Die vergessene Welt. Arthur Conan Doyle

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die vergessene Welt - Arthur Conan Doyle страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Die vergessene Welt - Arthur Conan Doyle

Скачать книгу

weiß tatsächlich gar nichts von ihm«, sagte ich. »Ich erinnere mich seines Namens nur in Verbindung mit den Vorgängen beim Polizeigericht wegen des Schlages, den er Blundell versetzt hat.«

      »Hier sind ein paar Notizen zu Ihrer Information, Herr Malone. Ich habe den Professor seit einiger Zeit im Auge.« Er nahm ein Stück Papier aus einem Schubfach. »Dies ist eine kleine Übersicht über seinen Lebenslauf. Da heißt es kurz:

      Challenger, George Edward, geb. Largs N. B. 1863. Ausbildung: Gymnasium in Largs; Universität Edinburg. Assistent am Britischen Museum, 1892. Kustos der Abteilung für vergleichende Anthropologie, 1893. Zurückgetreten nach einem heftigen wissenschaftlichen Streit im selben Jahre. Verleihung der Crayston-Medaille für zoologische Untersuchungen. Auswärtiges Mitglied von – hm, das ist ja eine ganze Masse auf zwei Zoll in kleiner Schrift – Belgische Gesellschaft, Amerikanische Akademie der Wissenschaften, La Plata usw. usw., Expräsident der Paläontologischen Gesellschaft, Sektion H., Britische Gesellschaft usw. usw. – Veröffentlichungen: Einige Untersuchungen über eine Reihe von Kalmückenschädeln; Abriss der Entwicklung der Wirbeltiere und zahlreiche Zeitungsartikel, darunter, ›Der dem Weismannismus zugrunde liegende Irrtum‹, der eine erbitterte Diskussion auf dem zoologischen Kongress in Wien hervorrief. Lieblingsbeschäftigung: Wandern, Bergsteigen. Adresse: Enmore Park, Kensington, W.

      Hier, nehmen Sie das an sich. Das ist alles, was ich heute für Sie habe.«

      Ich steckte das Stück Papier in die Tasche.

      »Einen Augenblick, Herr McArdle«, sagte ich, als ich eine löchrige kahle Platte statt eines roten Gesichts vor mir sah. »Ich bin mir noch nicht ganz klar darüber, warum ich diesen Gentleman besuchen soll. Was hat er getan?« Das rötliche Gesicht leuchtete von neuem auf.

      »Er ging vor zwei Jahren nach Südamerika, um eine geheimnisvolle Expedition auszuführen. Kam im vergangenen Jahr zurück. Ist zweifellos in Südamerika gewesen, lehnt ab, genau anzugeben, wo. Erzählt in unbestimmten Ausdrücken von seinen Erlebnissen; aber als jemand näheres aus ihm herausholen wollte, wurde er verschlossen wie eine Auster. Da ist entweder irgend etwas Wunderbares passiert – oder der Mann ist ein kolossaler Lügner. Das letztere ist das Wahrscheinlichere. Hatte einige beschädigte Photographien, die man aber für Schwindel hält. Wurde so reizbar, dass er jeden angriff, der etwas von ihm wissen wollte, und warf Reporter die Treppe hinunter. Meiner Meinung nach ist er nur ein verbrecherischer Größenwahnsinniger mit einem Dreh ins Wissenschaftliche. Das ist der richtige Mann für Sie, Herr Malone. So, nun sausen Sie los und sehen Sie zu, was Sie mit ihm machen können. Sie sind groß genug, um auf sich selbst achtgeben zu können. Passieren kann Ihnen nichts. Übrigens sind wir, wie Sie wissen, in der Haftpflichtversicherung.«

      Ein grinsendes rotes Gesicht verwandelte sich aufs neue in ein löcheriges, von den Fransen eines ingwerfarbenen Flaums umgebenes Oval. Die Unterredung war zu Ende.

      Ich ging hinüber zum Savage-Club, aber, statt hineinzugehen, lehnte ich mich an das Gitter der Adelphi-Terrasse und blickte lange gedankenvoll in das braune, ölige Wasser des Flusses hinunter. Ich kann in frischer Luft immer viel richtiger und klarer denken. Ich zog die Liste von Professor Challengers Taten aus der Tasche und las sie von neuem unter der elektrischen Bogenlampe. Und dann überkam mich etwas, das ich nur für eine Eingebung halten konnte.

      Als Mann der Presse fühlte ich mit Sicherheit, dass ich nach allem, was ich gehört hatte, niemals hoffen konnte, mit diesem streitsüchtigen Professor in Verbindung zu kommen. Aber die zweimal in seiner biographischen Übersicht wiederholten Gegenbeschuldigungen konnten doch nur bedeuten, dass er ein Fanatiker der Wissenschaft war. Ob das nicht die schwache Stelle war, durch die man an ihn herankommen könnte? Das musste ich versuchen.

