Die vergessene Welt. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Die vergessene Welt - Arthur Conan Doyle страница 8
»Sauberes Leinen!« brüllte er.
»Es ist kein Geheimnis«, schrie sie. »Weißt du, dass die ganze Straße – ganz London sogar – – gehen Sie, Austin, wir brauchen Sie hier nicht – –, weißt du, dass alle Welt von dir spricht? Wo bleibt deine Würde? Du, ein Mann, der königlicher Professor an einer großen Universität, wo tausend Studenten dich verehren würden, sein sollte, wo bleibt deine Würde, George?«
»Und wo die deinige, meine Teure?«
»Du quälst mich zu sehr. Ein Raufbold – ein wüster Raufbold – ist das, was du geworden bist.«
»Sei gut, Jessie!«
»Ein tobender, rasender Eisenfresser!«
»Jetzt ist es genug! Buß-Schemel!« sagte er.
Und zu meinem Erstaunen bückte er sich, hob sie auf und setzte sie auf ein hohes Piedestal von schwarzem Marmor in der Ecke der Vorhalle. Es war mindestens sieben Fuß hoch und so schmal, dass sie kaum das Gleichgewicht darauf halten konnte. Ein lächerlicheres Bild, als sie bot mit dem ängstlich verzogenen Gesicht, den baumelnden Füßen und dem vor Angst starren Körper, war nicht denkbar.
»Lass mich herunter«, jammerte sie.
»Sage bitte.«
»O du Rohling, im Augenblick lässt du mich herunter!«
»Kommen Sie in mein Studierzimmer, Mister Malone.«
»Aber wirklich, Herr Professor – –«, sagte ich mit einem Blick auf seine Frau.
»Herr Malone bittet für dich, Jessie. Sage bitte, und du kommst sofort herunter.«
»O du brutaler Mensch! Bitte! Bitte!«
Er hob sie herunter, als wäre sie ein Kanarienvogel.
»Du musst dich selbst gut benehmen, Liebling. Herr Malone ist ein Mann von der Presse. Er wird das alles morgen in seiner Zeitung bringen und ein Extradutzend Exemplare in unserer Nachbarschaft verkaufen: ›Seltsame Vorgänge in der höheren Gesellschaft‹ Du hattest doch einen höheren Platz auf dem Piedestal, nicht wahr? Dann ein Untertitel: ›Blick in eine merkwürdige Ehe.‹ Dieser Herr Malone ist ein Mann, der im Schmutz wühlt, ein Aasfresser wie alle seiner Art – porcus ex grege diaboli – ein Schwein aus des Teufels Herde. So ist es, Malone – was denn?«
»Sie sind tatsächlich unerträglich«, sagte ich heftig.
Er brach in ein gellendes Lachen aus. »Wir werden jetzt ein Bündnis schließen«, brummte er, indem er den Blick von seiner Frau zu mir herüberwandte und den enormen Brustkasten vorwölbte. Dann plötzlich in verändertem Tonfall: »Entschuldigen Sie diesen frivolen Familienscherz, Herr Malone. Ich habe Sie aus einem etwas ernsthafteren Grunde, als Ihnen unsere kleinen häuslichen Schäkereien vorzuführen, zurückgerufen. – Lauf nur, kleine Frau, und sei nicht mehr verdrießlich.« Dabei legte er ihr seine riesigen Hände auf die Schulter. »Alles, was du sagst, ist ja vollkommen richtig. Ich würde ja ein besserer Mann sein, wenn ich täte, was du mir rätst. Aber der ganze George Edward Challenger würde ich dann nicht mehr sein. Es gibt so viel bessere Männer, meine Teure. Aber nur einen G. E. C. Du musst schon versuchen, mit mir auszukommen.« Und darauf gab er ihr plötzlich einen schallenden Kuss, der mich noch mehr in Erstaunen versetzte als seine vorher bewiesene Gewalttätigkeit. »Nun, Herr Malone,« fuhr er plötzlich mit großer Würde fort, »darf ich bitten, hier durch den Korridor.«
Wir betraten aufs neue das Zimmer, das wir zehn Minuten vorher so tumultuarisch verlassen hatten. Der Professor schloss die Tür sorgfältig hinter uns, drückte mich in einen Armstuhl und hielt mir eine Zigarrenkiste unter die Nase. »Echte San Juan Colorado«, sagte er. »Reizbare Leute wie Sie brauchen Narkotika. Himmel, beißen Sie sie nicht ab! Abschneiden! – und mit Ehrfurcht abschneiden! So, jetzt legen Sie sich zurück und hören Sie aufmerksam an, was ich mich herbeilasse, Ihnen zu erzählen. Sollten Sie das Bedürfnis zu irgendeiner Bemerkung haben, so können Sie sie sich für eine bessere Gelegenheit aufsparen.
