Erzählungen aus 1001 Nacht - 1. Band. Anonym

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Erzählungen aus 1001 Nacht - 1. Band - Anonym

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Knechten und Wachen im Angesicht der Stadt, bereit, am nächsten Morgen nach seines Bruders Hauptstadt aufzubrechen. Als aber die Nacht halb vorüber war, fiel ihm ein, daß er in seinem Palast etwas vergessen hatte, und er kehrte heimlich zurück und trat in seine Gemächer und fand dort die Königin, sein Weib, auf seinem eigenen Teppichbett schlafend, wie sie mit beiden Armen einen schwarzen Koch von ekelhafter Erscheinung, beschmiert mit Küchenfett und Schmutz, umschlungen hielt. Als er das sah, wurde ihm die Welt vor seinen Augen schwarz, und er sagte: »Wenn solche Dinge geschehen, während ich noch vor der Stadt bin, wie wird da erst während meines langen Aufenthalts am Hofe meines Bruders das Gebaren dieses feilen Weibes sein?« Und er zog seinen Säbel und hieb die beiden mit einem einzigen Schlage in vier Stücke, ließ sie auf dem Teppich liegen und kehrte schleunig in sein Lager zurück, ohne jemandem von dem Geschehenen zu sprechen. Dann gab er Befehl, sofort aufzubrechen, und begann seine Reise, aber er konnte den Gedanken an seines Weibes Verrat nicht bannen, und immer wieder sagte er zu sich selber: »Wie konnte sie mir dies antun? Wie konnte sie an ihrem eigenen Verderben wirken?« bis ihn übermäßiger Gram anfaßte, bis er gelb ward, sein Körper schwach und ihm eine gefährliche Krankheit drohte, wie sie die Menschen zum Tode führt. Deshalb verkürzte der Vezier die Tagesmärsche und verweilte lange bei den Wasserplätzen und tat sein Bestes, um den König zu trösten.

      Als nun Schah Zaman der Hauptstadt seines Bruders nahe kam, entsandte er Vorläufer und Boten froher Nachricht, um seine Ankunft zu verkünden, und Schahryar zog ihm mit den Vezieren und Emiren und Herren und Großen seines Reiches entgegen und begrüßte ihn und freute sich in übermäßiger Freude und ließ die Stadt zu seinen Ehren schmücken. Doch als die Brüder sich gegenüber standen, konnte der ältere nicht anders, als die Veränderung im Aussehen des jüngeren zu bemerken, und er fragte ihn, und der erwiderte: »Das kommt von den Mühen der Reise, und ich bedarf der Pflege, denn ich habe vom Wechsel des Wassers und der Luft gelitten! Aber Allah sei gepriesen, daß er mich mit einem so teuren und ausgezeichneten Bruder wieder vereinigt!« Auf diese Weise bewahrte er sein Geheimnis und fügte hinzu: »O König der Zeit und Kalif der Stunde, nur Mühsal und Plage haben mir das Gesicht mit Galle gelb gefärbt und mir die Augen in den Kopf versenkt.« Dann zogen beide mit allen Ehren in die Hauptstadt ein; und der ältere Bruder gab dem jüngeren Wohnung in einem Palast, der den Lustgarten überragte; und als er ihn nach einer Weile noch unverändert sah, schrieb er sein Leiden der Trennung von seinem Lande und Königreiche zu. Er ließ ihn also seine eigenen Wege gehen und stellte ihm keine Fragen, bis er ihm eines Tages wiederum sagte: »Mein Bruder, ich sehe, du bist noch schwächer am Leibe geworden und gelber an Farbe.« »Mein Bruder,« erwiderte Schah Zaman, »ich trage eine innere Wunde«, aber was er von seinem Weibe gesehen hatte, wollte er ihm auch jetzt noch nicht sagen. Da berief Schahryar Chirurgen und Ärzte und hieß sie seinen Bruder nach den Regeln der Kunst behandeln, und das taten sie einen ganzen Monat lang; aber ihre Scherbetts und Tränke nützten nichts, denn er verweilte immer noch bei seines Weibes Missetat, und statt zu schwinden, wuchs die Verzweiflung, und die Heilkunst versagte völlig. Eines Tages nun sagte sein älterer Bruder zu ihm: »Ich ziehe hinaus auf die Jagd, zu meiner Lust und meinem Zeitvertreib; vielleicht würde das dir das Herz erleichtern.« Schah Zaman aber lehnte ab und sagte: »O mein Bruder, meine Seele sehnt sich nach nichts dergleichen; ich bitte dich um die Gunst, laß mich ruhig an diesem Ort, da meine Krankheit mich völlig in Anspruch nimmt.«