      Ich betrat den Klub. Es war kurz nach 11 Uhr, und der große Raum war ziemlich voll, obgleich der Ansturm noch nicht begonnen hatte. In einem Armstuhl am Kamin sah ich einen langen, dünnen, eckigen Menschen sitzen. Er wandte sich zu mir, als ich mit meinem Stuhl in seine Nähe rückte. Das war gerade derjenige in der ganzen Menge, der mir in diesem Augenblick am willkommensten war – Tarp Henry von der Redaktion der »Natur«, ein dürres, trockenes, lederartiges Wesen, das sich durch große Menschenfreundlichkeit allen seinen Bekannten gegenüber auszeichnete. Ich ging direkt auf mein Ziel los.

      »Was wissen Sie von Professor Challenger?«

      »Challenger?« Er zog die Brauen in wissenschaftlicher Missbilligung zusammen. »Challenger war der Mann, der mit einigen Ammenmärchen aus Südamerika zurückkam.«

      »Was für Märchen denn?«

      »Ach, das war ein üppiger Blödsinn über einige seltsame Tiere, die er entdeckt haben wollte. Ich glaube, er hat später widerrufen. Irgendwie hat er alles unterdrückt. Er gab Reuter ein Interview, und darauf erhob sich ein derartiges Geheul, dass ihm klar wurde, er würde mit seinen Ansichten nicht durchdringen. Es war eine blamable Angelegenheit. Es gab einen oder den anderen, der geneigt war, ihn ernst zu nehmen. Aber er brachte sie bald zum Schweigen.«

      »Wie denn?«

      »Na, durch seine unerträgliche Grobheit und sein unmögliches Benehmen. Da war der arme alte Watley vom Zoologischen Institut. Watley schrieb ihm: ›Der Präsident des Zoologischen Instituts empfiehlt sich Professor Challenger und würde es als eine persönliche Auszeichnung empfinden, wenn er ihm die Ehre erweisen würde, zu ihrer nächsten Sitzung zu kommen.‹ Die Antwort war nicht druckfähig.«

      »Können Sie sie mir sagen?«

      »Ja, da läuft eine verballhornte Lesart um: ›Professor Challenger lässt sich dem Präsidenten des Zoologischen Instituts empfehlen und würde es als eine persönliche Auszeichnung empfinden, wenn er sich zum Teufel scheren würde.‹

      »Um Gottes willen!«

      »Ja, ich nehme an, dass das auch der alte Watley gesagt hat. Ich erinnere mich seiner Wehklagen in der Sitzung. Sie begann: Eine fünfzigjährige Erfahrung in wissenschaftlichem Umgang – – – Der alte Mann war ganz gebrochen.«

      »Wissen Sie sonst noch etwas von Challenger?«

      »Nun, ich bin Bakteriologe, wie Sie wissen. Ich lebe in einem 900-Diameter-Mikroskop. Ich kann kaum den Anspruch erheben, ein ernsthafter Kenner von irgendeiner Sache zu sein, die ich mit bloßen Augen sehen kann. Ich bin ein Pionier vom äußersten Rande des Wissens, und ich fühle mich gar nicht auf meinem richtigen Platze, wenn ich mein Studierzimmer verlasse und in Berührung mit euch allen, euch großen, rohen und plumpen Geschöpfen, trete. Ich bin zu isoliert, um mich für Skandalgeschichten zu interessieren. Aber ich habe doch bei wissenschaftlichen Unterhaltungen einiges über Challenger gehört; denn er ist einer von diesen Menschen, an denen man nicht vorbeigehen kann. Er ist tatsächlich so verwegen, wie sie ihn schildern. Er gleicht einer scharf geladenen Batterie von Kraft und Lebensenergie, aber er ist ein streitsüchtiger, boshafter, skrupelloser Sonderling mit seltsamen Liebhabereien. Er ist so weit gegangen, einige schwindelhafte Photographien von der südamerikanischen Expedition vorzulegen.«

      »Sie sagen, er hat Liebhabereien. Was ist denn sein besonderes Steckenpferd?«

      »Er hat tausend. Aber das letzte ist etwas über Weismann und Evolution. Er hatte einen fürchterlichen Streit darüber in Wien, glaube ich.«

      »Können Sie mir den Grundgedanken davon angeben?«

      »Im Augenblick nicht. Aber es existiert eine Übersetzung dieser Verhandlungen. Wir haben sie in unserem Archiv. Würden Sie sich die Mühe machen, mitzukommen?«

      »Das ist gerade das, was ich brauche. Ich soll den Burschen nämlich interviewen, und ich brauche irgend etwas zur Anknüpfung.

Скачать книгу