Notwendige Unruhe: Über Kirche, Sexualität und Freiheit. Wolfgang Metz

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Notwendige Unruhe: Über Kirche, Sexualität und Freiheit - Wolfgang Metz

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die hetero, homo und trans sind,

      Katholik:innen, Orthodoxe, Protestant:innen

      und auch einige ohne Glaubenszuordnung,

      die aber sicherlich nicht weniger glauben, hoffen und lieben,

      Europäer:innen und ein paar von ganz woanders her,

      einen, der sogar gar kein Deutsch spricht – wir uns aber

      trotzdem verstehen –,

      manche, die wunderbar einfach sind,

      und manche, bei denen alles immer gleich schrecklich

      kompliziert ist …

      … und da gibt es noch jemanden,

      der völlig anders war und ist

      und der Mensch geworden ist.

      Es ist, glaube ich, völlig egal,

      ob dieser als Mann auf die Welt gekommen ist

      oder als Akademiker:in oder Handwerker,

      als hetero, homo oder trans,

      als Jude oder einfach als Glaubender und Liebender,

      als aramäisch sprechender Israelit

      bzw. welche Sprache er überhaupt gesprochen hat,

      ob er wunderbar einfach oder auch manchmal schrecklich kompliziert war …

      … entscheidend ist und bleibt,

      dass er (oder sie) Mensch geworden ist!

      Diese eine Schublade reicht doch voll und ganz!

      Wie wäre es, wenn ich … wenn wir, die ganzen restlichen Schubladen in unserem Leben, in unserer Gesellschaft und in der Kirche auch einfach mal lassen könnten und ausprobierten, was dann passieren würde?

       Fasst mich doch an!

      Jesus sagte nach seiner Auferstehung zu den ängstlichen und verblüfften Jüngern:

      »Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht« (Lk 24,39).

      Auferstehung ist keine vergeistigte Idee!

      Der Glaube an die Auferstehung ist eine handfeste Hoffnung, die etwas von Gottesbeziehung und Menschwerdung, von Leben und Tod, von Körper und Geist erahnt und erzählt.

      Vor ein paar Jahren bei einem Gespräch über Beerdigungsrituale: Ein über achtzigjähriger Mann sagte (in Anwesenheit seiner Frau, die dabei lächelnd neben ihm saß), dass er seine Frau bzw. ihren Körper nach ihrem Tod niemals verbrennen lassen könnte, weil er sie doch in und auch durch diesen Körper ein Leben lang geliebt habe.

      Jenseits von Beerdigungsriten (dieses Diskussionsfass will ich jetzt aber ganz und gar nicht aufmachen) beeindruckt mich diese Aussage bis heute …

      Wir sind nicht nur geistige, sondern auch körperliche Wesen.

      Wir leben und lieben unsere Beziehungen nicht nur geistig, sondern auch körperlich.

      (Gerade Corona lehrte und lehrt uns das durch notwendige Abstandsregeln schmerzhaft.)

      Wir leben und lieben Gott nicht nur geistig, sondern auch körperlich und können sein beständiges Mitgehen in aller Vielfalt auch darin wahrnehmen.

      (Es ist kein Zufall, dass viele Sakramente eine spürbare und nahbare Berührung beinhalten.)

      Was wäre, wenn ich das ernst nehmen würde?

      Wenn jede Umarmung und Berührung, jeder zarte Windhauch auf meiner Haut, jede körperliche Erregung, jeder Duft von frischem Brot, jede wundervolle Farbe, jedes genossene Glas Wein, jede an mein Ohr dringende Stimme und unfassbar viel mehr mich genauso mit Gott und mit dem Auferstandenen in Berührung brächte wie jedes andächtige Gebet?

      Denn genau in und durch das alles lebe und glaube und liebe ich und stehe hoffentlich auch irgendwann einmal wieder auf!

       Über die Zuneigung

      Wir brauchen Zuneigung

      zum Leben und Lieben und Glauben.

      Zuneigung durch Menschen,

      die durch uns und mit uns und in uns

      leben und lieben und glauben.

      Zuneigung durch Gott,

      der durch uns und mit uns und in uns

      lebt und liebt und glaubt.

      Zuneigung gerade dann

      in all den Augenblicken,

      in denen uns diese fehlt.

      Zuneigung in Fleisch und Blut,

      in der uns Gott als Mensch berührt

      und wäscht, umarmt und küsst.

       Über das leidige Thema mit dem Sex und die Frage, über was geredet werden darf

      »Nichts ist so schlimm, als dass man nicht darüber reden könnte …«

      Eine kluge Frau hat mir das mal gesagt.

      Sie sagte, dass sie das ihrem Sohn und ihren Enkeln beibringen und immer vorleben wollte.

      Im Bereich der Sexualität haben wir als katholische Kirche leider über Jahrhunderte eine Atmosphäre kultiviert, wonach es sehr wohl Dinge gibt, die scheinbar so schlimm sind, dass man nicht darüber reden kann, und wenn, dann nur scham- und sündenbehaftet.

      Wenn es in diesem Bereich nur alte Regeln gibt, die unreflektiert still und heimlich weitergetragen werden, und nicht offen darüber gesprochen und diskutiert werden darf, wenn Menschen dann darin mit ihrem Menschsein und ihrer Körperlichkeit still und moralinsauer alleinegelassen werden, kommt leider meistens nichts Gutes dabei raus.

      Wenn Menschen dann z.B. denken, sie seien die Einzigen, die sich selbst befriedigen und dass das überhaupt etwas ganz Schlimmes sei …

      Oder wenn Menschen z.B. denken, irgendetwas mit ihnen sei falsch, weil sie nicht hetero sind, und dass das etwas ganz Schlimmes sei …

      (Ganz nebenbei zu beiden Beispielen: Sind sie nicht und ist es nicht!)

      Ich weiß schon, manche sagen jetzt wieder:

      Wie kann der nur – auch noch als Priester – so etwas sagen, denn die Bibel und die Kirche und Gott sagen, dass

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