      So verbrachte Schah Zaman seine Nacht im Palast, und am nächsten Morgen, als sein Bruder ausgezogen war, verließ er sein Zimmer und setzte sich an eins der Gitterfenster, die den Lustgarten überblickten; und dort blieb er sitzen und dachte mit den traurigsten Gedanken an seines Weibes Verrat, und brennende Seufzer drangen ihm aus der gequälten Brust. Und als er so fortfuhr, da tat sich ein Türchen im Palaste auf, das sorgfältig geheim gehalten wurde, und heraus traten zwanzig Sklavenmädchen mit seines Bruders Weib in ihrer Mitte, das herrlich schön war, ein Wunder an Schönheit und Lieblichkeit, an Ebenmaß und vollkommener Anmut; und sie schritt daher mit der Anmut der Gazelle, wenn sie nach dem kühlenden Strome lechzt. Da zog Schah Zaman sich von dem Fenster zurück, aber er behielt die Schar im Auge, indem er von einem Orte nach ihr ausspähte, an dem man ihn nicht erspähen konnte. Sie gingen unter eben dem Gitter vorüber und dann ein wenig in den Garten hinein, bis sie zu einem Brunnen kamen, der in ein großes Wasserbecken floß; dort zogen sie ihre Kleider ab, und siehe, zehn von ihnen waren Frauen, Nebenfrauen des Königs, und die anderen zehn waren weiße Sklaven. Nun ordneten sie sich alle zu Paaren; aber die Königin, die allein blieb, rief alsbald mit lauter Stimme: »Her zu mir, o mein Herr, Saîd«, und es sprang aus einem der Bäume ein großer, täppischer Mohr mit rollenden Augen, in denen man das Weiße sah, ein wahrhaft scheußlicher Anblick. Er schritt kühn auf sie zu und schlang die Arme um ihren Hals, und sie umschloß ihn ebenso warm; dann küßte er sie und wand seinen Körper um sie, wie ein Knopfloch einen Knopf umschlingt, und warf sie nieder und liebkoste sie. Ebenso aber taten die anderen Sklaven mit den Mädchen, bis alle ihrer Lust genug getan hatten; und sie hörten nicht auf, sich zu küssen und zu umarmen und zu paaren und zu liebkosen, bis der Tag zu sinken begann; da aber standen die Mamelucken vom Busen der Mädchen auf, und der Mohr erhob sich von der Brust der Königin; die Männer nahmen ihre Verkleidung und alles wieder auf (außer dem Neger, der den Baum hinauf floh), kehrten in den Palast zurück und schlössen das Türchen wie zuvor. Als nun Schah Zaman dies Betragen seiner Schwägerin sah, sprach er zu sich selber: »Bei Allah! Mein Unglück ist geringer als dieses! Mein Bruder ist ein größerer König unter den Königen als ich, und doch geht diese Schmach in seinem eigenen Palaste vor sich, und sein Weib ist verliebt in diesen schmutzigsten aller schmutzigen Sklaven. Aber dies zeigt nur, daß sie alle so tun, und daß es keine Frau gibt, die nicht ihren Mann zum Hahnrei macht; und drum den Fluch Allahs auf eine und alle, und auf die Narren, die sich um Stütze an sie lehnen oder die Zügel der Lebensführung in ihre Hände geben.« So legte er seine Melancholie und Verzweiflung, das Bedauern und die Reue ab und linderte seinen Gram, indem er sich diese Worte beständig wiederholte und noch hinzufügte: »Ich bin überzeugt, daß in dieser Welt niemand vor ihrer Schändlichkeit sicher ist!« Als aber die Zeit zum Nachtmahl kam, brachte man ihm die Tische, und er aß mit gierigem Appetit, denn lange hatte er sich der Speise enthalten, da er sich außerstande fühlte, auch die leckerste Schüssel zu berühren. Dann sagte er Allah, dem Allmächtigen, reichen Dank, pries ihn und segnete ihn und verbrachte eine höchst ruhige Nacht, denn es war lange her, seit er die süße Erquickung des Schlafes gekostet hatte. Am nächsten Tage frühstückte er herzhaft, denn Gesundheit und Kraft begannen zurückzukehren, und er war alsbald wieder bei vortrefflichem Befinden.

      Sein Bruder aber kam zehn Tage darauf von der Jagd zurück, und er ritt ihm entgegen, und sie begrüßten einander; und als König Schahryar König Schah Zaman erblickte, sah er, wie ihm die Farbe der Gesundheit zurückgekehrt und sein Gesicht rot geworden war, und wie er nach seinem früheren Fasten jetzt mit Wohlbehagen aß. Er wunderte sich sehr und sagte: »O mein Bruder, ich hätte es so gern gesehen, wenn du mich auf dem Ritt und der Jagd begleitet hättest, um in meinem Reich Vergnügen und Zeitvertreib zu genießen!« Er aber dankte ihm und entschuldigte sich; dann stiegen die beiden zu Pferde und ritten in die Stadt, und als sie behaglich im Palaste saßen, wurden ihnen die Tische vorgesetzt, und sie aßen sich satt. Als aber die Speisen abgetragen waren und sie sich die Hände gewaschen hatten, wandte König Schahryar sich zu seinem Bruder und sagte: »Mein Geist ist überwältigt vom Staunen über dein Befinden. Ich wünschte sehr, dich mit mir auf die Jagd zu nehmen, aber ich sah deine Farbe verwandelt, sah dich bleich und matt anzuschauen, und in schwerer Geistesnot. Aber jetzt, Alhamdolillah – Ruhm sei Gott! – sehe ich, deine natürliche Farbe ist in dein Gesicht zurückgekehrt, und du bist wieder bei bestem Befinden. Es war mein Glaube, deine Krankheit käme durch die Trennung von den Deinen und deinen Freunden, durch die Abwesenheit von Hauptstadt und Land, und daher quälte ich dich nicht mit Fragen. Aber jetzt flehe ich dich an, erkläre mir dein Leiden und den Wechsel deiner Farbe und die Ursache deiner Erholung und der Rückkehr zu der rötlichen Farbe der Gesundheit, die ich zu sehen gewohnt bin. Sprich und verbirg mir nichts!« Als Schah Zaman dies hörte, senkte er eine Weile das Haupt zu Boden, hob es wieder und sprach: »Ich will dir sagen, was mein Leiden und den Verlust meiner Farbe verursacht hat; aber entbinde mich davon, dich auch mit der Ursache ihrer Rückkehr bekannt zu machen und mit den Gründen meiner Erholung: ja, ich flehe dich an, bestehe nicht auf einer

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