Zunächst zu Ihrer Rückkehr in mein Haus nach dem völlig gerechtfertigten Hinauswurf« – er schob den Bart vor und funkelte mich an wie einer, der einen Widerspruch herausfordert und erwartet –, »nach Ihrem, sage ich, wohlverdienten Hinauswurf. Der Grund lag in Ihrer dem höchst dienstfertigen Schutzmann gegebenen Antwort, in der ich glaubte eine Spur von schicklichem Empfinden Ihrerseits zu entdecken – mehr jedenfalls als ich gewöhnt bin mit einem Menschen Ihrer Berufsart zu verbinden. Indem Sie zugestanden, dass die Schuld zu diesem Zwischenfall auf Ihrer Seite lag, haben Sie den Beweis einer gewissen geistigen Selbständigkeit und weiter Lebensauffassung gegeben, der meine wohlwollende Aufmerksamkeit erregte. Die Untergattung der menschlichen Rasse, der Sie unglücklicherweise angehören, befand sich immer unterhalb meines geistigen Horizonts. Ihre Antwort hat Sie plötzlich oberhalb desselben erscheinen lassen. Sie sind aufgetaucht als ein Gegenstand meiner ernsthaften Beobachtung. Aus diesem Grunde habe ich Sie aufgefordert, mit mir zurückzugehen, da ich gesonnen war, Ihre weitere Bekanntschaft zu machen. – Bitte, wollen Sie die kleine japanische Schale auf dem Bambustisch, den Sie mit dem linken Ellbogen berühren, als Aschbecher benutzen.«
All dies brummte er vor sich hin wie ein Professor, der zu seinen Studenten redet. Er hatte seinen Drehstuhl herumgeschwungen, um mir gerade ins Gesicht sehen zu können, und saß, eine mächtige Rauchwolke ausstoßend, vor mir wie ein riesiger Ochsenfrosch, das Haupt zurückgelegt und die Augen mit einem hochmütigen Ausdruck halb geschlossen. Plötzlich drehte er sich zur Seite, und ich sah von ihm nichts mehr als sein wirres Haupthaar und ein rotes, abstehendes Ohr. Er wühlte in einem Haufen von Papieren, die auf seinem Schreibtisch lagen, worauf er sich mir wieder zuwandte und etwas in der Hand hielt, was wie ein zerfetztes Skizzenbuch aussah.
»Ich werde Ihnen jetzt etwas über Südamerika erzählen«, sagte er. »Machen Sie keine Bemerkungen, wenn ich bitten darf. Zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass nichts von dem, was ich Ihnen jetzt mitteile, irgendwie veröffentlicht werden darf, soweit Sie dazu keine ausdrückliche Erlaubnis erhalten. Diese Erlaubnis werde ich aller menschlichen Wahrscheinlichkeit nach niemals geben. Ist das klar?«
»Das ist sehr hart«, sagte ich. »Ein verständiger Bericht würde sicherlich – – –«
Er legte das Buch wieder auf den Tisch.
»Die Sache ist erledigt«, sagte er. »Guten Morgen, mein Herr.«
»Nein, nein,« rief ich, »ich unterwerfe mich jeder Bedingung. Soweit ich sehe, bleibt mir nichts anderes übrig.«
»Unter keinen Umständen«, sagte er.
»Gut, ich verspreche Ihnen alles.«
»Ehrenwort?«
»Ehrenwort.«
Er sah mich zweifelnd mit seinen anmaßenden Augen an.
»Was weiß ich denn schließlich von Ihrer Ehre?« sagte er.
»Ich muss sehr bitten, Herr Professor«, brauste ich auf. »Jetzt sind Sie sehr unhöflich. In meinem ganzen Leben hat man mich noch nicht so beleidigt.«
Meine Heftigkeit schien ihn mehr zu interessieren als zu langweilen.
»Rundköpfig«,