcy schrieb, Caroline saß neben ihm und unterbrach ihn von Zeit zu Zeit mit der Bitte, Grüße an seine Schwester von ihr auszurichten; Mr. Hurst und Bingley spielten eine Partie Piquet, und Mrs. Hurst sah ihnen dabei zu.

      Elisabeth nahm sich eine Handarbeit vor und vergnügte sich damit, Darcy und Caroline zu beobachten. Die ständigen Bemerkungen Carolines, die sich bald auf seine Schrift, bald auf die Geradheit seiner Zeilen, dann wieder auf die Länge des Briefes bezogen, und die ungerührte Gleichgültigkeit, mit der er diese Bemerkungen anhörte, ergaben ein komisches Zwiegespräch, das gut mit ihrer Meinung von den beiden übereinstimmte.

      »Wie wird sich Ihre Schwester über den Brief freuen!«

      Keine Antwort.

      »Sie schreiben ungewöhnlich schnell!«

      »Im Gegenteil, ich schreibe äußerst langsam.«

      »Wieviele Briefe Sie wohl im Laufe eines Jahres schreiben! Und überdies noch Geschäftsbriefe! Wie ich so etwas verabscheue!«

      »Dann trifft es sich ja sehr günstig, daß nicht Sie, sondern ich sie schreiben muß.«

      »Bitte bestellen Sie Ihrer Schwester, daß ich es nicht erwarten kann, sie wiederzusehen!«

      »Ich habe ihr das gerade eben mitgeteilt.«

      »Ich glaube, Ihre Feder ist gespalten. Geben Sie her, ich werde sie Ihnen zurechtschneiden. Das kann ich ganz besonders gut!«

      »Vielen Dank – ich schneide mir meine Federn lieber selbst.«

      »Wie können Sie nur immer so ebenmäßig schreiben?«

      Schweigen.

      »Sagen Sie Ihrer Schwester, daß ich mich furchtbar freue, zu hören, daß sie sich weiter im Harfenspiel vervollkommnet hat. Und lassen Sie sie bitte wissen, daß ich ganz entzückt bin von ihrem kleinen Entwurf für eine Tischdecke; ich fände ihn Miss Grantleys Arbeit weit überlegen.«

      »Würde es Ihnen wohl viel ausmachen, wenn ich Ihr Entzücken für einen späteren Brief aufhebe? Ich habe jetzt nicht mehr genug Platz, um ihm ganz gerecht zu werden.«

      »Ach,

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